Der ZDF-«Fernsehgarten» wird 2011 25 Jahre alt. Zum Auftakt sprach Moderatorin Andrea Kiewel mit uns über ihre Sonntagsshow und auch darüber, wie sie mit dem Format jüngeres Publikum ansprechen will.
Frau Kiewel, Sie sind recht fett im Geschäft. So lebt es sich doch gut, oder?
Drei Mal Holz. Ich bin momentan wirklich sehr zufrieden und genieße es. Wichtig ist aber vor allem, dass ich zwei gesunde Kinder habe und auch Eltern, die beide über 80 Jahre alt sind. In meiner Familie sind also alle gut aufgestellt.
Das kleine Wortspiel vorhin – eine Anspielung auf die Weight Watchers-Affäre… Benutzen Sie das Wort eigentlich noch in der Öffentlichkeit?
Nein.
Das ist eine kurze Antwort…
Ich habe damals einen Fehler gemacht – und so einen Fehler macht man nicht noch einmal. Zu diesem Thema wurde alles gesagt – es gibt niemanden, der sich darüber mehr ärgert als ich selbst. Ich habe das alles zutiefst bereut. Aber es ist an der Zeit, wirklich nach vorne zu schauen und nicht Dinge herauszuholen, die lange zurückliegen. Ich bin ein positiv denkender Mensch, der sich mit dem beschäftigen möchte, was vor mir liegt. Natürlich ist das aber Bestandteil meiner Karriere.
Sind Sie heute noch bei den Weight Watchers?
Nein.
Kommen wir zum «Fernsehgarten», der in diesem Jahr 25 Jahre alt wird. Heute läuft die erste Show der neuen Staffel. Wie sehr hängt der Erfolg der Sendung auch von Ihnen ab?
Ich glaube, dass ich am 4. Juni 2000 in sehr bequeme Schuhe schlüpfen durfte, die zuvor von Ilona Christen und Ramona Leiß getragen wurden. Das ZDF hatte schon immer ein gutes Händchen, was die Moderation der Sendung anging. Was mich betrifft: Es war wirklich Liebe auf den ersten Blick. Im «Fernsehgarten» darf ich so sein, wie ich bin und das macht die Show letztlich auch so erfolgreich. Auch hierauf drei Mal Holz, dass die Sendung nach wie vor so gut ankommt.
Sie sagen, Sie dürfen sein wie Sie sind: Gibt es dann auch Formate oder gab es welche, bei denen das nicht so war?
Ich versuche immer natürlich zu sein. Ich könnte mir aber eher schwer vorstellen, Nachrichtensprecherin zu sein. Obwohl… das Wetter würde ich hinbekommen. Und jetzt das Wetter… das klang doch gut?
Durchaus ausbaufähig, ja.
Im Ernst: Ich sehe mich schon im unterhaltenden Servicebereich.
Sie moderieren für das ZDF auch die «Frühlingsshows», die ebenfalls sonntags um 11.00 Uhr kommen – nur halt vor der «Fernsehgarten»-Saison. Eine gute Ergänzung?
Die «Frühlingsshows» sind etwas ganz anderes: Sie kommen von einer anderen Redaktion, aber sie ergänzen sich in der Tat gut mit dem «Fernsehgarten». Es ist aber ein großer Unterschied, ob ich vor 300 Menschen am Strand moderiere oder vor 6000 Leuten am Lerchenberg in Mainz, sozusagen in meinem Garten. Die «Frühlingsshows» erfüllen aber einen Zweck, wenn Sie mich fragen. Der letzte «Fernsehgarten» lief im September 2010 – also doch schon vor einiger Zeit. Die «Frühlingsshows» sind also ein gutes Warm Up für die neue Saison, die nun beginnt. Man muss eine so große Sendung – ähnlich wie einen großen Dampfer – immer ein bisschen anschieben.
Was erwartet uns in der neuen Saison?
Wir werden in der Jubiläumssaison sicherlich das ein oder andere Mal zurückblicken – es gibt immer wieder Möglichkeiten, schon Gesehenes noch einmal Revue passieren zu lassen. Künstler, die oft bei uns waren, werden wieder zu Besuch sein. An Pfingsten, wenn das eigentliche Jubiläum ansteht, gibt es sowohl Sonntag als auch Montag eine Sendung. Und in der Nacht auf Pfingstmontag machen wir sogar eine XXL-Nacht des «Fernsehgartens». Wir haben uns lange gefragt, wie man sich am besten selbst feiert. Eigentlich liegt uns so etwas fern – entschieden haben wir uns dann für eine Aktion, zu der ich noch gar nicht so viele Details nennen will. Es geht um Hilfe für Kinder, die wir zusammen mit unseren Zuschauern ermöglichen wollen.
Dann lüften wir dieses Geheimnis mal noch nicht. Wissen Sie eigentlich, welcher musikalische Act am öftesten bei Ihnen zu Gast war?
Ja, das war Costa Cordalis.
Richtig – 23 Mal war er bei Ihnen.
Und er wird auch dieses Jahr wieder kommen. Das Tolle ist, dass wir sehr breit aufgestellt sind. Für unsere jungen Zuschauer werden wir zum Beispiel den Gewinner der aktuellen «DSDS»-Staffel bei uns haben – eine Woche nach dem Finale bei RTL. Für Rock Fans kommen Alphaville zu uns, auch die Simple Minds und Supertramp waren schon da. Dann gibt es Künstler, die die Generation von VIVA und MTV ansprechen. Genau, wie unsere Redaktion Musik querbeet hört, so ist auch unsere Sendung.
Das ZDF schaut auch auf das junge Publikum: Wie wollen Sie dieses im kommenden Jahr speziell erreichen?
Wir stellen uns nicht die Frage, was wir speziell für junges Publikum machen können. Wir fragen uns: Wie soll der «Fernsehgarten» 2011 aussehen? Ich habe zwei Kinder, 25 und 9 Jahre alt. Ich glaube, ich kann gut beurteilen, was eine Sendung haben muss, dass sie sowohl den Jüngern als auch den Älteren gefällt. Also werden wir verrückte Spiele haben, wie man sie vielleicht vom Ballermann kennt, aber auch Service-Themen. Es ist für jeden etwas dabei. Letztlich wollen wir zwei Stunden lang Freude verbreiten – und genau das ist in diesen Zeiten ja etwas rar geworden.
Der «Fernsehgarten» ist ja nicht nur im TV sehr beliebt – auch die Karten für die Produktion am Lerchenberg finden reißenden Absatz. Ich habe mir sagen lassen, dass die Sendung für manche ein Ausflug wurde, den man nach Möglichkeit jedes Jahr macht. Wie erklären Sie sich das?
Wir machen so einen Mix aus fröhlichem Volksfest und der Loveparade, die dann vielleicht noch auf den Rosenmontagsball trifft. Der Zuschauer ist bei uns mittendrin. In anderen Shows, die er vielleicht auch einmal besucht, sitzt er auf der Tribüne – sieht die Kameras von hinten. Bei uns kann es schon einmal sein, dass der Kameramann von hinten auf die Schulter klopft und sagt: „Tschuldigung, können Sie rutschen, sonst habe ich kein Bild“. Das ist Fernsehen zum Anfassen – und das macht es auch so faszinierend. Ich bekomme selbst Gänsehaut, wenn ich sehe, wie fünf Kabelträger einen Spurt hinlegen müssen, damit sich der große Kamerakran bewegen kann.
Früher haben Sie «Talk X» bei ProSieben gemacht, für Sat.1 die wenig erfolgreiche Show «Kämpf um deine Frau» moderiert. An welches Ihrer früheren Projekte erinnern Sie sich besonders gut?
An das «Frühstücksfernsehen» in Sat.1. Es hat Spaß gemacht, jeden Morgen dreieinhalb Stunden lang das große Potpourri an Themen zu betrachten. Man hat mir immer gesagt: Wenn du das «Frühstücksfernsehen» schaffst, dann schaffst du es überall. Der Schritt dann zum «Fernsehgarten» war wirklich nicht so schlimm, sieht man mal davon ab, dass ich aus einem sieben Quadratmeter-Studio komme und jetzt eine Sendefläche von sieben Quadratkilometern habe (lacht). Und dort bekomme ich wirklich alles mit – weil die Zuschauer so nah bei uns sitzen: Wenn ein Vater seine Tochter sucht, wenn jemand eine Apfelschorle bestellen möchte… Ich helfe dann übrigens auch gerne in der Sendung.
Für RTL moderieren Sie zudem die Sendung «Einspruch»: Ist eine weitere Zusammenarbeit 2011 geplant?
Zwei Folgen, die wir schon produziert haben, stehen da noch aus. Ansonsten ist die Zusammenarbeit mit RTL projektbezogen. Wie es weitergeht werden wir noch sehen.
Vielen Dank für das Interview.