Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof Spezial: Was wurde aus den Stars von «RTL Samstag Nacht»?

von

In dieser Sonderausgabe begibt sich Christian Richter auf die Spuren von Esther Schweins, Mirco Nontschew, Stefan Jürgens & Co.

Liebe Fernsehgemeinde, zwischen 1993 und 1998 begeisterte die Comedyreihe «RTL Samstag Nacht» trotz ihres späten Sendeplatzes regelmäßig ein Millionenpublikum. Produzent Hugo Egon Balder bewies bei der Auswahl der Comedians ein glückliches Händchen, denn wie schon bei der amerikanischen Vorlage «Saturday Night Live» wurde die Besetzung der Show auch in Deutschland durch die schrägen Sketche äußerst bekannt.

Wigald Boning wurde vor allem durch seine schrillen Outfits und seine legendären Straßenumfragen berühmt. Noch vor «Samstag Nacht» tauchte er in der Jury der zweiten Staffel der «Gong Show» im RTL-Programm auf. Nach dem Ende der Comedyshow unterstützte er ab September 1999 die «ProSieben Morningshow». Das Format war jedoch kein großer Erfolg und wurde bereits im Dezember des Jahres wieder eingestellt. Es folgten ab 2001 zwei Engagements bei einigen Regionalsendern. Zum einen kritisierte er zusammen mit Hella von Sinnen und Hugo Egon Balder damalige Fernsehformate in der Sendung «Das TV-Quartett» und zum anderen begleitete er in «Die WIB-Schaukel» Prominente für einen Tag und bewies dabei erstaunliches Talent beim Führen von Interviews. Die Sendung wurde sogar mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet und im Jahr 2002 vom ZDF übernommen. Als wissenschaftlicher „Experte“ kehrte er an der Seite von Barbara Elligmann mit dem Format «Clever – Die Show, die Wissen schafft» zum Privatfernsehen zurück, arbeitete nun jedoch für den direkten Konkurrenten seines ehemaligen Arbeitgebers RTL. Dort moderierte er auch die gefloppte Familienshow «FamilyShowdown» und tauchte bis heute mehrfach im Rateteam von Hugo Egon Balders «Genial daneben» auf. Im Jahr 2009 trat der Marathonläufer bei «Schlag den Star» an und verlor deutlich.

Als Boning für die Comedyshow entdeckt wurde, brachte er seinen Freund Olli Dittrich mit, der so in die feste Besetzung der Show gelangte. Beide zusammen verkauften von ihrer Musik als „Die Doofen“ über eine Million Tonträger und erreichten mit der Single „Mief“ sowie dem zugehörigen Album „Lieder, die die Welt nicht braucht“ Platz eins der Charts. Legendär war auch ihre Rubrik «Zwei Stühle, eine Meinung“, in der stets der verkleidete Dittrich von Boning interviewt wurde. Seine Auftritte als Franz Beckenbauer wurden so legendär, dass er in dieser Verkleidung von Harald Schmidt im Dezember 2006 im Rahmen der einmaligen Sendung «Was tun, Herr Beckenbauer?» noch einmal befragt wurde.

Nach dem Ende von «RTL Samstag Nacht» zog es Dittrich ins öffentlich-rechtliche Fernsehen. Dort wurde er von 1998 bis 2001 der Moderator der Außenaktionen bei «Wetten Dass...?» und erhielt im Jahr 2000 im ZDF mit «Olli, Tiere, Sensationen» seine eigene, sehr ambitionierte Comedyshow, die jedoch nicht über zwei Staffeln hinaus kam. Zusätzlich produzierte er mit Anke Engelke insgesamt sechs Folgen der lockeren Improvisationsreihe «Blind Date». Ab September 2002 tourte er zusammen mit Bastian Pastewka und einer Liveshow durch Deutschland. Während diesen Shows trat er auch als Dittsche auf. Diese Figur hatte er bereits in den 90er Jahren entwickelt und in abgewandelter Form bereits bei «Olli, Tiere, Sensationen» aufgeführt. Ab dem Jahr 2004 erhielt Dittrich mit seiner Figur im WDR seine eigene Reihe, die sich mittlerweile in der 13. Staffel befindet. Inzwischen hat auch das Erste die Ausstrahlung der Sendung übernommen. Dittrich erhielt dafür den Deutschen Fernsehpreis, die Goldene Kamera und den Grimme-Preis. Zusätzlich war er in den Kinofilmen «Late Show» von Helmut Dietl und «Der Wixxer» zu sehen. Er trat zudem mit seiner Band „Texas Lightning“ beim «Eurovision Song Contest 2006» für Deutschland an und erreichte den 15. Platz. Von 2007 bis 2009 war er das Gesicht der Werbekampagne von MediaMarkt. Auch er saß mehrfach am Tisch von «Genial daneben».

Tanja Schumann wirkte zu Beginn der Geschichte von «RTL Samstag Nacht» noch recht unscheinbar. Erst mit ihrer gelungenen Parodie von Margarethe Schreinemakers erhielt sie größere Aufmerksamkeit. Als die echte Schreinemakers im Jahr 2001 wegen inhaltlicher Differenzen die Moderation von «Big Diet» überraschend nach drei Wochen abgab, tauchte Schumann kurzfristig in ihrer Parodie als ihre Nachfolgerin auf. Ab 2000 gehörte sie neben Herbert Feuerstein und Vera Int-Veen zum festen Rateteam der Kabel eins-Version von «Was bin ich?». Nach deren Einstellung nahm sie als Kandidatin an den umstrittenen Reality-Shows «Die Burg» und «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!» teil. Zusätzlich lieh sie ab 2001 der Puppe Chilli, das Schaf, ihre Stimme. Diese tauchte im Umfeld der Ki.Ka-Figur «Bernd, das Brot» auf, welche vom «Samstag Nacht»-Mitglied Tommy Krappweis erfunden wurde.

Krappweis fiel besonders durch seine abgefahrenen Aktionen in «Far Out» auf. Der ehemalige Stuntman gehörte nicht von Anfang an zum Ensemble der Show, sondern stieß erst im Jahr 1995 hinzu. Noch während seiner Zeit bei «Samstag Nacht» gründete er seine Produktionsfirma Bumm Film, mit der er einige Beiträge für die Show herstellte («Unser Land soll schöner werden» mit Wigald Boning). Später lieferte die Firma zahlreiche Einspieler für «Die Ingo Appelt Show», «Die Freitag Nacht News», «Die Schöneberger Show», «Hella und Dirk» sowie «Broken Comedy». Zusätzlich arbeitete Krappweis mit seinem Team an der «ProSieben Märchenstunde» sowie deren Nachfolger «1001 Nacht» mit. Er ist auch für die «ProSieben Funny Movies» verantwortlich, für die er u.a. die Drehbücher zu «Dörtes Dancing», «Spiel mir das Lied und Du bist tot!» und zur «Rambo»/«Rocky»-Parodie «Rookie – First Platt» lieferte. Seine Firma übernahm auch die Regie und Nachbearbeitung des RTL-Comedyevent-Movies «C.I.S. Chaoten im Sondereinsatz». Zudem produzierte er zahlreiche Ausgaben von «Bernd, das Brot» für den Ki.Ka., bei denen unter anderem auch Wigald Boning, Stefan Jürgens und Hugo Egon Balder auftraten. Ende der 90er Jahre drehte Krappweis zahlreiche Musikvideos von Stefan Raab. Darunter waren die Clips zu „Schlimmer Finger“ und dem legendären „Maschendrahtzaun“.

Stets verkündete Stefan Jürgens bei «RTL Samstag Nacht», dass Karl Ranseier gestorben sei und verdrehte die Buchstaben in «Kentucky Schreit Ficken». Schon während der Laufzeit der Show deutete er an, mehr Zeit für andere Projekte haben zu wollen. In der letzten Staffel war er daher nicht mehr regelmäßig zu sehen. Er widmete sich dann verstärkt seinem Stand-Up-Programm, mit dem er in Auszügen auch in der Sendung auftrat. Außerdem schrieb er die Kolumne «TV To Die» in einer Fernsehzeitung, die später als Buch veröffentlicht wurde. Der gelernte Schauspieler übernahm ab 1999 an der Seite von Dominic Raacke für sechs Ausgaben die Rolle des Kommissars Robert Hellmann im «Tatort» des SFB. Im Jahr 2004 war er in der kurzlebigen Sat.1-Serie «Mein Chef und ich» zu sehen, bevor er ab 2007 die Rolle des Major Carl Ribarski in der Krimiserie «SOKO Wien» übernahm. Nebenbei tritt er mit seinem Programm «Alles aus Liebe – Comedyblues» regelmäßig auf. Zuvor tourte er mit den Programmen «Heldenzeit», «Langstreckenlauf» und «Alles anders» durch die Republik. Mit dem Theaterstück «Seitenwechsel» ist er zudem regelmäßig in Hamburg zu bewundern.

Jürgens moderierte bei «Samstag Nacht» auch die legendären «Samstag Nacht News». An seiner Seite las damals Esther Schweins die witzigen Meldungen vor. Die gelernte Schauspielerin war zunächst nicht begeistert von einem Engagement in einer Comedyshow, blieb jedoch der Sendung bis zum Schluss erhalten. Unvergessen waren ihre Auftritte als MTV-Moderatorin Kristiane Kacker. Nachdem die Sendung beendet war, spielte sie in zwei Filmen aus der Reihe «Höllische Nachbarn» an der Seite von Markus Majowski («Die dreisten Drei») mit. Es folgten zahlreiche Rollen in Fernsehreihen und –filmen. Darunter befand sich die Hauptrolle in der Sat.1-Reihe «Ein Fall für den Fuchs» sowie eine Serienhauptrolle in der letzten Staffel von «Die Cleveren» (Foto). Ab 2002 war sie mit Steffen Wink in mehreren Videos von Xavier Naidoo zu sehen. (u.a. „Ich kenne nichts“, „Wo willst Du hin“ und „Dieser Weg“). Neben ihrer Arbeit als Schauspielerin ist sie auch als Regisseurin diverser Theaterstücke und Bühnenprogrammen tätig. In den «Shrek»-Filmen lieh sie zudem Prinzessin Fiona ihre Stimme. Zusätzlich moderierte sie die Sendungen «Foyer» und «Theaterlandschaften» für 3sat und den ZDFtheaterkanal.

Fester Bestandteil einer jeden Ausgabe der «Samstag Nacht News» war das Wetter mit dem Märchenman Mirco Nontschew. Dieser bekam im Jahr 2001 seine eigene Show «Mircomania», in der er zahlreiche Sketche im Comicstil umsetzte. Er war ab 2004 einer der «7 Zwerge» in den beiden Kinofilmen sowie Giuseppe in Tom Gerhardts «Siegfried». Für die erste Staffel der Impro-Comedy «Frei Schnauze» kehrte er dann zu RTL zurück. In den vergangenen Jahren war er häufig als Gast in diversen Unterhaltungsshows zu sehen (u.a. «Die ultimative Chartshow», «Lafer! Lichter Lecker!»).

In der letzten Staffel kam Mark Weigel zum Team von «RTL Samstag Nacht» hinzu. Er sollte vor allem das zeitweise Ausscheiden von Stefan Jügens kompensieren. Daher übernahm er auch dessen Platz bei den «Nachrichten», die fortan «GNN – Gute Nacht News» hießen. Er wirkte bis zum Ende der Sendung in 30 Folgen mit. Zusammen mit Tommy Krappweis hatte er im Jahr 1998 einen kurzen Auftritt in der RTL-Comedyserie «Das Amt», der mit einer Gastrolle in «Hausmeister Krause» einer seiner letzten Fernsehengagements war. Mit der Spielzeit 2003/2004 kehrte er mit einer festen Verpflichtung an das Rheinische Landestheater zurück, wo er schon vor seiner Zeit bei RTL tätig war. Seit 2001 tourt er mit der Schauspielerin Ute Maria Lerner und einer Lesung über das Ehepaar Mann regelmäßig durch Deutschland. Zuletzt führte er mit Harry Heib das Kabarettstück «Angriff der Weihnachtsmänner!» auf deutschen Bühnen auf.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Kurz-URL: qmde.de/40263
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger Artikel«ran»-Fußball gibt sich Olympia geschlagen nächster Artikel«Vampire Diaries» rutscht unter den Senderschnitt

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung