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‚Westliche Journalisten werden zur Zielscheibe‘

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Die Lage in Kairo spitzt sich weiter zu. Die Gewalt zwischen Gegnern und Befürwortern von Mubarak eskaliert. Doch auch ausländische Journalisten geraten ins Visier.

Auch am Donnerstag eskaliert die Lage in Ägypten. Als Außenminister Guido Westerwelle am Dienstag eine Reisewarnung für das komplette Land aussprach, wurde er von manchen noch belächelt. Friedliche Proteste gäbe es – Vergleiche mit den Montagsmärschen in der ehemaligen DDR wurden gezogen. Seit Mittwoch zeigt sich Ägypten – und im Speziellen Kairo – nun von einer anderen Seite. Regierungsbefürworter greifen die Demonstranten an, Ärzte müssen Schwerverletzte mitten auf der Straße behandeln. Es soll zu teils dramatischen Jagdszenen auf dem Tahrirplatz kommen.

In Gefahr sind nicht nur die friedlichen Demonstranten, die ein Ende der Mubarak-Ära einläuten wollen, sondern auch die vielen internationalen Journalisten. Die meisten Pressevertreter sind in Hotels direkt am Tahrirplatz untergebracht – davon gibt es drei um den Platz herum. Kaum ein Berichterstatter traut sich mehr aus seinem Hotelzimmer heraus. Schon am Mittwoch berichteten RTL-Reporterin Antonia Rados und ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg, dass die Stimmung im Land deutlich umgeschlagen sei.

Regierungsnahe beäugten die Journalisten äußerst misstrauisch, teilweise wurde den deutschen Teams vorgeworfen sie kämen vom israelischen Fernsehen. Nur mit Mühe und Not konnten die erfahrenen Krisenreporter die aufgebrachte Menge beruhigen. Seit Donnerstagmorgen sind Dreharbeiten in Kairo hingegen gar nicht mehr möglich. Für N24 und die ProSiebenSat.1-Gruppe ist der erfahrene Journalist Steffen Schwarzkopf direkt vor Ort. In einer Live-Schalte berichtete er, wie gefährlich die Situation für internationale Reporter mittlerweile geworden ist.

Am Donnerstagmorgen versuchte er seinen Aussagen zufolge noch mit einem Taxi durch Kairo zu fahren. „Wir mussten den Taxifahrer beknien“, erzählt Schwarzkopf. Der Taxifahrer erklärte sich nur bereit die Rundfahrt zu starten, wenn die Reporter die „Kamera ´runtertun würden“. Westliche Kollegen seien bereits zur Zielschriebe geworden. So wurde in der Nacht beispielsweise das Büro des amerikanischen Senders CNN angegriffen – der Sender habe zu Mubarak-feindlich berichtet. Auch auf das Gebäude, in dem die ARD ihr Kairo-Büro hat, wurden Anschläge verübt. Für die ARD ist unter anderem Jörg Armbruster in Kairo, er und seine Kollegen wurden evakuiert und in einem Hotel untergebracht.

ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg meldete sich schon am Mittwochabend nur noch aus seinem Hotelzimmer; er berichtete direkt von seinem Balkon aus, musste die Live-Schalte aber abbrechen, nachdem sein Kameramann mit einem Laserstrahl angeleuchtet wurde. Anhänger der Regierungspartei versuchen so Journalisten einzuschüchtern. Eine Reporterin des ZDF und der New York Times wurde zwischenzeitlich sogar verhaftet, nach einem rund 20-stündigen Aufenthalt im Gefängnis aber wieder freigelassen, berichtet das ZDF am Donnerstag. Mittlerweile gibt es nur noch wenige Live-Bilder aus Ägypten, meist kommen sie von fest installierten Kameras. Westliche Teams können keine eigenen Berichte mehr drehen. „Man kann sich vorstellen, wie man hier noch arbeiten kann; nämlich gar nicht“, resümierte Steffen Schwarzkopf am Donnerstagnachmittag. Seinem Team seien sämtliche Kameras abgenommen worden, sagte er. Zugeschaltet war er im N24-Programm deshalb nur noch via Webcam.

Dass Journalisten sich auf dem Tahrir-Platz einen Eindruck vom Geschehen machen, sei unmöglich, schildert er. Vor dem Hotel hätte sich eine Meute wütender Leute postiert. Die Journalisten befürchten, von ihnen zusammengeschlagen zu werden, sollten sie ihr Zimmer verlassen. „Das Schlimme ist“, sagt Schwarzkopff, „man weiß nicht, wer hier gut und wer böse ist“.

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