Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Bahn-Drama auf dem Abstellgleis

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 129: Einer der teuersten Misserfolge der deutschen Fernsehgeschichte.

Liebe Fernsehgemeinde, heute erinnern wir an eines der größten Serien-Projekte überhaupt.

«CityExpress» wurde am 18. Februar 1999 im Ersten geboren und sollte die neue wöchentliche Endlosserie des Senders werden. Als Schauplatz entschieden sich die Autoren für einen Fernverkehrszug der Deutschen Bahn. Dieser pendelte regelmäßig zwischen Westerland und Dresden und sollte die perfekte Kulisse für spannende Geschichten zwischen Fahrgästen und Personal liefern. Die Rolle der Zugchefin Hannah Fink übernahm dabei die Schauspielerin Sabine Bach, die zuvor als Hauptdarstellerin in der gescheiterten Sat.1-Soap «So ist das Leben! Die Wagenfelds» arbeitete.

Das weltweit einmalige und ehrgeizige Ziel, eine wöchentliche Serie in einem fahrenden Zug spielen lassen zu wollen, stellte die Macher vor eine große technische Herausforderung, denn es wurde schnell klar, dass man die angestrebte Ausstrahlungsfrequenz nicht mit Dreharbeiten in einem echten Zug einhalten konnte. Daher baute die Produktionsfirma Bavaria in einem Studio in Köln-Bocklemünd fünf, halboffene Waggons im Maßstab 1 : 1 und mit einer Gesamtlänge von anderthalb Fußballfeldern auf. Damit die Illusion eines fahrenden Zuges erzeugt werden konnte, wurden sie komplett vor Green Screens platziert, auf denen später die vorbeiziehenden Landschaften digital projiziert wurden. Problematisch erwies sich jedoch das Filmen der Fenster aus verschiedenen Kamerawinkeln. Um eine halbwegs reale Illusion erzeugen zu können, entwickelte das Team eine spezielle Kamera mit fünf Linsen, mit denen sie vorab die echten Landschaften aus verschiedenen Blickwinkeln aufnehmen konnten. Die eigentlichen Dreharbeiten begannen bereits am 17. August 1998, also rund ein halbes Jahr vor der Fernsehpremiere. In sechs Wochen wurden jeweils fünf Folgen produziert, wobei zwei Wochen für Außendrehs und die restlichen für Studioaufnahmen verwendet wurden.

Trotz der aufwendigen Technik konnte das fertige Produkt weder inhaltlich noch technisch überzeugen. Die versprochene Illusion blieb aus und entpuppte sich als billig wirkende Spielerei. Zudem konnten auch die Drehbücher nie überzeugen, sodass die Serie trotz einer Premiere zur besten Sendezeit kein Erfolg wurde. Ihren eigentlichen Sendeplatz am Donnerstagabend um 21.45 Uhr verlor sie daher nach wenigen Monaten und wurde ins Spätprogramm verlegt. Nach der offiziellen Einstellung wurden einige bereits fertiggestellte Episoden lediglich im Regionalprogramm des WDR gezeigt. Insgesamt verschlang das Projekt eine rund fünfjährige Vorbereitungszeit sowie geschätzte Produktionskosten von 21 Millionen Mark.

«CityExpress» wurde am 16. Dezember 1999 zunächst im Ersten und dann endgültig am 04. Februar 2000 im WDR beerdigt und erreichte ein Alter von 36 Folgen. Die Serie hinterließ Birthe Wolter als eine der wenigen Darsteller, die mit ihrer Hauptrolle der Laura in der RTL-Comedyserie «Schulmädchen» nach dem Ende der Serie überhaupt regelmäßig wieder in Erscheinung trat. Sabine Bach war später in einer wiederkehrenden Rolle in «Alisa – Folge Deinem Herzen» zu sehen. «CityExpress» wurde im Sommer 2005 übrigens vom verantwortlichen WDR wegen des Verdachts auf Schleichwerbung für eine erneute Verwertung endgültig disqualifiziert.

Möge die Serie in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs widmet sich der Kanzler-Sitcom.

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