Filmfacts: «Johnny English - Man lebt nur dreimal»
- Start: 18. Oktober 2018
- Genre: Komödie/Action
- Laufzeit: 88 Min.
- FSK: 6
- Buch: William Davies
- Regie: David Kerr
- Darsteller: Olga Kurylenko, Rowan Atkinson, Emma Thompson, Jake Lacy, Charles Dance, Ben Miller
- OT: Johnny English Strikes Again (UK/USA 2018)
«Man lebt nur dreimal» ist nämlich bislang der beste Teil der Reihe – auch deshalb, weil der bevorzugt an Serien mitwirkende Regisseur David Kerr («Fresh Meat») und Drehbuchautor William Davies («Drachenzähmen leicht gemacht») ihren Leinwandhelden neben aller Tollpatschigkeit auch endlich jenen Respekt entgegenbringen, den Johnny English als Ermittler verdient hat.
Die Welt in Gefahr
Die digitale Welt besteht nur aus Nullen und Einsen – und Johnny English (Rowan Atkinson) ist definitiv keine Eins. Durch die Attacke eines mysteriösen Hackers (Jake Lacy) werden sämtliche britischen Undercover-Agenten enttarnt. Einzig Johnny English, der sich der Digitalisierung aufgrund mangelnder Fähigkeiten bislang erfolgreich widersetzen konnte, bleibt übrig. Der britischen Prime Ministerin (Emma Thompson) bleibt keine andere Wahl, als ausgerechnet den Spion zu reaktivieren, der bisher jede seiner Missionen vermasselt hat. Mit seinen kompromisslos analogen Methoden werden Johnny English und seinem Kollegen Bough (Ben Miller) zur letzten Hoffnung des Geheimdienstes Ihrer Majestät…
Die ersten beiden «Johnny English»-Teile verstanden sich zwar als „James Bond“-Persiflage, doch wenn man einmal ehrlich ist, dann lieferten die Filmemacher Peter Howitt («Der Spion, der es versiebte») und Oliver Parker («Jetzt erst recht!») ihrem Publikum vor allem das, was es ohnehin schon von Rowan Atkinsons Paraderolle des Vollzeit-Deppen Mr. Bean gewohnt war: Die Storylines, in denen der unbeholfene Spion mehr schlecht als recht die Welt rettete, waren vor allem dazu da, halbwegs chronologisch groß angelegte Slapstick-Eskapaden zu verknüpfen. Das funktionierte in Teil eins noch ganz passabel, wirkte im zweiten Film aber nur noch wie ein müder Aufguss bis es schließlich regelrecht zu langweilen begann. Bei dem Qualitätssprung von Teil zwei zu drei möchte man glatt von einem Wechsel hinter den Kulissen ausgehen, doch Autor William Davies schrieb auch die Drehbücher zu den bisherigen «Johnny English»-Filmen.
Die sieben Jahre Pause zwischen dem zweiten und dem dritten Teil, in denen er lediglich das Skript zu «Der gestiefelte Kater» verfasste, haben sich allerdings sichtbar ausgezahlt; so frisch und unbedarft wirkt sein neues Skript. Das beginnt schon bei der Story rund um einen Hackerangriff auf den britischen Geheimdienst, aus dem sich ganz beiläufig die größten Gags daraus ergeben, dass ein solch alteingesessener Gentleman-Spion wie Johnny English einfach überhaupt keine Online-Affinität besitzt. Und so prallen eben ein Digital Immigrant und die global vernetzte Welt aufeinander, was einige herausragende Comedy-Momente zutage fördert.
Unspektakulärer Plot, viele gelungene Gags
Im Trailer wird sie bereits angedeutet, in voller Länge im Film gehört sie zu den großen Highlights: Als English mit einer Virtual-Reality-Brille aus Versehen halb London unsicher macht, verschmelzen wüster Körperhumor und eine zielgenaue Inszenierung, denn es ist einfach ganz großes Kino, wie Kameramann Florian Hoffmeister («Mortdecai – Der Teilzeitgauner») und das Cutter-Duo aus Tony Cranstoun («Das hält kein Jahr..!») und Mark Everson («Paddington 2») hier zwischen der virtuellen Welt, in der English „aus Versehen“ allerlei Bösewichte außer Gefecht setzt, und der realen hin und her schneiden. Selbst wer mit derartigen Gags nichts anzufangen weiß, wird ob der inszenatorischen Eleganz anerkennen müssen, wie viel Herzblut in solchen Szenen steckt. Das gilt letztlich auch für einige andere Slapstick-Momente, wie eine absurde Verfolgungsjagd mit der undurchsichtigen Ophelia (Olga Kurylenko) oder einem aus dem Ruder laufenden Restaurantbesuch, an dessen Ende das Etablissement in Flammen aufgeht.
Außerdem hält English uns dazu an, darüber nachzudenken, ob der Begriff „sich um Kopf und Kragen tanzen“ nicht vielleicht in unser aller Sprachschatz übergehen sollte. «Man lebt nur dreimal» steckt voller aberwitziger Ideen für jede Art von Witz und im Gegensatz zu einem Großteil moderner US-Komödien spielt sich nichts davon unterhalb der Gürtellinie ab. Das wirkt so erfrischend und wie der Protagonist selbst fast schon aus der Zeit gefallen, dass man dem Film auch einige weniger gelungene Pointen verzeiht, in denen das Timing leider doch nicht ganz sitzt.
Abseits der mehr amüsanten als wirklich spannenden Ermittlungen (der Fall an sich ist dann doch sehr einfach zu durchschauen), macht das Skript aus Johnny English nicht mehr bloß den von einem Fettnapf in den nächsten tretenden Trottel, sondern auch einen durchaus fähigen Spion, wobei nicht immer ganz klar ist, ob seine Fertigkeiten nun aus dem Zufall heraus entstehen, oder aber tatsächlich vorhanden sind. Doch so viel steht fest: Am Ende ist es ganz allein Johnnys Verdienst, dass die Welt wieder einmal vor einem bösen Schurken gerettet wurde. Dieser schön schmierig von Jake Lacy («Rampage – Big Meets Bigger») verkörperte Cyber-Terrorist hat zwar keine bedeutendere Motivation als ein Gros üblicher Hollywood-Schurken, doch immerhin würde sein Plan auch ohne die zahlreichen Comedy-Einlagen Rowan Atkinsons sowie seiner vielen Kollegen funktionieren. Dies liegt zum einen an den sauber ausgeführten Effekten: Die Actionszenen, Nahkämpfe und Verfolgungsjagden sehen allesamt hochwertig aus.
Zum anderen tragen die stark aufspielenden Darsteller einen Großteil zum soliden Erscheinungsbild von «Johnny English 3» bei. Atkinson immer wieder die Show stiehlt Emma Thompson («Kindeswohl»), die als verzweifelt um Fassung bemühte Prime Ministerin versucht, Ordnung in das Chaos zu bringen und nur ungern auf die Hilfe des aus ihrer Sicht so unfähigen Johnny English zurückgreifen möchte. Ben Miller («Die unglaubliche Reise des Fakirs») gefällt als Englishs das Geschehen immer wieder erdender Kollege und Olga Kurylenko («The Man Who Killed Don Quixote») mimt die wunderschön-smarte Ophelia bis zuletzt derart unnahbar, dass man immer wieder an ihren Absichten zweifelt.
Fazit
Ein solider Spionage-Plot, ein gut aufgelegter Cast und stimmig inszenierter Slapstick, der niemals unter die Gürtellinie wandert – «Johnny English – Man lebt nur dreimal» ist in seinem Humor derart harmlos und sympathisch, dass er im Comedy-Segment eine echte Ausnahmeerscheinung darstellt, auch wenn es ihm hier und da an Überraschung mangelt.
«Johnny English – Man lebt nur dreimal» ist ab dem 18. Oktober bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
17.10.2018 14:05 Uhr 1
Na, mal sehen, ins Kino gehe ich dafür wahrscheinlich trotzdem.
19.10.2018 17:54 Uhr 2
Wer mal wirklich über alte Witze lachen möchte, dem empfehle ich mal nach Buster Keaton "One Week" zu googeln und auf Archive.org kostenlos zu schauen. Zeitlose Slapstick.....
Nebenbei, Mr. Bean war nie ein Dauerdepp, er war natürlich Slapstick, aber auch oft tragisch und eher ein moderner unpolitischer Chaplin/Tramp, siehe Goldrausch.