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Bayerischer Fernsehpreis 2011: Die Nominierungen

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Iris Berben wird für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Henning Baum ist für «Der letzte Bulle» nominiert.

Die Jury des Bayerischen Fernsehpreises hat ihre Nominierungen wie folgt begründet:

Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für Iris Berben für ihr Lebenswerk:
Iris Berben prägt mit ihrer Spielfreude, ihrer enormen Vielseitigkeit und ihrem Charme seit Jahrzehnten die Fernsehlandschaft in Deutschland. Seit ihren Anfängen in der Siebziger-Jahre-Comedy-Serie «Zwei himmlische Töchter» und in den Achtziger Jahren als überaus wandelbare Partnerin von Diether Krebs in «Sketchup» oder mit ihrem Auftritt in der Serie «Das Erbe der Guldenburgs» versteht sie es wie kaum eine andere deutsche Schauspielerin, ihr Publikum zu begeistern und zu fesseln. Das gilt für ihre Kommissarin Rosa Roth in der gleichnamigen ZDF-Krimiserie, mit der sie seit 1994 Erfolge feiert, ebenso wie für viele andere Fernsehrollen, sei es als «Patriarchin», als Berta Krupp in «Krupp – Eine deutsche Familie» oder auch als Bundeskanzlerin in «Frühstück mit einer Unbekannten». Gerade in den letzten Jahren zeigt Iris Berben in Charakterrollen, wie zum Beispiel auch als Konsulin Buddenbrook in Heinrich Breloers Verfilmung, dem Publikum auch die ernste Seite ihres herausragenden Könnens. Ihre große Beliebtheit nutzt Iris Berben für ihren tatkräftigen Einsatz gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus und als engagierte Freundin Israels. Hervorzuheben sind ihre bewegenden Lesungen aus den Tagebüchern von Anne Frank und Joseph Goebbels. Für ihre große Schauspielkunst und ihr filmisches Lebenswerk gebührt Iris Berben der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten.

Vladimir Burlakov erhält den Nachwuchsförderpreis für «Marco W. – 247 Tage im türkischen Gefängnis». Dieser ist mit 10.000 Euro dotiert.
Die Geschichte des jungen deutschen Türkeiurlaubers, der unter der Anschuldigung, eine minderjährige britische Urlaubsbekanntschaft sexuell missbraucht zu haben, vor Ort festgenommen wurde und anschließend über acht Monate in türkischen Gefängnissen verbrachte, hat die Öffentlichkeit tief bewegt. Nun wurde sie für Sat.1 verfilmt und Vladimir Burlakov erweckt die Person des Marco zum Leben. Dank der schauspielerischen Leistung dieses jungen Darstellers taucht der Zuschauer in eine Welt von Emotionen ein, leidet mit Marco und erlebt seine Ängste und Unsicherheiten hautnah mit. Burlakov trägt mit seinem Spiel maßgeblich dazu bei, ein in der Öffentlichkeit reißerisch behandeltes Thema herunter zu brechen auf das, worum es wirklich geht. Eine herausragende Leistung eines jungen Talents, von dem man auch künftig viel erwarten darf.

Nominiert als beste Schauspielerin in der Kategorie Fernsehfilm:
Rosalie Thomass («Kreutzer kommt», «Die letzten 30 Jahre»)

Als Rosalie Thomass zum ersten Mal in Dominik Grafs «Polizeiruf 110 – Er sollte tot» erschien, waren wir fasziniert und zugleich beunruhigt. Wir fragten uns, wie eine so junge Frau diese Höhe schauspielerischen Könnens würde beibehalten oder gar noch steigern können. Es ist ihr in Michael Gutmanns «Die letzten 30 Jahre» nicht nur gelungen, eine große Charakterrolle mit einem weit gespannten Entwicklungsbogen zu spielen, sondern fast zeitgleich als heitere und wissende Assistentin des «Kreutzer», der da kommt, zu glänzen. Mit ihrem scheinbar schwerelosen Spiel wirft sie ein warmes Licht auf diese von Christoph Maria Herbst gespielte Figur des hartgesottenen Kriminalisten. Das ist eine Meisterleistung an Professionalität und Treffsicherheit.

Andrea Sawatzki («Bella vita»)


Die liebende Muter und eifrig bemühte Gattin möchte ihrem Martin zum Geburtstag eine besondere Überraschung bereiten – statt dessen präsentiert der ihr seine Geliebte. In einem jähen Sturz ins Nichts erkennt Bella, dass sie an diesem Bruch ihrer Ehe auch Schuld trägt und Selbstmitleid die dümmste Flucht wäre. Sie stellt sich ihren neuen Aufgaben und meistert sie mit enormen Mut, Entschlossenheit und Charme. Das kann in dieser Leichtigkeit und zugleich Glaubwürdigkeit nur eine so facettenreiche und stilsichere Schauspielerin wie Andrea Sawatzki. Es ist eine Freude, ihr bei dieser Trauerarbeit zuzusehen, ihre Selbstfindung mit zu erleben und mit ihr die Liebe zum Leben neu zu entdecken.

Katja Riemann («Die fremde Familie»,)


Katja Riemann hat in vielen Rollen geglänzt und ihre Zuschauer immer wieder mit neuen Figuren überrascht. Aber in «Die fremde Familie» gelingt ihr ein Sprung in ein völlig neues Fach: Ira Wolfens holt ihren pflegebedürftigen Vater trotz seiner Proteste und seines schier unerträglichen Benehmens ins Haus und pflegt ihn. Sie tut das, weil es kein anderer tun will und ein Heim unbezahlbar wäre. Sie bleibt auch dabei, als die Widerstände immer größer werden und alle anderen Familienmitglieder tun und lassen, was sie wollen – Hauptsache, sie haben mit Vater nichts zu tun. Katja Riemann zeichnet in schnörkelloser Direktheit diese sich selbst überfordernde Figur. Das macht sie ohne sentimentale Betonungen oder dramatische Ausbrüche; das ist Könnerschaft auf höchstem Niveau.

Nominiert als bester Schauspieler in der Kategorie Fernsehfilm:
Matthias Habich («Letzter Moment»)

Der leise und höfliche Übersetzer Matthias Homberger scheint mit allem im Reinen zu sein, weil er mit allem abgeschlossen hat. Sein Charme ist aber nur Spiel, seine Nonchalance Selbstschutz. Und das Erwachen, dass es da doch noch jemanden im Leben da draußen gibt, für den es sich lohnen würde, die Maske fallen zu lassen, spielt Matthias Habich in aller Komik dieser Figur, aber auch mit allem Schmerz desjenigen, der zu spät begriffen hat. Ihm gelingt mit meisterlicher Bravour eine herrliche Studie eines Mannes am Scheideweg.

Frederick Lau («Neue Vahr Süd»)


Das Neubauviertel Neue Vahr in Bremen in den 1980er Jahren: Der 20-jährige Frank wird zur Bundeswehr einberufen, weil er vergessen hat zu verweigern. Also fügt er sich seinem Schicksal, obwohl er gar nicht der ‚Typ‘ für die Bundeswehr ist, wie seine Freunde aus der linken Szene sagen, und obwohl seine heimliche Flamme seine ‚Pflichterfüllung‘ skeptisch beäugt. Frederick Lau, der in den vergangenen Jahren eine außergewöhnliche schauspielerische Entwicklung gemacht hat, gelingt es, der Rolle des Frank eine leichtfüßige, nicht überzogene komödiantische Zeichnung zu verleihen, der man mit großer Freude zusieht.

Matthias Koeberlin («Restrisiko»)


Dieses Stück könnte aktueller nicht sein: In den Dialogen gibt es Passagen, die wir allabendlich auch in den Nachrichten zu hören bekommen. Dabei ist das Buch lange vor Fukushima recherchiert und geschrieben worden. Man sieht «Restrisiko» fast ausschließlich im Fokus des Aktuellen – bis Steffen Strathann erscheint. Das ist Matthias Koeberlin zu verdanken, der die Figur des nassforschen und systemkonformen Erfolgstyps in nerviger Virilität spielt, ihr aber soviel Spielraum lässt, dass er die Wandlung des Saulus zum Paulus, der begreift und dann auch eingreift, in vollkommener Überzeugung spielen kann. Matthias Koeberlin verleiht damit einem Stoff, der zunächst nur unter dem Aspekt der Aktualität begriffen wird, eine über den Anlass hinausragende Bedeutung.

Nominiert als beste Schauspielerin in einer Reihe oder Serie:
Caroline Peters («Mord mit Aussicht»)

«Mord mit Aussicht» erzählt die Geschichte der Kölner Kriminalkommissarin Sophie Haas, die gegen ihren Willen in ein Nest in der Eifel versetzt wird und sich fortan mit „Kuhschubsern und Landfrauen“ auseinandersetzen muss – eine Zumutung für eine lebenslustige Großstadtpflanze. Caroline Peters ist Sophie Haas. Sie ist ehrgeizig und schlau und immer zu schnell für ihre zur Bedächtigkeit neigenden Mitmenschen und insbesondere für ihre bräsigen Mitarbeiter. Sie wirbelt durch ihre Fälle mit Bravour und Gradlinigkeit, die zum großen Vergnügen der Zuschauer meistens zu den abenteuerlichsten Missverständnissen führt. Eine brillante Komödiantin in einer skurrilen Serie aus der Provinz.

Lisa Wagner («Tatort: Nie wieder frei sein)


Der jungen Rechtsanwältin Regina Zimmer gelingt es in ihrem ersten Pflichtmandat, einem des Mordes und der Vergewaltigung beschuldigten Angeklagten aus Verfahrensgründen zu einem Freispruch zu verhelfen. Die Empörung in der Öffentlichkeit ist groß, Staatsanwaltschaft und Ermittler arbeiten verzweifelt an einem Wiederaufnahmeverfahren und die Anwältin wird - ohne es zu wollen - immer stärker in die Nachwirkungen dieses Falles einbezogen. Lisa Wagner zeichnet diese immer tragischer werdende Figur und deren Entwicklung von der staubtrockenen Juristin zur mitleidenden Frau mit kleinsten Gesten in größter Intensität. Sie gestaltet eine zu Herzen gehende Charakterstudie über Recht und Gerechtigkeit vor dem Hintergrund eines spektakulären Kriminalfalls.

Claudia Michelsen («Bloch: Die Geisel»)


Die Ministerin Marianne Herbst hat ihre einjährige Geiselhaft bei südamerikanischen Terroristen scheinbar gut verkraftet. Sie kehrt in das politische Leben und zu ihrer Familie zurück. Doch in manchen Situationen rastet sie völlig aus. Bloch schließlich bietet die Möglichkeit, ihre seelischen Nöte auszuloten. Claudia Michelsens Darstellung einer Person zwischen scheinbar gefühlloser Verhärtung und tiefer Verletzlichkeit berührt sehr. Ihr gelingt das glaubwürdige Porträt einer Frau in einer existenziellen Krise und über deren schmerzhaften Weg zurück zu sich selbst. Die faszinierende Seelenlandschaft eines Gesichtes.

Nominiert als bester Darsteller in einer Reihe oder Serie:
Henning Baum («Der letzte Bulle»)

In der Rolle Mick Brisgau erwacht Henning Baum nach 20 Jahren aus dem Koma und kehrt mit unbekümmerter Naivität und erfrischendem Pragmatismus in die veränderte Welt und den Polizeidienst zurück. Er verkörpert diesen 80er-Jahre-Macho-Cop mit rauem Charme, verbaler Feuerkraft und alten Werten großartig und überzeugend. Knackiger Wortwitz, Temperament, eine raue Schale und ein weicher Kern machen den Don Johnson von Rüttenscheid aus, dem Henning Baum in allen Facetten durch seine schauspielerische Leistung Unverwechselbarkeit und Sympathie verleiht.

Florian Lukas («Weissensee»)


Florian Lukas gehört spätestens seit «Good bye, Lenin» zur Gruppe der bemerkenswertesten jungen Schauspieler in Deutschland. In «Weissensee» verkörpert er den jungen und zunächst naiven Volkspolizisten Kupfer, der – obgleich in einer systemtreuen Familie mit Stasi-Funktionären aufgewachsen – sich nicht nur der Liebe wegen langsam aber unaufhaltsam vom DDR-Regime zu lösen beginnt, mit großer Hingabe und Überzeugungskraft. Sein präzises, nie angestrengt wirkendes Spiel lässt den Zuschauer miterleben, wie dicht in der SED-Diktatur Täter- und Opferrolle sowie Gut und Böse oft in einer Familie beieinander liegen konnten. Florian Lukas lässt uns nachempfinden, dass der Alltag in diesem Unrechtstaat viel komplexer war, als man das aus einer isolierten Sicht von außen wahrhaben konnte.

Florian D. Firtz («Doctor’s Diary»)


Florian David Fitz ist seit Jahren eine der tragenden Säulen der RTL-Kultserie «Doctor’s Diary». In seiner Rolle überzeugt er durch große Spielfreude, Charme, Selbstironie und vor allem durch großartiges Timing und Gefühl für komödiantische Szenen. Auch schöne Männer können lustig sein. Diese Erkenntnis teilt die Jury mit der immer größer werdenden Fan-Gemeinde von Florian David Fitz als „Dr. Marc Olivier Meier“.


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