Hingeschaut

«Showtime, Herr Kessler»: Die große Show ohne große Show

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Eine Samstagabendshow am Freitagabend? Ohne Studio, ohne große Bühne? Wie das eindrucksvoll geht, beweist Michael Kessler in seinem neuen Format beim rbb.

Eine Samstagabendshow am Freitagabend mit Michael Kessler? Der rbb macht das mit «Showtime, Herr Kessler» möglich. Eine große Show-Bühne sucht man allerdings vergebens, stattdessen lässt sich Kessler durch Berlin kutschieren und besucht seine Gäste einfach selbst. Und die müssen natürlich hochkarätig sein. So sieht man also zu Beginn, wie Kessler voller Ektase Tina Turner interviewt. Naja, zumindest fast. Denn die Frau, die Kessler nach ihren „Lovely-Songs“ fragt, ist natürlich nicht die echte Tina Turner, sondern nur ein Double.

Man merkt hier schon: «Showtime, Herr Kessler» nimmt sich nicht allzu ernst. An vielen Stellen wird mit der Meta-Ebene gespielt. Zum Running-Gag wird, dass Inka Bause doch eigentlich Gast in der ersten Sendung sein soll, aber irgendwie scheint das nicht recht klappen zu wollen. Sorry also für das Clickbait-Foto. Dass Bastian Pastewka schon im Vorhinein abgesagt hat, ist Kessler indes ganz recht: „Ich brauche Stars in der Show, nicht Sternchen.“

Ab und zu entwickeln sich dann auch interessante und ernstere Gespräche mit den Bewohnern der Hauptstadt, etwa wenn ein Koch von einem Schicksalsschlag aus seinem Leben berichtet und trotzdem noch der Ansicht ist, dass das Leben schön ist. Schade ist, dass (sicher aus Zeitgründen) oft auf weniger Tiefe verzichtet wird und sich die kurzen Small Talks größtenteils auf die Antworten zu „Wer bist du?“ und „Was machst du beruflich?“ beschränken.

Und sonst so? In einem Experiment werden Elefanten im Berliner Zoo mit Klavier-Musik beglückt – und ein bisschen wird das Tanzbein der Dickhäuter sogar geschwungen. Außerdem ist Kessler zu Besuch bei einem Frauen-Schlammlauf, mit dem auf Brustkrebs aufmerksam gemacht wird. Gemeinsam mit Howard Carpendale tritt Kessler dann auch noch auf der Waldbühne vor Hunderttausenden Menschen auf.

«Showtime, Herr Kessler» nimmt auch immer wieder Bezug auf das Fernsehen, was vor allem TV-Junkies Freude machen dürfte. So wird zum Beispiel aus «Let’s Dance» kurzerhand «Let’s Tanz», bei «Sing Deinen Song» gewinnt aus Bewerber-Mangel wenig überraschend nur die anwesende Travestie-Künstlerin Jessica Heart mit seinem vorgetragenen Lied. Auf den Spuren von «Kitchen Impossible» wandelt man dann mit «Kochen Impossible». Vorhersehbare Parodien in «switch»-Manier bleiben jedoch aus. «Showtime, Herr Kessler» ist für alle geeignet, die mal eine etwas andere Show sehen wollen, ohne dabei eine klassische Show geliefert zu bekommen. Davon darf es in Zukunft gerne mehr geben, konventionelle Shows gibt es schließlich schon genug.

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