Die neue Party-Doku «We Love Lloret» liefert heiße Bodys, Meer und viel Trash. Ein Abend mit den Ruhrpott-Assis.
Lloret de Mar, Partymetropole. Rund 35.000 Einwohner, Millionen von Partygästen jedes Jahr. Eine Vielzahl an Clubs, viel Alkohol, schöne Strände und viel gute Laune. Die perfekte Location für eine Sommer-Serie, das dachten sich auch die Macher von ProSieben und schickten vier Ruhrpottboys und –girls in den Süden. Die neue Eyeworks-Produktion «We love Lloret» ist aber nicht wie erwartet ein Zusammenschnitt aus wilden Partys aus den Diskotheken der Insel, sondern zunächst einmal eine Doku, die in vielen Punkten stark an «Big Brother» erinnert. Protagonisten, die im wahren Leben Friseurinnen, Industriemechaniker oder Bauarbeiter sind – allesamt muskelbepackt oder mit großen Brüsten. „Meine Brüste sind nicht echt, aber die Jungs stehen darauf“, erfährt der Zuschauer gleich zu Beginn von einer Teilnehmerin. Ein anderer teilt mit: „Wo früher meine Leber war, ist heute eine Minibar.“
Gut, dass es in der „Finca Fiesta“, einem Traumanwesen, in dem drei Wochen lang gedreht wurde, massig Alkohol gibt. Die Partypeople bezeichnen sich selbst als Ruhrpott-Assis, könnten aber schlimmer sein. Schon die Begrüßung („Hallo ich bin der Joe und wie geht deine Hose auf?“) macht deutlich: Nein, das Niveau sollte man nicht sonderlich weit oben suchen. Allerdings – nicht alle der acht Jungs sind in diesem Sinne unsympathisch. Dennoch ähneln sich die für die Party-Doku ausgewählten Charaktere, was die Vorstellung dieser recht schnell langweilig werden lässt. Die Produktionsfirma versuchte dies durch inflationären Einsatz von Chart- und Dance-Hits abzumildern, allein in den ersten zehn Minuten trällerten rund 15 Songs im Hintergrund.
Gearbeitet wird natürlich nicht nur mit Musik, sondern auch mit dem Traumausblick auf Klippen und Meer der Ferienregion. Nicht umsonst fand die Begrüßung der Kandidaten direkt am Pool und mit Blick Richtung Meer statt. Anschauen kann man sich «We love Lloret» also durchaus. Nach der Begrüßung bekommen die Bewohner 2000 Euro Taschengeld für Essen, Trinken und Club-Eintritte – sie müssen es sich eine Woche lang selbst einteilen. Und hier lässt der Große Bruder grüßen. Der macht derzeit wohl Urlaub von seinem Projekt in Köln und ist ausgerechnet in Lloret untergekommen. Auch nachfolgende Szenen wie ein kurzer Streit rund um die Bettenverteilung („Die besten Plätze sind schon weg und das ist scheiße“, „Dann geh doch Keller“) sind aus dem Reality-Klassiker bestens bekannt.
Eigentlich könnte «We love Lloret» übrigens auch auf Malle, Ibiza oder Fuerteventura spielen – den größtenteils kommen die Bilder aus der „Finca Fiesta“. Denn bevor es zum ersten Mal in die Clubs geht, wird gesprochen wie viel Parfüm bei Mädels gut ist, wessen Brüste nun echt sind und welche nicht und wer am Abend wen wie abchecken will. Das mag für die breite Masse nicht sonderlich erquickend sein, das junge Partyvolk aber wird sich im ein oder anderen Dialog wiedererkennen.
Was dem Format zu Gute zu halten ist: Es wirkt in der Tat nicht gescripted, es ist vergleichsweise hochwertig produziert und besteht nicht ausschließlich aus idiotischen Protagonisten - aber durchaus zum Teil. Qualitätsfernsehen ist und war natürlich nicht zu erwarten. Viele Dialoge sind platt und oberflächlich – aber genau das ist eben Lloret. Da geht es hauptsächlich um Saufen, Party, Busen und solche Dinge. Insofern ist es eigentlich nur konsequent und das was das Publikum auch erwartet: Eine Doku über Partys in einer Stadt voller Feiernder. Das muss man nicht mögen, das muss man die kommenden fünf Wochen auch nicht gucken. Die Zielgruppe aber bedienen LingLing, Der Pole und Co. durchaus. Das zeigte am Donnerstagabend auch Twitter: Der Hashtag #lloret war TrendingTopic, ebenso wie Kandidatin Ling Ling. Begeistert über Niveau und Qualität von «We love Lloret» waren dort aber die wenigsten.