Das ist eigentlich alles, was man über das «My Hit. Your Song»-Konzept wissen muss, selbst wenn das Regelwerk dieser Musikshow noch etwas detaillierter ist: Jedem prominenten Act widmen sich jeweils zwei Interpretinnen oder Interpreten, die mühevoll Cover einstudiert haben. Zunächst adaptieren sie direkt nacheinander das selbe Lied, daraufhin gibt es unterschiedliche Songs zu hören. Dann sucht sich der Star, dem gerade gewürdigt wurde, seinen Favoriten aus. Am Ende der Show entscheidet das Saalpublikum, welcher der Lieblinge am meisten begeistert hat – und die Nummer eins bekommt 25.000 Euro Preisgeld. Das alles ist aber prinzipiell nur Nebensache, ähnlich wie in Joko Winterscheidts «Win Your Song» die Frage, wer am Ende die Stimmgabel abräumt, für den Showablauf ungefähr so relevant ist wie die Goldene Kamera für die Oscar-Saison.
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So weit, so gut. Zumal zumindest in der Showpremiere die "No Names" durchweg tolle Stimmen hatten und außerdem großen Variantenreichtum beweisen durften. Ja, die üblichen Kuschelcover gibt es natürlich auch hier. Aber auch Wilderes: Ob Olly Murs, der zu einer wildem Berliner Genrefusion mutierte (die Band Kochkraft durch KMA ist quasi wie geschaffen für diese Show), Sasha-Hits als Frauenkombo-Volksmusiklieder oder Jason Derulo voller Ernst und Gefühl: Die Cover in «My Hit. Your Song» sind überraschend, bunt gemischt und klasse.
Und trotzdem hoffen wir, dass die Produktionsfirma Constantin Entertainment die bereits abgedrehten Ausgaben nicht bereits unwiderruflich an ProSieben geschickt hat, sondern noch Raum hat, sie feinzuschleifen. Denn so vielversprechend die erste Folge auch war, lässt sich in Sachen Umsetzung noch was rausholen. So eröffnet Moderatorin Jeannine Michaelsen die Sendung mit einem Medley aus Titeln der Stargäste, die parallel dazu ins Studio schreiten. Das originelle Showintro schneidet unfokussiert zwischen Michaelsen und ihren Background-Tänzern, den Promis und dem sie frenetisch begrüßendem Studiopublikum hin und her. Das lässt sich organisatorisch natürlich erst beim Dreh neuer Folgen beheben (wie wäre es, wenn die Stars zu Showbeginn bereits auf dem Sofa sitzen und sich von dort aus das Medley zu Gemüte führen?), dennoch wäre es für den Drive des Showbeginns eine reizvolle Idee, auch bei der bestehenden Variante etwas weniger umherzuspringen und das Gezeigte länger wirken zu lassen.
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Und dann wäre da noch der ewige Zankapfel der deutschen Showunterhaltung: Sollen englische Gespräche untertitelt oder von einem Dolmetscher aus dem Off übersetzt werden? Bei diesem Streit wird es immer Fernsehende geben, die mit der getroffenen Wahl unglücklich sind. Unser Urteil zu «My Hit. Your Song» lautet jedenfalls: Was beim gemächlich erzählten Kindergeburtstag in Gala-Kleidung namens «Wetten, dass..?» bestens funktioniert hat, muss bei einer Musikparty nicht ebenfalls aufgehen.
Die Off-Stimme raubte im Showauftakt dem spontanen Smalltalk zwischen den Musikstars und Michaelsen sowie den von den Acts begeisterten Reaktionen auf die Chartstürmer die Authentizität und wirkte so, als hätte man einem Rennrad Stützräder verpasst. Untertitel passen zu solch einer Sendung besser – zumal die Gespräche nicht so profund sind, dass alle, die beim Untertitellesen nicht hinterherkommen, viel verpassen. Der Schwerpunkt der Sendung liegt auf der Stimmung einer großen Musikfeier, wieso also dem Dämpfer verpassen? Da sollten kommende Ausgaben lieber die Partyatmosphäre voll beibehalten, statt die Stars nachzuvertonen.
Aber genug der Krittelei und gut gemeinten Vorschläge: Wenn die nächsten Folgen da weitermachen, wo die Premiere anfing, bietet «My Hit. Your Song» tolle Stimmen, originelle Coverversionen berühmter Songs und unplanbare Momente wie einen Jason Derulo, der nach rund einer Stunde froher, unkritischer Showstimmung plötzlich den analytischen Castingshowjuror raushängen lässt. Was will man sonst von einem musikalischen ProSieben-Showdonnerstag? Vom Liveshow-Faktor abgesehen, natürlich …
«My Hit. Your Song» ist donnerstags ab 20.15 Uhr bei ProSieben zu sehen – Woche für Woche mit anderen Stars und "No Names".
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