Die Kino-Kritiker

«Das A-Team - Der Film»

von
Liam Neeson bildet den Kopf des neuen «A-Teams», in dessen Actionreigen leider ein wenig der Charme der Originalserie untergeht.

Kultserien aus den 80er-Jahren als großes Actionkino der Gegenwart aufzubereiten gehört zu den bewährten Rezepten sicherer Filmwirtschaft. Die Fans des Originals können vom Start weg in die Kalkulation eingerechnet werden und mit ein wenig Glück haucht man einem ganzen Franchise gewinnträchtig neues Leben ein. Wirklich geklappt hat das allerdings bisher lediglich bei «Drei Engel für Charlie» und die dürftigen Einspielergebnisse von «Das A-Team - Der Film» in Übersee zeigen, dass sich Kult eben doch nicht so einfach auf Kommerz bürsten lässt wie oftmals angenommen. Vor allem, wenn man bei der Adaption genau das vermissen lässt, was die TV-Nostalgiker auch heute noch an der alten Serie zu schätzen wissen: ihren Charme.

Ein Fall in Mexiko führt den genialen Colonel Hannibal Smith (Liam Neeson) und den charmanten Templeton "Faceman" Peck (Bradley Cooper) mit dem in Ungnade gefallenen Army Ranger Bosco B. A. Baracus (Quinton Jackson) und dem irren Piloten H. M. Murdock (Sharlto Copley) zusammen. Acht Jahre lang bilden die vier eine hoch angesehene Kampfeinheit bis sie bei einer Geheimmission im Irak Opfer einer Intrige werden und neben einer unehrenhaften Entlassung aus der Army zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt werden. Es gelingt zwar der Ausbruch aus dem Gefängnis, aber nun muss eine Mission in eigener Sache bewältigt, der Name der vier Helden reingewaschen und die Hintermänner des Komplotts gefasst werden.

Die zunächst ziemlich diffuse Handlung ist hier allerdings lediglich das Grundgerüst, dass es braucht, um ein Actionfeuerwerk im großen Stil zu tragen und den Figuren und ihren Motiven die nötigsten Hintergründe zu geben. Wer gerade wen hintergangen hat und mit wem gegen wen anders arbeitet, wird schnell zur Nebensache. Steht das Gerüst erst einmal, dann wandelt sich der Film in ein unablässiges Actionfeuerwerk, das eine halsbrecherische Sequenz an die nächste reiht und dabei die volle qualitative Bandbreite ausreizt. Von biederen Schießereien über knackige Verfolgungsjagden zu Land und in der Luft bis hin zu komplett überdrehten und jedem Realitätsanspruch zuwider laufenden Szenarien ist alles vorhanden. Dabei muss jeder selbst entscheiden, ob ein Panzergefecht über den Wolken nun das Highlight des Filmes oder doch eher ein Schritt zu weit vom ernsthaften Actionstück zur hemmungslosen Parodie ist. Schwankend ist zuweilen allerdings auch die tricktechnische Umsetzung, die in den besonders aufwändigen Actionszenen nicht immer zu überzeugen weiß.

Die Charaktere sind nicht besonders ausdrucksstark gezeichnet. Darin werden sie zwar ihren Vorbildern gerecht, die damals schon extrem stereotyp angelegt waren, hier wäre aber sicher mehr drin gewesen als die aufgedruckten Eigenschaften - Hannibal liebt es mit Zigarre im Mund, wenn ein Plan funktioniert und B. A. hat Flugangst - bloß wie unter Zeitdruck abzuhaken und im weiteren Verlauf immer mehr in den Hintergrund zu rücken statt auszubauen oder gar ironisch mit ihnen zu brechen. Die dominierende Figur des Filmes ist überraschenderweise nicht etwa Hannibal oder B. A., die sich in den 80ern einen solchen Kampf um die Gunst der Zuschauer lieferten, dass es auch hinter den Kulissen krachte, sondern Face, dem Shootingstar Bradley Cooper nicht nur die meiste Ausstrahlung verleiht, sondern der auch im Verlauf der Handlung immer weiter in den Mittelpunkt gerückt wird. Liam Neeson überzeugt zwar als Teamleiter Hannibal enefalls, wer jedoch das Gewinnergrinsen von Serienschauspieler George Peppard noch vor Augen hat, wird Neeson seine Rolle über die komplette Laufzeit nicht abnehmen können, weil es ihm einfach am nötigen Charme mangelt. Das gilt insbesondere auch für B.-A.-Darsteller Jackson, der seinem Vorbild Mr. T in keinster Weise das Wasser reichen kann. Und dass Jessica Biel wiederum lediglich engagiert wurde, um den ein oder anderen männlichen Fan zusätzlich ins Kino zu locken und im Plot eine weitestgehend verzichtbare Nebenrolle spielt, sollte eigentlich von vornherein klar gewesen sein.

Der mangelnde Charme einiger Darsteller ist aber nicht der einzige Grund, weshalb der Film ein wenig den Flair der Serie vermissen lässt. Oft fehlt die Leichtigkeit in den Aktionen, in denen es nun um nicht weniger als die eigene Existenz geht. Auch das von der Serie oft ironisch überhöhte Konzept, dass es keine Toten oder Verletzte selbst in der wildesten Schießerei gibt, gibt der Film auf. Das ist in der heutigen Zeit und in diesem Medium völlig verständlich und war auch schon in den 80ern nicht unumstritten, allerdings ist man hier unnötig inkonsequent, versucht das Töten aus guten Motiven sogar noch auf einer eigenen Ebene zu thematisieren, was ziemlich aufgesetzt und deplatziert wirkt.

Als eigenständiger Actionfilm, losgelöst von der TV-Vorlage betrachtet, punktet «Das A-Team» aber definitiv durch seinen abwechslungsreichen Actionparcour sowie durch die lockeren Sprüche der Protagonisten, die zwar nicht immer zünden, aber dafür auch niemals ins Niveaulose abdriften. Und gerade denjenigen, die die Vorstellung ohne besonderes Vorwissen besuchen, dürfte Bradley Cooper in bester Erinnerung bleiben. So ist «Das A-Team - Der Film» sicherlich eine weitere Kultverfilmung, die die Anhänger des Originals kaum zufrieden stellen können wird, aber dem geneigten Actionfan immer noch gutes Popcorn-Kino bietet ohne größeren Ansprüchen gerecht werden zu wollen.

«Das A-Team - Der Film» ist seit dem 12. August in vielen deutschen Kinos zu sehen.

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