Handlung
Theo ist ein Kleinganove, der sich mittels perfekter Maskerade über Wasser hält. Mal stolpert er als verlotteter Blinder durch die Einkaufsstraßen Düsseldorfs und stiehlt behände die dicken Brieftaschen wohlhabend aussehender Passanten, andere Male gibt er sich als Beamter aus, der aus Feinkostläden den Edelschinken beschlagnahmt. Dass Theo noch nicht hinter schwedischen Gardinen sitzt, hat er allein seinem Bruder Wolfgang, einem sehr geduldigen Juristen, zu verdanken.
Dennoch gelingt es Theo, sich ins Unheil zu manövrieren: Durch Zufall entwendet er einer Bankräuber-Bande ihre reiche Beute, woraufhin sich der gewaltdurstige Justin und sein verbrecherischer Anhang an Theos Fersen heften. Und auch die Polizei rückt nicht mehr von Theo ab. Wie dumm, dass sich Theo zu allem Übel ausgerechnet in die Kommissarin Anne vergucken muss. Als Bruder Wolfgang aufgrund von Theos Machenschaften auch noch unschuldig ins Gefängnis wandern muss, tüftelt der Trickbetrüger einen gewagten Plan aus: Er schlüpft in die Rolle einer übergewichtigen Kollegin der örtlichen Polizei, um so hinter feindlichen Linien alles ins Lot zu bringen ...
Darsteller
Tom Gerhardt («Hausmeister Krause») ist Theo
Thomas Heinze («Zweiohrküken») ist Wolfgang
Axel Stein («Hausmeister Krause») ist Justin
Ellenie Salvo González («Vollidiot») ist Anne
Norbert Heisterkamp («7 Zwerge – Männer allein im Wald») ist Gerald
Nadine Wrietz («Danni Lowinski») ist Conny
Kritik
Wenn Tom Gerhardt die Regie bei einem von ihm geschriebenen Film führt, in dem er zudem die Hauptrolle spielt, dann weiß man als Zuschauer, was es zu erwarten gilt. Wie zum Beispiel auch schon Otto Waalkes hat der Komiker aus Köln-Kalk über die Dauer mehrerer Jahrzehnte seinen ganz eigenen Humor zu einer Marke aufbauen können. Auch im Fernsehfilm «Der Blender» werden sich Fans von Tom Gerhardt schnell heimisch fühlen. In für Gerhardt typischen, ausgedehnten Slapstickeinlagen eskaliert das Chaos so lange, bis die schiere Länge dieser Sequenz zum Witz wird. Und wie gewohnt lebt die Handlung von einer Parade an Missverständnissen.
Ein distinktiver Stil, ganz gleich ob als Filmemacher oder als Komiker, kann durchaus als ein Qualitätsmerkmal verstanden werden. Fans haben eine gewisse Garantie, dass sie unterhalten werden, und das restliche Publikum muss sich nicht beschweren, wenn es mit diesem Stil auch beim wiederholten Male nicht warm wird. Trotzdem ist es für die Qualität stets förderlich, wenn eine bewährte Formel genügend abgewandelt wird, so dass sie sich trotz Wiedererkennungswert nicht abnutzt.
In seiner ersten eigenen Regiearbeit lässt auch Tom Gerhardt einen Wandel erkennen. So sprechen die Figuren in «Der Blender» nicht in dem oft parodierten «Hausmeister Krause»- oder «Voll normaaal»-Dialekt. So darf Axel Stein, der in «Hausmeister Krause» nur den Volldeppen gab, einen manischen, emotionslosen und überaus sarkastischen Bankräuber spielen, was nicht nur etwas Abwechslung ins Gerhardt-Universum bringt, sondern mit seinen Anflügen schwarzen Humors auch selbstständig zu unterhalten weiß. Und auch der Proll- und Vulgärhumor von Gerhardts Kinoausflügen wie «Ballermann 6» ist in dieser Fernsehproduktion nicht aufzufinden, weshalb sich «Der Blender» als Kostprobe für Zuschauer anbietet, denen Gerhardt-Schöpfungen wie Tommie und Mario zu viel rülpsen, furzen und kotzen.
Dass Gerhardt einen großen Teil des Films als Frau verkleidet zu sehen ist, wird ebenfalls längst nicht für so derbe Scherze genutzt, wie es wohl vor einigen Jahren der Fall gewesen wäre. Die Situationskomik und der unvermeidliche Slapstick, wenn die Maskerade ihre Tücken zeigt, ist nicht ganz so würdevoll wie Matthias Schweighöfers Frauenspiel in «Rubbeldiekatz», aber dennoch sehr leichtgängig. Wenn sich Gerhardts Figur Theo zwischendurch auch als Kubaner ausgibt, um sein Objekt der Begierde abzuschleppen, ist aufgrund der sehr schwachen Maskenarbeit eher ab und an auch ein unfreiwilliger Lacher anzutreffen.
Zum Ende hin verliert das Drehbuch den zuvor gesetzten Fokus und wie sinnig manche der Plottwists sind, dürfte eine sehr diskussionswürdige Frage sein. Dass in den letzten Filmminuten auch schlecht eingearbeitete, pointenlose Hommagen an Quentin Tarantinos «Kill Bill» abgespult werden, raubt dem Finale weiteren Witz. Aber in der Filmmitte zeigt sich Tom Gerhardt in seinem Slapstickelement, ohne die Anstößigkeiten eines «Ballermann 6». Das Timing stimmt einfach und die Schmerzparade wird mit einem so gezielten Selbstbewusstsein immer weiter getrieben, dass man bei dieser Durchführung auch leicht über vorhersehbarere Missgeschicke der verplanten Figuren lachen kann.
Selbstredend ist diese Slapstickkomödie kein Werk hoher Kunst, eine Aussage gibt es nicht und Emotionen weckt «Der Blender» auch nicht. Jedoch ist sie von Anfang bis Ende mit bewusst albernem Slapstick gefüllt, der aufgrund Gerhardts Erfahrung im Genre sehr treffsicher ist und ausnahmsweise nicht ins Proletenhafte abgleitet. Es ist Zerstreuung für Slapstickfreunde, und in diesem Segment eines der gelungeneren deutschen TV-Beispiele.
«Der Blender» wird am Donnerstag, den 5. Januar 2012, ab 20.15 Uhr auf RTL ausgestrahlt.