Hingeschaut

«Spartacus»: 'Great and Unfortunate Things'

von
Vor zehn Tagen endete die erste Staffel von «Spartacus» in den Vereinigten Staaten. Marco Croner über den schwachen Pilotfilm, die grandiosen restlichen Episoden sowie nähere Informationen zur Zukunft der Serie.

Sähe man sich gezwungen, 'Blood and Sand', das erste Kapitel der Starz-Serie «Spartacus» mit nur einem Wort zu beschreiben, ist Einigkeit mit dem restlichen Publikum vermeintlich garantiert: Überraschend. Die Ironie besteht dabei wiederum in einer weiteren Zweideutigkeit, abhängig vom jeweiligen Blickfeld, das sich entweder auf den Gesamtkontext oder aber die einzelnen Episoden richten mag. Fakt ist, dass die Serie sowohl vor ihrer eigentlichen Premiere, als auch nach dem außergewöhnlichen Finale, für ausgiebigen Gesprächsstoff sorgt. Die Rede ist von dem Engagement Sam Raimis, der kühnen Verlängerung, mutmaßlich expliziten Sex- und Gefechts-Sequenzen, dem abschreckenden Pilotfilm sowie riskantem Mut und dem Leiden des Hauptdarstellers Whitfield.

Die ersten kritischen Stimmen beschäftigten sich mit den spärlichen Informationen bereits im September 2008 und sprachen der amerikanischen Serienlandschaft meist die Notwendigkeit eines weiteren Historienformats ab. Zu diesem Zeitpunkt stützte man sich auf die Angaben seitens Starz, eine Stilebene zu erreichen, die Zack Snyders «300» ähneln sollte. Neben der Handlung, die sich um den Sklavenaufstand und seinen Anführer Spartacus drehen sollte, sprach die Branche einerseits von zu erwartenden drastischen Bildern der Gewalt und nicht zuletzt dem relativ geringen Episoden-Budget von etwa zwei Millionen US-Dollar, das die Nähe von Network-Standards sucht. Weitaus mehr im Rampenlicht stand allerdings Produzent Sam Raimi, dessen Produktionsfirma Ghost House Pictures die Entwicklung des Projektes verantwortet. Regie führte Raimi entgegen der Erwartungen letztlich bei keiner der dreizehn Folgen. Showrunner und Head-Autor wurde Steven S. DeKnight, der zuvor Drehbücher der Serien «Buffy», «Angeld» und «Smallville» verfasst hatte.

Für die Hauptrolle des Thrakers wurde der weitesgehend unbekannte Australier Andy Whitfield verpflichtet. In seiner Heimat ein Star, gab der ehemalige Mechaniker mit «Spartacus» sein Debut in den Vereinigten Staaten. An seiner Seite spielen unter anderem John Hannah («Die Mumie»-Trilogie) als machtgieriger Batiatus und Manu Bennett («30 Days of Night») als Champion des Ludus (Kampfschule) Crixus. Lucy Lawless, die sechs Jahre lang Xena porträtierte, kehrte zum kriegerischen Genre zurück und wurde zu Batiatus' Frau Lucretia. Neben vielen weiteren Figuren, die von eher unbekannten Darstellern verkörpert werden, ist Peter Mensah als Leiter des Ludus zu sehen. Den meisten Filmanhängern dürfte er als Überbringer schlechter Nachricht bekannt sein, der in «300» unter den Worten “This is Sparta!” in tiefe Dunkelheit stürzt.

Der Pilotfilm 'The Red Serpent' war am 22. Januar 2010 zu sehen und lockte 553.000 Abonennten vor die Fernsehschirme. Durch eine Wiederholung (460.000 Zuschauer) und zeitversetzte Aufnahmen wurde die neue Höchstleistung in weiterem Maße überflügelt. Ein klarer Erfolg für Starz, der mit «Spartacus» allein vor dem Start mehr Presse zugesichert bekam, als mit dem vorigen Prestigeformat «Crash» in insgesamt zwei Jahren. Der Grund: Bereits vor der Premiere hatte man die Serie um ein zweites Kapitel, das den Titel 'Vengeance' tragen soll, verlängert. Nach dem Sichten des Pilot dürfte diese Tatsache bei nicht wenigen Menschen für Verwunderung gesorgt haben, denn dieser konnte nicht wirklich von sich überzeugen.

Betrachtet man ihn nun, im Schatten der restlichen zwölf Episoden, erscheint er wie ein Prolog, der für die Zukunft einzustimmen vermag. Die erste Folge bietet eine vollkommen differenzierte Atmosphäre und einen trügerischen Eindruck. Der Ludus ist noch kein Thema, ebensowenig wie die großartigen Charaktere Batiatus, Lucretia, Crixus und Varro. Stattdessen loteten die Produzenten den Spielraum aus und lieferten teils stark übertriebene Szenen, die Kunstblut en masse verschwendeten. Gab man «Spartacus» nach diesen schwachen 50 Minuten noch eine Chance, so wurde man die folgenden Wochen mit zahllosen Wendungen und damit einhergehenden 'What the Fuck'-Momenten belohnt, die ihresgleichen suchen.

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