Die Kritiker

Die Kino-Kritiker: «Valentinstag»

von
Romantik-Spezialist Gary Marshall trommelte einen namensträchtigen Cast zusammen, um in zahlreichen kleinen Episoden den Valentinstag zu feiern.

Episodenfilme drehen sich gerne um die Ereignisse eines einzigen Tages und wie sie verschiedene Menschen verändern und miteinander verbinden. Andere Episodenfilme stellen die Liebe als ihr zentrales Thema heraus. Gary Marshalls Romantikkomödie «Valentinstag» kombiniert diese zwei Konzepte zu einem zuckrig-plüschigen Gesamtpaket. Zumindest die imposante Besetzungsliste verspricht eine prall gefüllte, abwechslungsreiche Pralinenschachtel anstelle einer halbherzigen Grußkarte.

Ashton Kutcher spielt einen jungen Floristen, der seiner Freundin (Jessica Alba) am frühen Valentinstagsmorgen einen Heiratsantrag macht. Am anderen Ende der Stadt stürmt die Rezeptionistin Liz (Anne Hathaway) nach einer Nacht mit wilden Sex aus der Wohnung von Postlieferant Jason (Topher Grace) um ihre schmutzigen Telefonbeziehungen vor ihm zu verstecken. Die Grundschullehrerin Julia (Jennifer Garner) muss den Valentinstag alleine verbringen, weil ihr neuer Freund Dr. Harrison Copeland (Patrick Dempsey) eine wichtige OP durchführen muss. Der sarkastische Sportreporter Kelvin Moore (Jamie Foxx) wird von seiner Produzentin (Kathy Bates) aufgrund der Dürre an Sportmeldungen dazu verdonnert, durch Los Angeles zu tingeln und Durchschnittsbürger über ihre Meinung zum Valentinstag auszufragen. Der Grundschüler Edison (Bryce Robinson) versucht den Mumm zu finden, um seinem ersten Schwarm am Valentinstag seine Liebe zu offenbaren und sucht dabei unter anderem Rat bei seinen Großeltern (Héctor Elizondo und Shirley MacLaine). Die Teenager Grace (Emma Roberts) und Alex (Carter Jenkins) planen am Valentinstag ihr erstes Mal, während ihre aufgedrehten Mitschüler Willy (Tylor Lautner) und Susana (Tylor Swift) die Gelegenheit erhalten im Fernsehen über ihre Leidenschaft zu berichten. Währenddessen hält die negative Medienberichterstattung über den Football-Spieler Sean Jackson (Eric Dane) seine allein stehende, den Valentinstag über alles verabscheuende Pressesprecherin Kara (Jessica Biel) und seine Agentin Paula (Queen Latifah) ordentlich auf Trab. Und in einem Flugzeug begegnen sich der frischgebackene Single Holden (Bradley Cooper) und Captain Kate Hazeltine (Julia Roberts).

Der auf romantische Komödien spezialisierte Regisseur Gary Marshall («Pretty Woman», «Die Braut, die sich nicht traut») hat nach der comichaften und Klischee beladenen Fortsetzung von «Plötzlich Prinzessin» und dem von Publikum und Kritikern verachteten Lindsay-Lohan-Vehikel «Georgias Gesetz», welches unsensibel mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs umging, einen Erfolg nach dem alten Schlag dringend nötig. Dank der zahlreichen Stars und des günstigen Starttermins dürfte Marshall zumindest auf kommerzieller Ebene wieder den Anschluss finden. Künstlerisch hingegen konnte der 75-jährige New Yorker sein Tief nicht vollends überwinden. Das sprühende Charisma und der pointierte Einfallsreichtum, welcher Marshalls größte Erfolge trotz ihrer Kitschigkeit, dem abgenutzten Handlungsverlauf und der verklärten Vorstellung von Romantik zu den sehenswerteren Vertretern ihres Genres machte, ist in «Valentinstag» bloß in knapp der Hälfte der erzählten Geschichten zu spüren. In den restlichen Episoden obliegt es den Darsteller, die Lücke zu schließen und das Interesse des Publikums aufrecht zu erhalten.

Anders als dem heimlichen Vorbild «Tatsächlich… Liebe» gelingt es diesem Episodenfilm nicht, seinem zentralen Thema genügend abwechslungsreiche Facetten abzugewinnen. Hauptsächlich variiert sich die immer gleiche Geschichte mit leichter Abwandlung in der Figurenkonstellation. Und die aus diesem Schema fallenden Episoden, wie etwa Alex' vollkommen misslingender Versuch seine Freundin in ihrem Schlafzimmer zu überraschen, erhalten ärgerlicherweise die kürzeste Leinwandzeit. So kann sich zwischenzeitlich Langeweile einstellen, wenn das Publikum im Mittelteil des Films bestaunen darf, wie der stets selbe Handlungsablauf in allen Hauptgeschichten des Films breitgewalzt wird.

Trotz dieser Schwächen lässt sich für den Romanzenregisseur ein Aufwärtstrend diagnostizieren. Anders als etwa «Plötzlich Prinzessin 2» rutscht «Valentinstag» zu keinem Zeitpunkt in die Peinlichkeit ab und kann, von den erwähnten Durststrecken in der Mitte und einigen Vorhersagbarkeiten abgesehen, solide unterhalten. Wirkliche Romantik kann Marshall nicht erzeugen, jedoch ist sein komödiantisches Timing wieder erstarkt, so dass der Film zwar nicht zum schmusen, immerhin aber zum Lachen animiert. Und immer, wenn der Film droht zu sehr in Klischees abzurutschen, retten ihn ironische Sprenkel vor der Verwandlung in reinen Kitsch.
Vor allem Anne Hathaways absurde Telefonsexgespräche mit dick aufgesetzten Akzenten, Jamie Foxx' Monologe als genervter Sportreporter und Jessica Biels neurotische Anfälle und Naschattacken können zumindest ein klein wenig über die mangelnde Originalität hinwegtrösten. Das meiste Charisma versprüht aber, wie eigentlich immer in Marshalls Filmen, Héctor Elizondo. Elizondo gilt als Marshalls Glücksbringer und dürfte den meisten am besten in Erinnerung als der Concierge aus «Pretty Woman» geblieben sein, eine Rolle für die er eine Golden-Globe-Nominierung erhielt. Enttäuschend bleibt hingegen die viel zu kurz kommende Geschichte mit den in diesen Rollen fast schon verschwendeten Julia Roberts und Bradley Cooper, ebenso wie Jennifer Garners halbherzig geschriebene Episode, in der sie stets unterfordert bleibt.

Fazit: «Valentinstag» ist die, passend zum Titel, amerikanisierte und kommerzialisierte Antwort auf «Tatsächlich… Liebe» sowie das rosa-plüschige, zuckrige Pendant zu «Leben und Lieben in LA». Gary Marshalls Valentinstagsgruß ist kein vom Herzen kommender, romantischer Liebesbeweis, sondern ein formelhaftes Geschenk von der Stange. Doch auch bei diesen gibt es Qualitätsunterschiede, und dort reiht sich «Valentinstag» aufgrund einiger gut aufgelegter Schauspieler und seiner über so manche inhaltliche Schwäche hinwegtröstenden Witzigkeit im Mittelfeld ein.

«Valentinstag» ist seit dem 11. Februar in vielen deutschen Kinos zu sehen.

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