Glenns Gedanken

Pocher wird abgesetzt und Schmidt freut sich

von
Glenn Riedmeier zum Ende der «Oliver Pocher Show».

Nun ist es also amtlich: Die letzte Ausgabe der «Oliver Pocher Show» läuft am 18. März in Sat.1. Danach ist erstmal Schluss, allerdings soll Pocher für neue Projekte (u.a. Primetime-Shows) dem Sender verbunden bleiben. Wahrscheinlich ist es besser so, denn die Quoten glichen seit Monaten einem Trauerspiel. Es ist Sat.1 hoch anzurechnen, dass sie solange durchgehalten haben, doch Chancen hatte die Show eigentlich von Anfang an nicht. Der entschlankte, aber immer noch existierende "Fun Freitag" erreichte schon vor Pocher jahrelang nur noch eine Minderheit der Zuschauer. Ob nun «Schillerstraße», «Genial daneben», «Wir müssen reden!», «Ladykracher» oder «Pastewka» - alles lief wenig erfreulich in letzter Zeit. Mit Pocher auf den Freitagabendsendeplatz zu gehen stellte ein unüberlegten Wahnwitz dar, der zum Scheitern verurteilt war. Erschwerend hinzu kommt, dass Sat.1 vermutlich schlichtweg der falsche Sender für Pocher und Comedy allgemein ist. Es gibt dort kaum Formate, über die die Menschen sprechen, oder Sendergesichter, die man mit Sat.1 verbindet. Der Kanal spielt im öffentlichen Bewusstsein so gut wie keine Rolle mehr, und viele Zuschauer finden ihn inzwischen gar nicht mehr auf der Fernbedienung. Es half weder die medienwirksame Promotion, als der mit Schweinegrippe infizierte Oliver Pocher eine Show vom Krankenbett aus moderierte, noch der kleine Skandal, als er als Kachelmann verkleidet zum Prozessauftakt in Mannheim fuhr und die Pressefotografen an der Nase herumführte. Die Quoten blieben stets weit unter dem Senderschnitt.

Dabei kann man nicht behaupten, dass sich Pocher nicht angestrengt hätte. Jede Ausgabe war vollgepackt mit diversen Einspielfilmen, Studioaktionen und Gästen. Gerade in der zweiten Staffel steigerte sich die Show qualitativ enorm, und es gab zahlreiche wirklich gute Ausgaben, beispielsweise als Pocher zusammen mit Kylie Minogue als Straßenmusikant vor dem Studio spielte, oder als er in einer Live-Sendung nach dem Fußballspiel Deutschland-Türkei mit den Hauptdarstellern von «Alarm für Cobra 11» zu einer Dönerbude ging und mit den enttäuschten türkischen Fußballfans herumalberte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass «Die Oliver Pocher Show» bei einem anderen Sender wie z.B. RTL oder ProSieben deutlich besser gelaufen wäre. RTL zeigt schließlich seit Jahren diverse qualitativ minderwertige Comedy-Formate wie «Willkommen bei Mario Barth» oder «Kaya Yanar & Paul Panzer - Stars bei der Arbeit» am Samstagabend im «DSDS»-Sandwich, die auf Grund dieser taktisch cleveren Programmierung allesamt bombastische Einschaltquoten erreichen.

Unschön und gleichzeitig unprofessionell ist das Verhalten von Oliver Pochers Ex-Partner Harald Schmidt, der wöchentlich in seiner Late-Night-Show ziemlich primitive Spitzen gegen Pocher schießt. So bezeichnete er ihn als "adipöses Ex-Talent" und die gemeinsame «Schmidt & Pocher»-Zeit als "geistige Umnachtung". Besonders peinlich ist es zudem, wenn man zuerst gegen Pocher wettert, nur um dann im Anschluss völlig unlustige Show-Teile mit Katrin Bauerfeind präsentiert. Am fiesesten war allerdings, dass Schmidt vor jeglicher Pressemitteilung in seiner Show mit einem süffisanten Grinsen exklusiv das Aus der «Oliver Pocher Show» verkündete. So schnell kann man seine Meinung ändern. Man sollte nicht vergessen: Im Jahr 2007 wurde Oliver Pocher auf Wunsch von Harald Schmidt an seine Seite geholte, damit er dessen schwächelnder Show zu neuem Antrieb verhilft, was vor allem im Hinblick auf die Einschaltquoten in der jungen Zielgruppe auch wunderbar funktioniert hat. Schmidt wollte Pocher einst als Nachfolger aufbauen. Er hatte sogar angepeilt, nach der Anfangsphase eine tägliche Late-Night für Pocher zu produzieren, die er selbst nur noch in Urlaubsvertretung moderieren wollte. All das ist nun natürlich Vergangenheit, doch Schmidts Verhalten gegenüber Ex-Partnern erscheint fragwürdig. Es kann nur spekuliert werden, was hinter den Kulissen geschehen ist, denn auch der frühere Partner Manuel Andrack reagiert in Interviews meist ablehnend und möchte nicht über seine Zeit bei Harald Schmidt sprechen. Interessant wird es ab September 2011, wenn der momentan noch schadenfrohe Schmidt zu Sat.1 zurückkehrt, um die 'gute, alte' «Die Harald Schmidt Show» wiederaufzulegen. Wird es ihm gelungen, Sat.1 aus der Quotenkrise zu helfen oder wird er ähnlich baden gehen wie Pocher? Man darf gespannt sein.

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