Die Kritiker

«SOKO Leipzig: Gefangen»

von

Story


Die Studentin Nora Beier wird zu Tode gefoltert aufgefunden. Zusammen mit ihrer Kommilitonin Liane Hellmann hatte sie neben dem Studium für eine Escort-Agentur gearbeitet, die Doris Berger leitet. Als die SOKO-Ermittler sie um die Herausgabe ihrer Kundendatei bitten, verweigert sie dies aus Diskretionsgründen. Auch Staatsanwalt Binz tut sich schwer, den Durchsuchungsbeschluss für die Agenturräume abzusegnen. Offensichtlich gehören bekannte Bürger der Stadt zum Kundenkreis des Begleitservice. Oberkommissar Jan Maybach, der auch glaubt, dass Staatsanwalt Binz etwas zu verbergen hat und diesen angreift, spürt sofort, dass Liane etwas verheimlicht. Unter dem Deckmantel, ein Kunde zu sein und ohne seine Kollegen einzuweihen, verabredet er sich deshalb heimlich mit Liane in einem Restaurant. Ein Alleingang, der Jan zum Verhängnis werden wird. Denn Liane vertraut ihm an, dass Nora gelegentlich auch gezielt bestimmte Kunden ausspionieren sollte.

Da Nora ihre Informationen nach ihrem letzten Auftrag teuer verkaufen wollte, hat ihr das das Leben gekostet. Kurz darauf wird Liane von den Auftraggebern Noras bedroht wird und ruft Jan Maybach zur Hilfe. In Notwehr muss Jan einen der Männer erschießen, die Liane angegangen sind. Dann wird er bewusstlos geschlagen. Als er wieder zu sich kommt, sind die Waffe des Opfers, der Komplize und auch Liane spurlos verschwunden. Jan steckt in Erklärungsnot und Staatsanwalt Binz beginnt, gegen ihn zu ermitteln. Nur seine Kollegen halten noch zu ihm. Schließlich gelingt es der SOKO, Liane und ihren Entführer aufzuspüren. Doch nach der erfolgreichen Befreiungsaktion macht Liane in der anschließenden Befragung durch den Staatsanwalt eine überraschende Aussage: Angeblich habe Jan sie als Stalker verfolgt und ihren Freund aus Eifersucht erschossen. Jan muss seine Unschuld beweisen, doch vom Dienst ist er suspendiert und muss sich erneut auf die Kollegen verlassen, die im Dunkeln tappen. Bald darauf kämpft er wieder auf eigene Faust, mit ebenfalls verhängnisvollem Ausgang. Bald darauf muss er in Untersuchungshaft und wird sogar verurteilt. Jan muss sich jetzt gänzlich auf seine Kollegen verlassen, die zum letzten Strohhalm greifen, um ihn noch zu retten.

Darsteller


Andreas Schmidt-Schaller («Nach den Jahren») ist Hajo Trautzschke
Marco Girnth («Die Akte Golgatha») ist Jan Maybach
Melanie Marschke («The Bill») ist Ina Zimmermann
Pablo Sprungala («Klimawechsel») ist Vincent Becker
Caroline Scholze («Der Landarzt») ist Leni Trautzschke
Maximilian Klas («SOKO Leipzig») ist Benni Maybach
Annika Blendl («Tatort») ist Liane Hellmann
Ralph Herforth («Familie Fröhlich») ist Lothar Brandt
Michael Rotschopf («Stralsund – außer Kontrolle») ist Staatsanwalt Binz

Kritik


Anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums geht die «SOKO Leipzig» gleich in doppelter Spielfilmlänge mit einem besonders interessanten und spannenden Fall an den Start. Das Produktionsteam der UFA Fernsehproduktion belohnt sich mit dem Zweiteiler des erfolgreichsten Ablegers von «SOKO 5113» selbst. Denn die beiden Spielfilme sind ein Hingucker geworden, die an Nervenkitzel und Spannung einiges bereithalten. Das kommt nicht von ungefähr, denn das Drehbuch von Marija Erceg und Wiebke Jaspersen hält eine atemberaubende Storyline bereit, die sich mit Intrigen, Vertrauen und dem Kampf für Gerechtigkeit beschäftigt. Der kluge Ermittler Jan Maybach fällt auf die im Escort-Service arbeitende Jura-Studentin herein. Aus Angst benutzt sie ihn für eine Intrige, die Jan Maybach später hinter Gittern bringt. Hin- und hergerissen zwischen beruflichem Ehrgeiz, dem unerfüllten Kinderwunsch und dem Charme der jungen Studentin begeht Jan Maybach einen großen Fehler: Er startet einen Alleingang, den er später bereuen wird. Denn er bringt ihn über Umstände erst in die prekäre Lage und macht die Intrige, der er dann zum Opfer fällt erst möglich.

Darin verwickelt sind natürlich noch zahlreiche andere Figuren, wie die Chefin des Begleitservice Doris Berger, die als ehemalige Stasi-Mitarbeiter zusätzlich Geld in die Kassen spülen will, in dem sie manche ihrer Kunden erpressbar macht. In Folge dieser Habgier musste die Mitarbeiterin Nora sterben. Nun ist auch Liane in Gefahr, denn sie etwas, das die Ganoven gerne als Beweis- und Druckmittel vernichten möchten. Doch auch nachdem sie die Informationen aushändigt, soll sie ans Messer geliefert werden – bis ihrem Kidnapper ein weiterer Auftrag zugeteilt wird: Die belastende Aussage gegen Jan Maybach. Das alles klingt nicht nur spannend, sondern ist auf dem Bildschirm eines echt packenden Krimis würdig. Keineswegs verliert sich «SOKO Leipzig: Gefangen» in der eigenen Story, sondern hält stets das Spannungslevel hoch. Denn das Netz aus Lügen und Intrigen zieht sich für den SOKO-Ermittler Jan Maybach ebenfalls immer mehr zu. Solange bis seine prekäre Situation gänzlich ausweglos erscheint. An jedem Ermittlungsschritt kann der Zuschauer teilhaben. Wenn die SOKO-Beamten laut überlegen und kombinieren, rätselt der Zuschauer vor dem Bildschirm mit. Wenn sie Verdächtige befragen oder vernehmen, fiebert man vor dem Fernseher mit, denn obwohl die Rollen Gut und Böse klar verteilt sind und man den Täter quasi schon eine zeitlang kennt, ebbt die Spannung keineswegs ab.

Denn mit dem Wissen über den Bösewicht, ist man nur auf demselben Stand wie Jan Maybach, der wohlwissend unschuldig ist, seine Unschuld gegenüber den Kollegen und dem Staatsanwalt nicht beweisen kann. Das Dickicht an Fallen, in die er hineintappt, lässt auch den Zuschauer mit dem Serien-Charakter mitfühlen und sich in seine Lage versetzen. Regisseur Jörg Mielich hat also sehr gut daran getan, die Serien-Routine nicht gänzlich ad acta zu legen, sondern den Kriminalfall in etwas gestreckter Form als üblich noch mehr erlebbar zu machen. Und so schafft es der Zweitteiler von «SOKO Leipzig: Gefangen» tatsächlich zu fesseln. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wo sich Jan Maybach verhängnisvoll auf die junge Escort-Dame Liane einlässt, ist auch der Zuschauer irgendwie „gefangen“ in der Story des Kriminalfilms. Der berühmte Funke springt bei «SOKO Leipzig: Gefangen» sehr schnell über. Nach dem Ende des ersten Teils mag man den zweiten Teil gar nicht mehr missen, denn schließlich hat das Schicksal des zu Unrecht in Untersuchungshaft gelangten SOKO-Beamten ein Interesse beim Zuschauer geweckt.

Die Schauspieler erfüllen ihre Aufgabe mit Bravour und pendeln zwischen emotionalen Szenen und einigen Moralfragen. Dabei geht es auch um Vertrauen auf Seiten von Jan Maybach, der sich auf die Kollegen verlassen muss, wie auch bei den SOKO-Beamten selbst, die in ihrer Rolle als Polizisten und Freunde des Angeklagten in Personalunion vor einer schwierigen Aufgabe stehen. Und natürlich wird das dann auch zur Gewissensfrage, die sich auch die Escort-Service-Betreiberin, die ihre Kunden erpressen lässt, sowie die junge Liane gefallen lassen muss, geht sie für das eigene Wohl doch quasi „über Leichen“ in dem sie Jan ins Gefängnis bringt. Und auch im Knast werden diverse Fragen aufgeworfen, weil Jan Maybach nicht locker lässt und auch hinter Gittern noch nach Beweisen für seine Unschuld sucht. Dabei geht er auch die Gefahr ein, das eigene Leben zu verlieren. Kurzum: Von Langeweile ist in dem Zweiteiler-Spielfilm «SOKO Leipzig: Gefangen» keine Spur.

Doch einige Kritikpunkte gibt es dann doch noch: Zum einen wirken die Gefängnis-Szenen im zweiten Teil zu klischeehaft („Frischfleisch vom Bullen“) und möglicherweise überholt. Zum anderen enttäuscht die finale Auflösung im zweiten Teil etwas. Leider wird nur allzu leicht der Eindruck erweckt als seien die Ideen für ein gutes Finale als krönenden Abschluss ausgegangen. Zu einfach erscheint die Auflösung des Falls und damit auch des ganzen Komplotts gegen den SOKO-Beamten. Denn hätte eine raffinierte Aufklärung oder Ermittlung der SOKO-Kollegen von Jan Maybach zum Erfolg geführt, hätte dieser hinter Gittern nicht den Aufstand proben müssen und auch wenn Liane nicht um ein Bekenntnis zu ihrer Falschaussage herum gekommen wäre, hätte man das Aufklären dieser etwas spannender verpacken können. Letztlich aber weiß «SOKO Leipzig: Gefangen» trotz der kleinen Schwachstellen im zweiten Teil vollends zu überzeugen. Ein Geburtstagsgeschenk zum Zehnjährigen ist es für die Leipziger allemal.

Das ZDF zeigt den ersten Teil von «SOKO Leipzig: Gefangen» am Freitag, 7. Januar 2011 um 21.15 Uhr sowie den zweiten Teil am Freitag, 14. Januar 2011 ebenfalls um 21.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/46872
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