Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Raabs erste Schritte

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 117: Das legendäre VIVA-Format des «TV Total»-Moderators.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir der Geburtsstunde eines der kreativsten Köpfe des deutschen Fernsehens.

«Vivasion» wurde am 27. Dezember 1993 bei VIVA geboren und war damit eines der ersten Formate des Senders, der nur wenige Tage zuvor seinen Betrieb aufnahm. Die Show genoss auch Jahre nach ihrem Ende noch Kultstatus, war sie doch die erste Sendung von Fernsehphänomen Stefan Raab. Wie die Legende erzählt, hatte er sich eigentlich nur als Komponist für Jingles beworben und seinen Briefen stets ein Glas Honig beigelegt, damit sich die Personalmitarbeiter selbst Honig ums Maul schmieren konnten. Dies soll die Senderleitung derart überzeugt haben, dass sie ihn zu einem Casting einluden und er direkt eine Personalityshow angeboten bekam.

Ein striktes Konzept verfolgte diese nicht, hatte aber zahlreiche wiederkehrende Elemente. In jeder Folge gab es Straßeninterviews, witzige Einspieler, eine Handvoll Musikvideos und einen prominenten Gast, der sich den „harten“ Fragen des damals schon desinteressierten Moderators stellen musste. Die Palette der Persönlichkeiten war sehr breit. Aktuelle Teenie-Sternchen und alternde Schlagerstars mussten auf den kleinen Kinderstühlen Platz nehmen, während Raab auf einem bequemen Bürostuhl mit Kunstfell thronte. Er kündigte sie stets mit den Worten „Hier ist der/die oft kopierte, aber selten erreichte...“ an. Zusätzlich gab es den „Zuschauer der Woche“, der durch ein Loch in der Deko-Wand schauen musste und regelmäßig von Raab aufs Korn genommen wurde.

Die Sendung lief montags, mittwochs und freitags jeweils um 20.00 Uhr. Schnell wurde sie ein Hit und Raab zum Kult. Aufgrund des Erfolgs spendierte VIVA seiner Entdeckung sogar eine eigene Samstagabendshow namens «Ma Kuk’n», die noch chaotischer als «Vivasion» war und unter anderem die spätere «TV Total»-Rubrik «Raab in Gefahr» hervorbrachte.

Seine Fernsehshow machte ihn auch als Musiker bekannt. So fielen in die «Vivasion»-Ära seine Produktionen „Ein Bett im Kornfeld“, „Hier kommt die Maus“ und „Böörti Böörti Vogts“, den er anlässlich der Fußball-WM 1994 produziert hatte. Zu diesem Anlass reiste er nach Amerika und berichtete mehrere Wochen über das Ereignis – jedoch ohne großes Budget und offizielle Lizenz. Sein musikalischer Erfolg brachte Raab Auftritte in Schlager- und Volksmusiksendungen ein, die er damit würdigte, dass er zum Playback die Mundbewegungen verweigerte. Durch diese und andere Aktionen wurde er schnell auch außerhalb des Musikfernsehens bekannt.

Ab Mitte 1997 bereitete Raab seinen Absprung vor und arbeitete nur noch auf freiwilliger Basis für den Sender. Parallel übernahm er eine eigene Sendung und eine Telefonstreich-Rubrik beim Radiosender 1Live. Seine VIVA-Show wurde einer Generalüberholung unterzogen, bei der nicht nur die Kulisse, das Intro und das sonstige Erscheinungsbild modernisiert wurden, sondern auch seine längeren Haare und seine markanten Jeans mit Lederaufsatz, die er bis dato in jeder Ausgabe getragen hatte, verschwanden. «Vivasion Plus» hieß der Reboot, der nun vereinzelt auch live über den Schirm lief. Als feste Rubrik wurde mit der «Kaki-Family» eine Seifenoper mit Kakerlaken ins Programm aufgenommen. Lang hielt Raab es dann nicht mehr im Spartenfernsehen aus. Schon bald produzierte er eine Pilotsendung namens «Das kann doch mal passieren», die als Ursprung von «TV Total» gilt und den Wechsel zu ProSieben ebnete.

Als besonderes Utensil hatte Raab ein Keyboard im «Vivasion»-Studio, auf dem die Tasten mit verschiedenen Jingles belegt waren, die er in den Ablauf einbauen konnte – genauso wie er es später bei «TV Total» mit den Knöpfen auf seinem Schreibtisch tat. Unter den Sounds waren neben einem Applaus, einem Pferdelachen auch die gesungene Buchstabenabfolge „H-A-N-S-M-E-I-S-E-R“ abrufbar. Konsequenterweise wurde dem RTL-Moderator auch die Ehre zu Teil in der letzen Ausgabe der Show aufzutreten.

«Vivasion» wurde im Dezember 1998 beerdigt und erreichte ein Alter von fünf Jahren. Die Show hinterließ den Moderator Stefan Raab, der nach dem Wechsel zu ProSieben dank «TV Total», etlichen Sportevents und «Schlag den Raab» zu einem der kreativsten und wichtigsten Fernsehmacher des neuen Jahrtausends wurde. Der Produzent der Show Marcus Wolter begleitete ihn zunächst zu «TV Total» und wurde dann Geschäftsführer von 9Live und später von Endemol Deutschland. Übrigens, die Lücke, die Raab bei VIVA hinterließ, versucht der Kanal mit einer "Comedy-Offensive" zu kompensieren, aus der die völlig missratende Sketch-Reihe «VIVA Family» hervorging.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der alljährlichen Sat.1-Weihnachtsshow mit Anke Engelke.

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