Zu Beginn des Jahrtausends stand ein Mann für den bisherigen Erfolg des Senders ProSieben. Der spätere Premiere-Chef Dr. Georg Kofler war seit der Gründung des Senders im Jahr 1988 Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender. Als der Kanal ab Februar 2000 mit Sat.1 fusionierte und die bisherige ProSieben Media AG in die ProSiebenSat.1 Media AG überführt wurde, schied auch Kofler aus dem Unternehmen aus und überließ seinen Platz dem Juristen Urs Rohner, der bis zu diesem Zeitpunkt über wenig Erfahrung in der Branche verfügte. Die anhaltende Abnahme der Gesamtmarktanteile seit 1995 konnte auch Rohner nicht stoppen. Damals konnte man den Rekordwert von 9,9 Prozent erzielen. Im Jahr 2000 war der Wert jedoch bereits auf 8,3 Prozent zurückgegangen. Dies lag zum einen an der stetig wachsenden Anzahl an Konkurrenzsendern als auch an der stärkeren Fokussierung auf die werberelevante Zielgruppe. Heute kommt der Sender lediglich auf einen Schnitt von 6,7 Prozent bei allen Zuschauern ab 3 Jahren.
Obwohl ProSieben trotz einer breit angelegten Nachrichtenoffensive niemals große Kompetenz auf diesem Gebiet bescheinigt wurde, wagte man die Gründung eines eigenen Nachrichtensenders als Gegenstück zum bisher einzigen deutschen Vertreter n-tv. Am 24. Januar 2000 des Jahres ging der Kanal N24 erstmals auf Sendung. Er gehörte zum Sendestart hundertprozentig zur ProSieben Media AG und wurde dann ebenfalls in die ProSiebenSat.1 Media AG mit übernommen. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre konnte N24 den einstigen Platzhirsch n-tv mit seinen Marktanteilen sogar überholen.
Erstaunliche Kontinuität bewies der Sender mit seinem Magazin «taff», das über die vergangenen zehn Jahre hinweg durchweg um 17.00 Uhr gezeigt wurde. Als Moderatoren führten vor einem Jahrzehnt Britta Sander und Steven Gätjen durch die tägliche Sendung. Auch das Wissensmagazin «Galileo» war, wie noch heute in der Access-Prime-Time zu finden. Allerdings hatte es im Jahr 2000 noch eine Länge von 25 Minuten. Moderator war schon damals Aiman Abdallah, der auch heute noch das bekannteste Gesicht des Formates ist. Direkt davor liefen die letzten Folgen der ersten Daily Soap des Senders. «Mallorca – Auf der Suche nach dem Paradies» sollte das Publikum mit exotischen Drehorten verzaubern, war jedoch von Anfang an kein großer Erfolg, sodass die Serie Mitte Januar beendet wurde. Rund sechs Jahre später versuchte sich ProSieben mit «Lotta in Love» noch einmal an einer täglichen Serie, scheiterte jedoch erneut und distanzierte sich von weiteren Plänen dieser Art.
Einen festen Platz im täglichen Vorabend hatten zu Beginn des Jahres 2000 auch schon «Die Simpsons». Im September des Jahres feierte die Serie zudem die deutsche Erstausstrahlung der elften Staffel erstmals im Abendprogramm und überzeugte im Doppelpack mit der Premiere der ersten Staffel von «Futurama» am Montagabend.
Große Wandlungen wurden im Laufe der vergangenen Dekade im Daytime-Programm vollzogen. Im Jahr 2000 befand sich das Land auf dem Höhepunkt des Talkshow-Booms. Insgesamt 13 tägliche Sendungen tummelten in den Vollprogramm. ProSieben schickte mit «Arabella Kiesbauer», «Andreas Türck» und der frisch gestarteten Sendung «Nicole – Entscheidungen am Nachmittag» gleich drei Vertreter ins Rennen um die Gunst der Zuschauer. Während Arabella durch ihre Show zum damaligen Zeitpunkt schon rund sechs Jahre führte und schon zu einer festen Institution geworden war, begeisterte die frische Art von Andreas Türck vor allem die weiblichen Fans. Parallel zu seiner täglichen Talkshow moderierte er am Samstagvorabend für den Sender mit seinen «Lovestories» ein Format, das stark an «Nur die Liebe zählt» erinnerte. Mittlerweile sind alle damaligen Formate vom Schirm verschwunden und wurden durch echte oder gestellte Reality-Formate ersetzt.
Das Ende 2009 eingestellte Mittagsmagazin «SAM» erlebte damals seine Blütezeit und wurde kurz vor der Jahrtausendwende auf eine Stunde verlängert. Zudem übernahm Silvia Laubenbacher die Moderation von Alexander Mazza. Dieser kehrte im Sommer 2000 zusammen mit Steven Gätjen im Remake der Abenteuershow «Fort Boyard – Stars auf Schatzsuche» zurück auf den Bildschirm. Als dritte Moderatorin der Show war auch Sonya Kraus an Bord, die im Jahr 2000 zusätzlich die Sendung «Talk Talk Talk» von Jessica Stockmann übernahm. Letztere präsentierte das Format seit dessen Start im September 1999.
In der Primetime sticht am deutlichsten hervor, dass Stefan Raab mit seiner Erfolgssendung «TV Total» nur einmal wöchentlich zu sehen war. Die Erhöhung der Frequenz auf vier Ausgaben pro Woche erfolgte erst im Februar 2001. Zu Beginn des neuen Jahrtausends waren die witzigsten Fernsehausschnitte der Woche immer montags um 22.15 Uhr zu sehen und begeisterten bis zu vier Millionen Zuschauer. Die Sendung war vor allem bei den jungen Zuschauern ein fester Bestandteil der Woche und machte den bisherigen VIVA-Moderator schnell deutschlandweit bekannt. Sein erstes Sportevent – der Boxkampf gegen Regina Halmich – sollte erst rund ein Jahr später folgen. Der täglichen Ausstrahlung von Stefan Raab musste unter anderem auch das Erotikmagazin «liebe sünde» mit Mo Asumang weichen, das im Jahr 2000 noch mittwochs nach 22.00 Uhr gezeigt wurde.
Doch nicht nur Stefan Raab brachte das Publikum zu jener Zeit zum Lachen. Dies gelang auch Michael Bully Herbig mit seiner «Bullyparade» mit, Rowan Atkinson in der Serie «Inspektor Fowler» und Thomas Herrmanns mit seinem «Quatsch Comedy Club». Für besonders viel Aufsehen sorgte die «Ingo Appelt Show», deren Premiere im Januar 2000 gezeigt wurde. Nachdem der Komiker Tampons ausquetschte und die Flüssigkeit trank, sowie mit Babypuppen Fußball spielte, nahm ProSieben seine Sendung wegen der großen Proteste aus dem Programm.
Ein Großteil des Programms war auf den damaligen Mystery-Boom zugeschnitten. Serien wie «Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI», «Outer Limts- Die unbekannte Dimension», «Der Sentinel – Im Auge des Jägers» und «Buffy – Im Bann der Dämonen» fesselten die damaligen Zuschauer. Am Wochenende konnten auch die ersten Staffeln der Serie «Charmed – Zauberhafte Hexen» überzeugen, die der Sender sogar noch aktuell im Nachmittagsprogramm wiederholt. Das restliche Portfolio von ProSieben wurde im Laufe des Jahres durch Sitcoms wie «Chaos City», «Alle unter einem Dach», «Roseanne», «Die Super-Mamis» und «Die Bill Cosby Show» komplettiert, die sich auf verschiedenen Sendeplätzen abwechselten.
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So war das Fernsehen vor zehn Jahren: RTL
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