Um diese Themen ging es in der Live-Show unter anderem
- Das Brückenunglück von Genua - Überlebende zu Gast bei Günther Jauch
- Vom Rad in den Rollstuhl - der tragische Unfall der Olympiasiegerin Kristina Vogel
- Das traurige Ende von Daniel Küblböck - was geschah an Bord der AIDA?
- Der Sommerhit des Jahres - Namika mit "Je ne parle pas français".
Quelle: RTL
Dass RTL das Jahr 2018 erneut nach elf statt zwölf Monaten für beendet erklärte, dürfte inzwischen niemanden mehr wundern und stören - immerhin pflegen die Kölner diese „Tradition“ schon seit über 20 Jahren. Inhaltlich bemühten sich die Verantwortlichen um einen bunten Themen- und Gästemix. Sänger, Promis, Politiker, Helden des Alltags: Sie alle gaben sich in der knapp dreieinhalbstündigen Produktion die Klinke in die Hand. Die Beweihräucherung des eigenen Programms fasste man bei alledem überraschend knapp - abgesehen von einem kurzen Auftritt von "Dancing Star" Ingolf Lück und einer erfolgreichen «Wer wird Millionär?»-Kandidatin verzichtete der Sender fast komplett auf hauseigene "RTL-Themen".
Im Fokus der Sendung standen vor allem Menschen, die 2018 mit einem besonderen Schicksal Schlagzeilen gemacht hatten. So traf Jauch unter anderem auf ein Pärchen, das nach der Amokfahrt von Münster im April im Krankenhaus heiratete. Ebenfalls zu Gast im Jahresrückblick: Ein Überlebender des Brückeneinsturzes von Genua in Italien aus dem August, der von seiner dramatischen Rettung erzählte. Auch die seit einem Unfall querschnittsgelähmte Kristina Vogel schaute im Kölner TV-Studio vorbei und erzählte von ihrer neuen Situation. Mit einem Mix aus Einspielfilm und Live-Talk wurden die verschiedenen Themen in teils atemberaubenden Tempo abgearbeitet - mehr als zehn Minuten Sendezeit wurden da quasi niemandem zuteil.
- Screenshot RTL
Günther Jauch versucht sich beim Blindenfußball.
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2018 war ein bewegendes Jahr voller emotionaler Momente und dramatischer Ereignisse: mit dem Jahrhundertsommer in Deutschland, dem Brückenunglück in Genua und dem tragischen Verschwinden von Daniel Küblböck. Die Vertrauenskrise der Volksparteien prägte die politische Landschaft der Bundesrepublik in diesem Jahr. Doch es gab ebenso Geschichten, die uns Mut gemacht haben. Dazu gehört die Rettung der thailändischen Jugendfußballer aus einer scheinbar aussichtslosen Situation.
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Günther Jauch
Angestoßen hatte die Diskussion zuvor Günther Küblböck, der Vater des seit einigen Monaten verschollenen Daniel. Er betrat die Bühne gegen 21.45 Uhr - bezeichnender Weise zum Ende des «Tatorts» und somit zu einem Zeitpunkt, zu dem man bei RTL mit Sicherheit den einen oder anderen Zuschauer abzufangen versuchte. Küblböcks Äußerungen fielen dabei durchaus bedacht und reflektiert aus, sein Erscheinen in der Show markierte tatsächlich ein Highlight des Abends. Im Live-Talk mit Jauch verzichtete er auf ein Nachzeichnen des tragischen Vorfalls rund um seinen Sohn - vielmehr forderte er eine Debatte über den öffentlichen Umgang mit psychisch Kranken. Ihm seien bei seinem Sohn die Hände gebunden gewesen, erklärte er - und forderte niedrigere Hürden für Angehörige.
Spaß machte die Sendung neben einigen spannenden Gästen vor allem aber wegen einem: Günther Jauch. Der ließ sich den Abend über auch von kleineren Patzern nicht aus der Ruhe bringen und verbreitete gute Laune. Dabei war sich Jauch auch nicht zu schade, gemeinsam mit seinem Gast Florian David Fitz zu musizieren. Jauch auf der Blockflöte, Fitz auf dem Rücken liegend am Klavier – das ergab im Ergebnis eine eher schiefes Duett, das das Publikum aber durchaus zu amüsieren wusste. RTL fühle sich ja der Kultur verpflichtet, begründete Jauch das musikalische Intermezzo mit einem Augenzwinkern. Für einige Lacher sorgte auch, als sich Jauch und Mark Forster die Augen verbanden und gemeinsam ein wenig Blindenfußball spielten.
Und trotzdem fanden viele Themen des Jahres im RTL-Rückblick eben nur am Rande Erwähnung. Die Krawalle von Chemnitz wurden lediglich angeschnitten, die großen Fragen der Weltpolitik - vom Plastik-Problem einmal abgesehen - nicht weiter diskutiert. Kein echtes Thema stellte lustiger Weise auch das frühe Ausscheiden der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der WM in Russland dar. 2014, als Deutschland Weltmeister geworden war, hatte RTL noch gefühlt ein Drittel seines Jahresrückblicks mit Nationalspielern und WM-Themen gefüllt.
Quoten im letzten Jahr
2017 lief «Menschen, Bilder, Emotionen» am 3. Dezember vor 4,10 Millionen Menschen, was mit guten 13.4 Prozent am Gesamtmarkt einherging. Aus den Reihen der 14- bis 49-Jährigen stammen damals 1,89 Millionen Menschen, die zu starken 17,3 Prozent führten. Damit lief die Live-Show stärker als 2016, als man 3,74 Millionen Zuschauer erreicht hatte.Die Weisheit des Abends kam unterdessen von Ivan Krasouski, der bei einem Unfall in Weißrussland mit seinem Motorgleitschirm über einem Wald abstürzte. Er wurde dabei von einem Baum aufgespießt, ein riesiger Ast durchbohrte seine Schulter - Krasouski überlebte. Auf die Frage von Günther Jauch, ob er noch einen Ratschlag für das Publikum habe, antworte er prägnant und erntete dafür die Sympathien des Publikums. „Passen Sie gut auf sich auf“, sagte er. Schaden kann es nicht, denn auf neue verrückte Schicksalsgeschichten wird RTL spätestens in einem Jahr wieder angewiesen sein.
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