Vor Ort

Verzählt: «DSDS»-Finale nach Voting-Chaos verschoben

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Wegen einer Panne gibt es eine weitere Mottoshow. Die Telefonabstimmung wurde abgebrochen, kein Kandidat musste die Koffer packen.

Erstmals in der Geschichte der RTL-Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» scheidet nach einer Live-Mottoshow aus dem Coloneum in Köln-Ossendorf kein Kandidat aus. Bislang hat es das noch nicht gegeben. Die Telefon-Abstimmung der Zuschauer wurde von RTL noch am Abend abgebrochen. Alle sechs Kandidaten treten in der nächsten Woche noch einmal an. Der Grund dafür ist eine folgenschwere Panne zum Schluss der fünften Mottoshow von «Deutschland sucht den Superstar», die mit einem Zahlendreher bei einer Grafik begann und im Voting-Chaos endete. Doch der Reihe nach: Die abwechslungsreiche und auch unterhaltsame Sendung, in der die übrigen sechs Kandidaten nach dem Motto „Deutschland gegen England“ je einen deutschen und englischen Titel sangen, war fast zu Ende, doch dann kam es zum Eklat, als noch einmal die Telefonnummern verkündet wurden, mit welchen die «DSDS»-Zuschauer für ihren Favoriten anrufen konnten.

Zunächst lief der Schnelldurchlauf der Auftritte von den «DSDS»-Kandidaten und zwar in der Reihenfolge, in der sie aufgetreten waren. Entsprechend hatte Marco Angelini die Endziffer Zwei sowie Zazou Mall die Drei. In der darauffolgenden Grafik an einer Tafel kam es zum Zahlendreher, den Moderator Marco Schreyl hier aber anschließend noch korrigierte. Den Fehler hatte Marco Angelini direkt bemerkt und verließ bereits hier verärgert die Empore, auf der die Kandidaten auf einer Couch saßen. Das ging so schnell, dass sich auch Dieter Bohlen erstmal bei den Marco-Fans, die übrigens jedes Mal mit dem Bus aus Österreich anreisen und über 13 Stunden Fahrt nach Köln auf sich nehmen, erkundigen musste, was eigentlich los war. Auch der bereits neben der Bühne sitzende Sebastian Wurth zuckte mit den Schultern, als Marcos Fans protestierten. Nach der Werbepause stellten sich die Kandidaten auf der Bühne noch einmal auf, standen aber auch hier in der falschen Reihenfolge, so dass Marco Schreyl abermals die falschen Endziffern für Marco Angelini und Zazou Mall nannte.

Zahlenspiel: Verwirrung bei Zuschauern


Zum wiederholten Male waren also die Endziffern von Marco Angelini und Zazou Mall vertauscht worden. Dabei hätte genau das für den Österreicher entscheidend sein können. Denn Zazou wurde in der fünften Mottoshow von der Jury hart kritisiert - ohnehin ein Unding seine Kandidaten in der Sendung derart vorzuführen. Auch musste die Schweizerin bereits mehrfach um das Weiterkommen zittern. Der Ärger für den Favoriten Marco Angelini: Er befürchtete, dass die kostenpflichtigen Anrufe für ihn nun an seine Konkurrentin gehen könnten. Seit rund einer Stunde hatten seine Fans für die Endziffer Zwei angerufen, die zuerst in der Grafik und dann im Eifer des Gefechts auch nochmal von Marco Schreyl plötzlich Zazou zugeteilt wurde. Doch Dieter Bohlen hatte den erneuten Fehler bemerkt und korrigierte Schreyl. Das Voting-Chaos war perfekt, die Kandidaten – allen voran Marco Angelini – erzürnt. „Man kann es dem Moderator auch einfacher machen“, war Schreyl nun auch genervt und verkündete die Endziffern in richtiger Reihenfolge nochmal in aller Eile, weil man ja schon am Ende der Sendung angekommen war. Dabei wurde auch Marco Angelini, der diesbezüglich noch etwas sagen wollte, abgewürgt. Den zweifachen Fehler beim Telefon-Voting hätte man deutlicher korrigieren müssen, war er doch am Ende folgenschwer.

Schon unmittelbar nach der Live-Show wurde hinter den Kulissen diskutiert. Der Notar Dr. Fleischhauer musste eingeschaltet werden, um zu entscheiden, wie man mit dem fatalen Fehler bei der Verkündung der Telefonnummer-Endziffern umgehen soll. Mittlerweile lief die «Bülent Ceylan Show», während der zwar noch ein zwischendurch voraufgezeichneter Sieben-Sekunden-Aufsager für die Abstimmung und einmal noch die «DSDS»-Telefon-Voting-Nummer als Bauchbinde gezeigt wurden. Die einzelnen Endziffern der Kandidaten wurden aber nicht mehr eingeblendet. In der Werbepause der «Bülent Ceylan Show» meldete sich dann Marco Schreyl zu Wort: Nicht mehr anrufen, hieß es. Zu Beginn der Entscheidungsshow von «Deutschland sucht den Superstar» entschuldigte er sich dann für den folgenschweren Fehler. Marco Angelini saß immer noch frustriert und angefressen auf der Kandidaten-Couch. Das Telefon-Voting wurde dann von RTL kurzerhand abgebrochen. Die Anrufe der «DSDS»-Fans wurden bis dahin aufgezeichnet. Die sonst halbstündige Entscheidungsshow war deutlich früher beendet.

Notar: "Eine faire Lösung"


Denn nach einer weiteren Werbeunterbrechung verkündete die Jury durch ihr Sprachrohr Dieter Bohlen, dass an diesem Samstagabend kein Kandidat die Castingshow verlassen muss. „Wir können es nicht verantworten, dass das Gefühl entsteht, da könnte irgendetwas nicht richtig gelaufen sein“, sagte Bohlen. Im Zuge dessen wird die fünfte Mottoshow wiederholt. Das heißt, es wird eine weitere Show mit außerplanmäßigem Motto geben, die in der nächsten Woche mit denselben sechs Kandidaten über die Bühne geht. Dann werden auch die Zuschauer-Anrufe hinzugerechnet, die bis zur falschen Nummern-Ansage gezählt wurden. „Ich halte das für eine faire Lösung“, sagte Notar Dr. Fleischhauer. Auch die Kandidaten konnten sich mit der Jury-Entscheidung auf Schreyl-Nachfrage anfreunden.

Folglich verschiebt sich dadurch aber auch das Finale von «Deutschland sucht den Superstar», das damit statt am 30. April nun am 7. Mai 2011 stattfinden soll. RTL bestätigte die „Laufzeitverlängerung“ für «Deutschland sucht den Superstar». Für den Kölner Sender stellt dies kein Problem dar: Für den 7. Mai war bislang «Deutschlands Casting-Helden - Die Super-Show» geplant. Nicht glücklich wird darüber ProSieben sein, das am selben Tag «17 Meter» mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf startet. Der Schritt zu einer weiteren «DSDS»-Show wird RTL angesichts von meist mehr als sechs Millionen Zuschauern und Zielgruppen-Marktanteilen um die 30-Prozent-Marke, die «Deutschland sucht den Superstar» generiert, wohl leicht gefallen sein. Doch gerade dem Marktführer dürfte die Telefonvoting-Panne dennoch sehr peinlich sein.

Wie einst bei den «Popstars»


Bei nicht wenigen Zuschauern wurden in der skandalösen «DSDS»-Ausgabe auch Erinnerungen an das Live-Halbfinale von «Popstars» im Dezember 2009 wach, bei der die Entscheidung, wer die Show verlassen muss, ebenfalls überraschend vertagt wurde. Auch dort wurden die Telefon-Stimmen in der nächsten Sendung gewertet und kein Kandidat war rausgeflogen. ProSieben erntete damals harsche Kritik, nicht nur von den «Popstars»-Fans, die angerufen hatten und sich betrogen fühlten. Bei «DSDS» ist man derzeit geteilter Meinung. Im Studio gab es sowohl Verständnis für die Entscheidung, aber auch vereinzelte Unmutsbekundungen. Offen ist zudem, ob Zuschauer, die nach Abbruch des Votings beziehungsweise nach dem Zeitpunkt, ab dem die Stimmen nicht mehr zählen, noch anriefen, ihr Geld zurückbekommen können. Auch für die Kandidaten ist das verschobene Finale ein zweischneidiges Schwert: Zum einen haben sie alle eine zusätzliche zweite Chance bekommen und die Aufgabe in der nächste Woche wird leichter (zwei statt drei Songs), zum anderen ist der Weg zum Ziel "Superstar" jedoch länger geworden.

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