Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Impro-Show mit drei Leben

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 114: Rübenstifte, Pappnasen und Dunkelfummelein.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer Comedyshow, die ihrer Zeit weit voraus war.

«Voll witzig!» wurde am 10. Mai 1999 in Sat.1 geboren und entstand damit zu einer Zeit lang vor dem Boom der Improvisationsshows, den «Genial daneben», «Schillerstraße» und «Frei Schnauze» ab dem Jahr 2003 auslösten. Vielmehr ist die Sendung dem Erfolg der «Wochenshow» zuzuordnen, denn für sie war mit Brainpool die gleiche Produktionsfirma zuständig. Außerdem wurde sie im selben Studio hergestellt. Konsequenterweise übernahm dann auch «Wochenshow»-Produzent Ralf Günther die Moderation der neuen Sendung. Er stellte seinen vier Kandidaten, die in zwei Teams kämpften, Fragen zu den wichtigsten Ereignissen der Woche, die möglichst witzig und ausgefallen beantwortet werden mussten. Nach jeder Runde bewertete er als Schiedsrichter willkürlich den Spaßfaktor der Antworten und entschied so über Sieg und Niederlage.

Als festes Panelmitglied wurde überraschend Barbara Schöneberger engagiert, die bis zu diesem Zeitpunkt lediglich als Assistentin der täglichen Gameshow «Bube, Dame, Hörig» in Erscheinung trat. Erst durch einen schlagfertigen und witzigen Auftritt in der «Harald Schmidt Show» wurden die Produzenten auf sie aufmerksam. An ihrer Seite kämpften wöchentlich wechselnde Prominente.

So richtig wollte der Funke allerdings nicht überspringen. Das Geschehen war mäßig witzig und die Quoten entsprechend mau. Anstatt das Format bereits nach kurzer Zeit einzustellen, entschlossen sich die Macher für eine inhaltliche und vor allem personelle Überarbeitung. Sowohl Ralf Günther als auch Neuentdeckung Barbara Schöneberger flogen aus der Show. Sie wurden durch Ingolf Lück als Moderator und Markus Maria Profitlich als Dauergast ersetzt und die Show damit endgültig zum kleinen Bruder der «Wochenshow». Außerdem stieß Ex-«RTL Samstag Nacht»-Gesicht Mirco Nontschew als zweiter Teamführer hinzu. Die beiden freien Plätze wurden weiterhin mit rotierenden Promis wie Kai Pflaume, Tommy Wosch, Hella von Sinnen, Atze Schröder, Aleksandra Bechtel oder Mundstuhl besetzt. Inhaltlich wichen die Fragerunden immer mehr physischen Spielen und passten sich damit mehr an die Stärken von Nontschew und Profitlich an. Es gab pantomimische Einlagen, Scharade mit einem Stift auf dem Kopf („Das Rübenstiftspiel“), das Erraten von Prominenten mittels Ja/Nein-Fragen („Das Pappnasenspiel“), Neusynchronisationen von Filmausschnitten und ein „Dunkelfummelspiel“. Der aktuelle Bezug der Aktionen blieb zwar erhalten, wurde jedoch etwas lockerer gefasst.

Der Neustart brachte auch einen neuen Sendeplatz mit sich. Anstatt wie bisher am Montagabend um 21.15 Uhr, gingen die neuen Folgen nun am Sonntag gegen 22.15 Uhr auf Sendung. Die Quoten stiegen zwar leicht, aber ein durchschlagener Erfolg wurde die Sendung trotzdem nicht. Dennoch entschied Sat.1 ab September 2000 eine weitere Staffel in Auftrag zu geben, die nun jedoch immer freitags ab 22.45 Uhr gezeigt wurde. Der Spielanteil wurde dafür nochmals erhöht und die Sendung um ein Finale erweitert. Doch auch diese erneuten Änderungen brachten keine sensationellen Quoten, sodass keine weitere Staffel mehr folgte.

«Voll witzig!» wurde am 15. Dezember 2000 beerdigt und erreichte ein Alter von etwa anderthalb Jahren. Die Show hinterließ den Moderator Ralf Günther, der im Jahr 2000 als Ankündiger in Stefan Raabs «Grand-Prix»-Song „Wadde hadde dudde da?“ zu hören ist. Barbara Schöneberger übernahm nach ihrem Ausstieg die Sat.1-Morgensendung «Weck Up» und startete später bei einigen Regionalsendern ihre Comedykarriere mit «Blondes Gift». Profitlich fand in seiner Sat.1-Sketchcomedy «Mensch Markus» ein neues Zuhause, während Mirco Nontschew ab 2005 regelmäßig in der RTL-Improshow «Frei Schnauze» dem Konzept treu blieb. Moderator Ingolf Lück präsentierte nach dem Ende der «Wochenshow» immer wieder kurzlebige Comedyformate und trat mit mehreren Theaterstücken und Programmen deutschlandweit auf.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann dann Harald Schmidts legendärer Late-Night-Show in Sat.1.

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