Die Kino-Kritiker

«Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub»: Kreuzfahrtflirt mit Dracula

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Im dritten Teil der «Hotel Transsilvanien»-Reihe stehen die verspielten Gageinlagen mit den kauzigen Monstergestalten im Vordergrund. Die Geschichte ist nur schmückendes Beiwerk.

Filmfacts: «Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub»

  • Regie: Genndy Tartakovsky
  • Produktion: Michelle Murdocca
  • Drehbuch: Genndy Tartakovsky, Michael McCullers; basierend auf Figuren von Todd Durham
  • Musik: Mark Mothersbaugh
  • Schnitt: Joyce Arrastia
  • Laufzeit: 97 Minuten
  • FSK: ohne Altersbeschränkung
Zehn Jahre nach seiner animierten Vollkatastrophe «Adam Sandlers acht verrückte Nächte» brachte Adam Sandler einen weiteren Trickfilm auf den Markt: «Hotel Transsilvanien». Die nächste Trickschlappe blieb dem Komiker erspart; der von Genndy Tartakovsky («Dexters Labor») inszenierte Streifen auf dem Hause Sony Pictures Animation entpuppte sich 2012 als Überraschungserfolg. Bei einem Budget von 85 Millionen Dollar generierte die Geschichte des alleinerziehenden Draculas, der ein Hotel für Monster leitet und miterlebt, wie sich seine Tochter in einen Menschen verliebt, weltweit 358,4 Millionen Dollar an den Kinokassen. Die von Peter Baynham und Robert Smigel verfasste Trickkomödie setzte auf eine überraschend konfliktarme Geschichte und lebte ihrem (jungen) Publikum vor, dass kulturelle und äußerliche Unterschiede keine großen Probleme zu bedeuten haben.

Im von Robert Smigel und Adam Sandler geschriebenen Sequel aus dem Jahr 2015 wurden die Konflikte innerhalb der Monsterfamilie leicht bemüht vergrößert, so dass sich die Geschichte zwischenzeitlich arg in Erzählkonventionen und Klischees verlor. Beim dritten Teil haben nun Regisseur Tartakovsky und Michael McCullers («Boss Baby») die Feder in die Hand genommen und sorgen dafür, die Grundstimmung der Filmreihe wieder auszutarieren: «Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub» hat keinerlei ernstzunehmenden Familienkonflikte und auch die antagonistischen Mächte einer Dynastie an Monsterjägern sind mehr Witz denn Bedrohung.

Bei «Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub» ist der Titel Programm, geboten wird ein Sommerfilm voller Urlaubsentspannung und schlichten Pointen. Das ist wahrlich keine große Erzählkunst, ist als Gagparade für die ganze Familie jedoch dank Tartakovskys Regieführung eine amüsante, leichtgängige Angelegenheit ...

Dracula und seine Tochter Mavis haben sich zu einem eingespielten Team entwickelt, das den Monstergästen im Hotel Transsilvanien jeden Wunsch erfüllt – auch aufwändige, makaber-romantische Hochzeiten. Doch bei aller Arbeit ging das Familiengefühl verloren, weshalb Mavis ihren verwitweten Vater mit einem Urlaub überrascht: Sie bucht für ihre Familie sowie für enge Freunde eine besondere Monster-Kreuzfahrt. Vom Bermudadreieck ausgehend, nimmt diese Kurs auf die versunkene Stadt Atlantis. Während sich die Werwölfe Wayne und Wanda darauf freuen, Abstand von ihrem riesigen Rudel an Kindern zu gewinnen, unterstützen Frankenstein, der unsichtbare Mann Griffin und Mumie Murray Dracula bei einem Urlaubsvorhaben, von dem Mavis nichts weiß: Der Vampirfürst, der die Reise widerwillig angetreten ist, hat sich Hals über Kopf in Ericka verliebt, die Kapitänin des riesigen Luxusdampfers. Doch die hat ein dunkles Geheimnis …

Wer diese Filmreihe in der Synchronfassung verfolgt, muss feststellen: In der deutschen Fassung setzt der dritte «Hotel Transsilvanien»-Teil den Trend der Reihe fort, auf Kontinuität zu pfeifen. Die junge Vampirmutter Mavis wurde im Erstling von Josefine Preuß gesprochen, in Teil zwei von Palina Rojinski, und nun leiht ihr Janina Uhse ihre Stimme. Ihr Menschengatte Johnny erhält ebenfalls seinen nunmehr dritten deutschen Sprecher: Nach Elyas M'Barek und Andreas Bourani darf nun Sebastian Schulz hinters Mikro. Der unsichtbare Mann Griffin bekommt in Teil drei dagegen wieder die joviale Stimme des ebenso fähigen wie allgegenwärtigen Synchronprofis Tobias Kluckert verliehen, nachdem sich im zweiten Part der Influencer Simon Desue einen abbrechen durfte.

Von der Kontinuitätsfrage abgesehen, ist die Synchro zu «Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub» vollkommen vorzeigbar geraten: Rick Kavanian ist als Adam-Sandler-Dracula so gut wie gewohnt, Anke Engelke hat vor allem in den heimtückischeren Momenten der Kapitänin Ericka hörbaren Spaß und Kluckert stiehlt mit Griffins Sprüchen dank seines komödiantischen Timings nahezu jede seiner Szenen – wenn nicht gerade Daniel Zillmann als dauerbegeisterte Mumie einen Moment an sich reißt. Uhse hingegen hat darunter zu leiden, dass Mavis in diesem Film unerwartet wenig zu tun bekommt und darunter, dass es so wirkt, als wären Teile ihres Subplots der Schere zum Opfer gefallen. Ihre Meinung über Ericka durchläuft nämlich kleinere Sprünge, was sich zwangsweise auch auf die Sprachperformance auswirkt, da eine runde Charakterisierung so schwerfällt. Und anders als die meisten Figuren kann im Falle von Mavis hier nicht viel durch komödiantische Leistungen kaschiert werden …

Generell ist das Storytelling bei «Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub» Nebensache – obwohl die Monster Ziel eines diabolischen Plans sind, macht das milde Framing nie eine Bedrohung spürbar. Ebenso wenig sind die Geheimnisse innerhalb der Monsterfamilie sonderlich von Belang: Wenn jemandes Geheimniskrämerei enthüllt wird, ist die Antwort meist ein verständnisvoll vergebendes Lächeln. Tartakovsky legt den Schwerpunkt dieses Films völlig auf einen Mix aus Urlaubsgags, cartoonige Monsterexzentik und Situationskomik.

Filmisches Getümmel kommt dabei dem großen Figurenrepertoire zum Trotz aber kaum auf, da der Film weitestgehend Comedy-Setpiece an Comedy-Setpiece reiht, statt sich kopfüber in den Monsterurlaubsrummel zu stürzen und die Späße wirr aufeinanderzustapeln. Der Trubel reiht sich brav aneinander: Da bringt Draculas Smartphonesprachassistent den Fürst der Finsternis zur Weißglut, hier erfahren erschöpfte Eltern, was ein Kids Club ist, dort macht die Vampir-Mensch-Mischfamilie einen absurden Tauchgang, dann gibt es einen musikalischen Trip durch eine Art Monster-Las-Vegas. Der frühe Höhepunkt des Films bleibt jedoch ein Trip mit einer gewollt chaotischen Gremlin-Fluggesellschaft inklusive Looney-Tunes-haftem Slapstick.

Während Joyce Arrastias Schnitt zwischen den Gageinlagen mehrmals 'tote Luft' lässt, die dem Erzähltempo des Gesamtfilms Schwung nimmt, sind die einzelnen Comedynummern zügig, ohne sich abzuhetzen. Diese familienfreundliche, soft-morbide Nummernrevue gewinnt durch Tartakovsky geordneten, dennoch verspielten Stil an Witz: Wiederholt ist den Setpieces animationstechnisch und tonal die Inspiration durch Hanna-Barbera-Zeichentrickklassiker anzumerken, während Kreuzfahrtkapitänin mit ihrer gummiartigen Mimik eher an Max-Fleischer-Cartoons erinnert. All dies spielt sich in einer farbkräftigen, dunkelglänzenden Filmwelt ab, deren mildgruseliges Design ein stimmiges Gegengewicht zur betonten Freundlichkeit der Erzählweise darstellt.

Wie es viele andere moderne Animationsfilme, forciert «Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub» seinen klassischen Referenzen zum Trotz ein sehr musikalisches Finale, wobei es in diesem Fall immerhin auf kreative Weise inhaltlich begründet wird. Das filmhandwerkliches Potential dessen wird aufgrund einer gen Schluss plötzlich zurückhaltenden Inszenesetzung nicht ausgeschöpft, leichtfüßige Sommerlaune versprüht es trotzdem.

Fazit: Kein Komödienabenteuer für die ganze Familie, sondern eher ein konfliktfreier Kinourlaub mit freundlich-makaberen Gestalten.

«Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub» ist ab dem 16. Juli 2018 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 2D und 3D.

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