Hingeschaut

«Die Liveshow bei dir zuhause»: Zu viel Durcheinander, aber ein Konzept mit Potenzial

von   |  2 Kommentare

War der Auftakt in die neue ProSieben-Show mit Steven Gätjen und Matthias Opdenhövel gelungenes Live-Fernsehen oder in erster Linie eine chaotische Veranstaltung? Daran schieden sich am Samstagabend die Geister. Unsere TV-Kritik zur ersten Folge von «Die Liveshow bei dir zuhause»…

Sowohl Steven Gätjen als auch Matthias Opdenhövel kehrten in diesem Jahr mit sehr erfolgreichen neuen Shows zu ihrem alten Sender ProSieben zurück. Während sich das von Gätjen moderierte «Joko und Klaas gegen ProSieben» bereits in einer zweiten Staffel befindet, soll der Mega-Hit «The Masked Singer» mit Matthias Opdenhövel im kommenden Sommer wiederkommen. Bis es aber soweit sein wird, hat ProSieben seine Heilsbringer Gätjen und Opdenhövel nun in einem komplett neuen Format miteinander vereint. Die Rede ist von «Die Liveshow bei dir zuhause», mit der ProSieben die Idee des «Auswärtsspiels» noch einmal aufgreift. Dieses hatte der Sender 2016 einmalig mit Elton und Palina getestet, eine Fortsetzung gab es aber nie.

Das Besondere an «Die Liveshow bei dir zuhause» ist, dass sie nicht in einem TV-Studio stattfindet, sondern in den Wohnungen zweier benachbarter Familien. Konkret traten in der Auftaktfolge die Bochumer Anja, Marc und Dennis gegen Aylin, Levent und Resat an, die sie seit Jahren kennen. Verstärkt wurden die Normalos von jeweils zwei Promis, sodass sich im Endeffekt zwei Fünferteams in verschiedenen Spielen miteinander duellierten. Und das - wie der Titel der Show vermuten lässt - eben live bei sich zuhause.

Dass die Live-Situation außerhalb des TV-Studios ein hohes Risiko impliziert, liegt auf der Hand. Insofern erscheint es nur richtig, dass ProSieben in der Moderation nichts anbrennen lässt und mit Gätjen und Opdenhövel auf zwei routinierte Köpfe vertraut. Die beiden gehören zu den fähigsten Moderatoren des Landes, die sich sowohl im öffentlich-rechtlichen als auch im privaten Fernsehen einen Namen gemacht haben. Sie beherrschen die Live-Situation gut wie wenige, sie sind spontan und witzig.

Und trotzdem: In den sozialen Netzwerken zeigten sich die Lager während der Ausstrahlung der ersten Folge gespalten. Das liegt allerdings weniger an den Moderatoren selbst, sondern mehr an der Gesamtumsetzung der Show. Während die eine Fraktion den Faktor Unvorhersehbarkeit positiv hervorhob, kritisierte die andere das zu große Durcheinander. Was also nun?

Viele Köche verderben den Brei


Fakt ist, dass Matthias Opdenhövel und Steven Gätjen bei allem Witz und aller Spontanität während der Premierenfolge nicht immer die Oberhand behielten und damit auch stellenweise nicht für ein entsprechendes Tempo im Showablauf sorgten. Ab und zu schien die Rollenverteilung zwischen den beiden nicht ganz klar zu sein. Vor allem aber litt die Show immer wieder an Längen, die unter anderem während der Erklärung der einzelnen Spiele aufkamen. Die regen Diskussionen, die dabei entstanden, resultierten nicht zuletzt aus der Menge der beteiligten Akteure.

Letztendlich spielen in dem Format sechs Familienmitglieder, vier Promis, zwei Moderatoren und ein Kommentator wichtige Rollen. Zusammengenommen also 13 Personen. Dass das durchaus chaotisch werden kann, wurde dem Zuschauer auch während der Spiele klar. Da kommentierte Elmar Paulke in gewohnter «Schlag den Star»-Manier, während alle anderen Akteure durcheinanderredeten. Keine Frage: Der Tonregisseur dürfte an diesem Abend einen der undankbarsten Jobs gehabt haben.

Hinzu kommt, dass viele der Spiele lediglich in die Kategorie "ganz nett" fielen. Gegenstände mit dem Staubsauger ansaugen, Wasser kochen, Butter schmelzen oder Promi-Gesichter raten ist mitunter kurzweilig, aber unterm Strich doch sehr austauschbar und wenig besonders. Im Gegenzug zeigten Spiele wie jenes mit der Glocke in Maastricht, dass mit den richtigen Ideen aus der Live-Situation doch eine Menge herauszuholen ist.

Was in die Show zusätzlich Unruhe brachte, sind die zahlreichen Ortswechsel. Mal befanden sich die Familien in ihrem jeweiligen Heim, mal waren sie gemeinsam auf der Straße. Die vielen Akteure und die wechselnden Orte sind letztendlich auch zwei gravierende Unterschiede zu «Denn sie wissen nicht, was passiert» bei RTL. Natürlich lassen sich beide Formate nicht wirklich miteinander vergleichen - außer, dass sie beide von der Live-Situation und den damit einhergehenden unerwarteten Geschehnissen leben. Trotzdem wirkt das Chaos in der RTL-Show etwas dosierter, weil sich weniger Personen auf gewohntem Terrain bewegen.

Aufwändige Show


Und dennoch ist an der «Liveshow bei dir zuhause» natürlich auch einiges Positive hervorzuheben. Allein die Idee, eine TV-Show bei den Zuschauern vor Ort zu realisieren ist ebenso sympathisch wie aufwändig und damit alles andere als selbstverständlich. Die Mitarbeiter der Produktionsfirma Banijay Productions und der Sender werden den Abend über nicht zu wenig zu tun gehabt haben.

„Wir wissen, wir haben in den letzten fünf Tagen etwas genervt“, entschuldigte sich Opdenhövel zu Beginn der Sendung bei den Anwohnern und bedankte sich explizit bei der Stadt Bochum. Diese bat um ein Ende der Show bis halb eins nachts - eine Vorgabe, die ProSieben aufgrund des unfreiwillig schnellen Finalspiels doch noch einhalten konnte. Der Aufbau der Showkulisse wird das Nervenkostüm der Anwohner strapaziert haben, zu spüren war davon in der Show aber nichts. Vielmehr hatten sich am Spielfeldrand sogar zahlreiche Zuschauer eingefunden, die die beiden Familien anfeuerten. Damit war für reichlich Stimmung gesorgt, auch wenn das Format nicht in einem TV-Studio stattfand.

Verhältnismäßig angenehm hat ProSieben auch die Werbepausen über den Abend hinweg verteilt. Während der Reklame wurde zu jeder Zeit zudem ein kleines Fenster am Rand eingeblendet, das es ermöglichte, die Show in Bochum zumindest visuell weiterzuverfolgen. Das sei an dieser Stelle nur als Randnotiz erwähnt, trotzdem handelt es sich hierbei zweifellos um ein zuschauerfreundliches Angebot.

Fazit zu «Die Liveshow bei dir zuhause»


Um es noch einmal zu betonen: «Die Liveshow bei dir zuhause» ist ein Format mit Potenzial, und das hat ProSieben vor allem Steven Gätjen und Matthias Opdenhövel zu verdanken. Zu überlegen wäre nun, wie man die Sendung nach Folge eins verbessern könnte. Zu hinterfragen ist dabei die Zahl der involvierten Akteure. Braucht es neben den beiden wortgewandten Moderatoren tatsächlich noch einen Kommentator? Könnten die Teams nicht von fünf auf beispielsweise drei Personen verkleinert werden? Mit weniger Leuten im Rampenlicht könnte die Show an Tempo hinzugewinnen. Zudem könnte man versuchen, den Live-Faktor noch etwas stärker bei den Spielen zu nutzen und hier etwas ausgefallener zu werden.

Aber vielleicht ist es auch vermessen zu denken, dass bei der Premiere einer solch ungewöhnlichen Show auf Anhieb alles nach Plan läuft. Bei Twitter bezeichnete ProSieben die Show am Abend selbst jedenfalls als Experiment. Wenn das im Umkehrschluss mit der Bereitschaft einhergeht, nun an der einen oder anderen Schraube zu drehen, darf man als Zuschauer trotz der Schwachstellen auf die zweite Folge gespannt sein. Denn Potenzial schlummert in «Die Liveshow bei Dir zuhause» durchaus.

Eine weitere Folge von «Die Liveshow bei Dir zuhause» zeigt ProSieben am Samstag, den 27. Oktober, live ab 20.15 Uhr.
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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Blue7
13.10.2019 09:15 Uhr 1
Das Spiel mit der Glocke war genial. Hingegend die vielen Schlag den Raab Spielchen zu lang in die Länge gezogen. Promis hätten auch nicht sein müssen. An den Familien hätte es nicht gelegen 2 weitere Feunde oder aufzutreiben, dass am Ende im Wohnzimmer rot neben Moderator, 2 Promis, 3 Familienmitglieder und 2 Damen und Hund zu bewundern waren. Allgemein fand ich Tom Beck gefühlt in den letzten 2,5h bis er mal nen Ball fangen dürfte sehr gelangweilt herumgesessen.



Am Ende war die Show für mich mal wieder viel zu lang.

Dem Endspiel hätte mehr drive nicht geschadet, ala Ihr könnt das Geld nehmen oder jetzt verdoppeln bzw. den Gewinn halbieren wenn ihr verkackt. Habt ein Probewurf zur Verfügung. Den das war gestern auch so ein Ding. Die Familie dürfte weder testen noch hat man ihr gezeigt wie der Flummi federt. Hat man ja stark wert drauf gelegt, dass das nicht passiert.
Scooter
13.10.2019 13:18 Uhr 2


Ach. Deswegen war das Endspiel so kurz. Also war das so gar nicht geplant. Bei SDR hätte man wahrscheinlich 1 Probewurf und 10 Fehlversuche xD
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