Die Kritiker

«Tatort: Schlangengrube»

von   |  1 Kommentar

Zurück zu alter Stärke finden die Münsteraner Ermittler Thiel und Boerne.

Cast & Crew

Technik
Regie: Samira Radsi
Drehbuch: Stefan Cantz / Jan Hinter
Kamera: Stefan Unterberger
Schnitt: Andrea Wimmer
Produktionsleitung: André Fahning
Produzentin: Sonja Goslicki
Besetzung
Prof. Karl-Friedrich Boerne: Jan Josef Liefers
Frank Thiel: .Axel Prahl
Silke Haller: Christine Urspruch
Dr. Richard Stockmann: Robert Hunger-Bühler
Herbert Thiel: Claus D. Clausnitzer
In über 1000 «Tatort»-Folgen ist schon einiges passiert. Während früher die massive Gewaltdarstellung in der Krimi-Reihe kritisiert wurde, hört man mittlerweile nur noch selten, dass ein «Tatort» durch seine Brutalität polarisiert. Ausnahmen gibt es natürlich immer, wie beispielsweise die beliebte «Tatort»-Folge "Im Schmerz geboren", die 2014 ausgestrahlt wurde und in Sachen Härte und Dialogen immer wieder mit Kultregisseur Quentin Tarantino verglichen wurde. Gleichzeitig gibt es ebenso viele Folgen, die durch gut pointierten Humor und dem sympathischen Zusammenspiel der Darsteller glänzen. In Sachen Witz hat der Münsteraner «Tatort» mit den Schauspielern Jan Josef Liefers und Axel Prahl zweifelsohne die Nase vorne. Mit dem neusten Fall der beiden ungleichen Ermittler beweisen die Beiden wieder einmal, dass sie auch in Zukunft keine Angst haben müssen ihren Titel als humorvollster «Tatort» zu verlieren.

Der aktuelle Fall dreht sich zu Beginn noch um eine Katzenliebhaberin, die tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird. Während die Ermittler anfangs noch von einem tragischen Unfall ausgehen, kommt man doch recht schnell zu dem Entschluss, dass es sich um einen Mord handelt. Thiel und Boerne nehmen die Witterung auf und stoßen schnell auf eine Spur, die sie in den Zoo führt.

Zudem muss Prof. Boerne noch die Kritik eines Gourmets überstehen, um eine eigene Fernseh-Kochshow zu bekommen, während Thiel eigentlich nur mit seinem alten Herrn auf eine Fahrradtour möchte.

Auch wenn sich die Prämisse des neusten Münsteraner «Tatort» ungewöhnlich anhören mag, so ist sie dafür umso sicherer umgesetzt. Schlangengrube verliert nach dem ikonischen 32 Sekunden dauernden «Tatort»-Intro keine Zeit und steigt umgehend ein. Prof. Boerne, seines Zeichens Rechtsmediziner, präsentiert seine Kochkünste in der Pathologie, zwischen Leichen und dem Feinschmecker Dr. Stockmann, in der Hoffnung, seine eigene Fernsehshow zu bekommen, die die Kulinarik mit Todesfällen verbinden soll. Der makabre und unkonventionelle Einstieg stellt schon einmal die Weichen für die kommenden knapp 90 Minuten. Sowohl der makabre Humor, als auch die bekannten und beliebten Wortgefechte zwischen St. Pauli-Fan Frank Thiel und Akademiker Karl-Friedrich Boerne sind in ihrem aktuellen Fall in absoluter Höchstform. Natürlich steht den Beiden auch wieder Silke Haller zur Seite, die kleinwüchsige Pathologin, die von Boerne stets liebevoll auf ihre Größe aufmerksam gemacht wird.

Das Herzstück eine jeden Krimis, der Fall, gestaltet sich in Schlangengrube sehr spannend, und bleibt trotz mehrerer Charaktere angenehm übersichtlich und nachvollziehbar. Die Situationskomik, die typisch für den Münster «Tatort» ist, kommt auch hier nicht zu kurz und ist dabei stets gut pointiert, sodass sie nie deplatziert wirkt und sich tonal optimal in die Szene einbindet. Auch die vermeidliche Rahmenhandlung mit Boernes Versuch in den TV-Markt einzusteigen, ist nicht nur bloßes Beiwerk, um die Sendezeit auszufüllen, sondern bindet sich logisch in den eigentlichen Fall mit ein.

Wie so oft bei den Fällen von Thiel und Boerne sind auch dieses Mal die Dialoge und freundschaftlichen Reibereien zwischen den Beiden ein großes Highlight. In den gewohnt scharfen und schnellen Dialogen zeigt sich die gute Chemie, die Axel Prahl und Jan Josef Liefers in ihren Rollen miteinander haben. Dass das Drehbuch ihnen gerade diese Möglichkeiten gibt, spricht nur für die beiden alteingesessen «Tatort»-Autoren Stefan Cantz und Jan Hinter.

Angesicht der hohen Qualität des neuen Münsteraner «Tatort»s ist es umso bedauerlicher, dass die Zuschauer demnächst nur noch einen Fall im Jahr der beiden sympathischen Ermittler sehen, anstatt den ursprünglichen zwei Folgen.

"Schlangengrube" zeigt wieder einmal, dass der in Münster spielende «Tatort» in Sachen Komik und Dialogen die wohl größte Nummer in der langen Geschichte der Serie ist. Der Fall bleibt durchgehend spannend und interessant, ohne dabei seinen Fokus zu verlieren und wird dabei von zahlreichen lustigen und hervorragend geschriebenen Wortgefechten untermalt. Ob Schlangengrube an den Rekord von 13,13 Millionen Zuschauer des Thiel-und-Boerne-Falls "Mord ist die beste Medizin" von 2014 heranreichen kann, ist fraglich – verdient hätte die neuste Folge es jedoch alle mal.

"Schlangengrube" läuft am Sonntag, 27. Mai, um 20.15 Uhr, im Ersten.

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second-k
30.05.2018 11:49 Uhr 1
Inwiefern sind die 13,13 Millionen der Folge „Mord ist die beste Medizin“ ein Rekord?

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