Popcorn & Rollenwechsel

Ein Regiestar ist geboren

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Die neueste Version von «A Star Is Born» punktet nicht nur durch gute Performances von Bradley Cooper und Lady Gags – sie ist zudem das Debüt eines vielversprechenden Regisseurs.

Filmfacts: «A Star Is Born»

  • Start: 4. Oktober 2018
  • Genre: Drama/Romanze/Musik
  • Laufzeit: 135 Min.
  • FSK: 12
  • Kamera: Matthew Libatique
  • Buch: Eric Roth, Bradley Cooper, Will Fetters
  • Regie: Bradley Cooper
  • Darsteller: Lady Gaga, Bradley Cooper, Sam Elliott, Dave Chappelle, Anthony Ramos
  • OT: A Star Is Born (USA 2018)
Um ehrlich zu sein: Die Story von «A Star Is Born» ist, wenn man sie runter bricht, über weite Strecken ziemlich kitschig. Talentierte Frau, die vom Ruhm träumt, aber nie eine ehrliche Chance erhalten hat, lernt einen Star kennen, der sich sofort Hals über Kopf in sie verliebt und groß macht. Eine schlichte Story – und gerade daher eine, die sich immer wieder erzählen lässt. Nach Filmversionen aus den Jahren 1937 (mit Janet Gaynor und Frederic March), 1954 (mit Judy Garland und James Mason) sowie 1976 (mit Barbra Streisand und Kris Kristofferson), läuft derzeit eine weitere Nacherzählung dieses Materials in den Kinos. Dieses Mal übernehmen Popstar Lady Gaga und Bradley Cooper die Hauptrollen, wobei der «Hangover»-Darsteller zudem als Produzent, Songwriter und Drehbuchautor mitwirkt. Vor allem aber liefert Cooper mit seinem «A Star Is Born»-Remake sein Regiedebüt ab – was man kaum glauben mag, da der Film so souverän inszeniert ist, als hätte Cooper nie etwas anderes getan.

Und es ist vor allem Coopers hervorragende Regieführung, die «A Star Is Born» von ihrem kitschigen (oder aufgrund der zweiten Hälfte der Story eher melodramatischen) Beigeschmack befreit. Das Etikett "rauschartig" mag vielleicht etwas übertrieben sein, aber "rauschähnlich" beschreibt auf jeden Fall, was Cooper macht: Die Kamera ist sehr nah bei den Figuren, sie kreist wie trunken um sie herum. Trunken von Liebe, trunken vom Ruhm, trunken vom Alkohol.

Und anders als etwa Jon Favreau in «Iron Man 2» oder Ruben Fleischer in Teilen von «Venom», hat Cooper die Contenance, den Tanz, den Kameramann Matthew Libatique in der Szenerie aufführt, nicht im Schnitt zu zerhackstückeln. Und so sind wir als Zuschauerinnen und Zuschauer wirklich mittendrin, statt nur dabei, wenn Hobbysängerin Ally (Lady Gaga) von Rockstar Jackson Maine (Bradley Cooper) auf die große Bühne gezerrt wird und, ihm und ihrem künstlerischen Drang zuliebe, nach und nach aus ihrer Lampenfieber-Starre ausbricht. Oder wenn die Beiden, erschöpft vom großen Konzertabend, irgendwann in einem Hotelbett aufwachen und langsam, aber leidenschaftlich übereinander herfallen, während sich die Kamera um sie dreht.

Coopers intime, trunkene Regieführung löst das Zeitgefühl auf. Und versetzt uns so in den Geisteszustand der beiden Hauptfiguren. In Jackson Maines vom guten Tropfen vernebelten Rockstar-Verstand, in Allys "Ich kann gar nicht glauben, wie schnell das alles geht!"-Gefühl, in die jegliche Vernunft aushebelnde Liebestrunkenheit der Beiden. Der Sound der nächsten Szene setzt mehrmals einige Sekunden vor dem Ende der aktuell laufenden Szene ein, wichtige Informationen über das Verhältnis zwischen zwei Figuren sickern nur allmählich durch – so, wie es halt ist, wenn man mit voller Wucht in einen neuen Menschenkreis geschleudert wird.

Und obwohl Coopers «A Star Is Born» so soghaft ist, es so nachvollziehbar macht, wie sehr den Protagonisten einfach Dinge widerfahren, und wie wenig sie selber die Kontrolle behalten: Cooper überzieht es mit seinen Stilmitteln nicht, lässt sie nicht in den Vordergrund treten, sondern zügelt sie in dem Maße, dass das packende Schauspiel Coopers und Gagas der Fokus des Ganzen bleibt. So bleibt «A Star Is Born» auch im neuesten Neuaufguss frisch – und Bradley Cooper schafft es aus dem Stand heraus in die Liste der Regisseure, die man besser im Auge behalten sollte.

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