
Wie unruhig ist das Fahrwasser, in dem das Schiff Sport1 schwimmt, derzeit wirklich? In Sachen Quotenverfall gibt es jedenfalls kein Schönreden: der Sender lag in der vergangenen Saison stabil bei 0,8 Prozent, vor fünf Jahren kam man mit besseren Rechten ausgestattet noch auf 1,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Aktuell zeigt der Trend eher noch nach unten, im Oktober mit ausgedünntem Sportprogramm standen nur noch 0,6 Prozent auf der Uhr. Die eingeführten Änderungen des neuen Senderchefs Thilo Proff (Männer-Movie, «SEK Ludolf» und Co.) zünden nicht.

Angeblich herrscht bei Sport1 ein immenser Sparzwang – im dritten Quartal machten vor allem die Werbeerlöse große Sorgen. Nur wegen deutlicher Einsparungen stand am Ende ein Gewinn. Der „Kontakter“ berichtet, dass inzwischen gleich mehrere Unternehmensberater, darunter auch Namen wie Berger oder McKinsey aus und ein gehen. Auch das wird in Ismaning massiv bestritten: „Weder geben sich bei uns Unternehmensberatungen wie Roland Berger oder McKinsey 'die Klinke in die Hand', um Sparpotenziale zu durchleuchten, noch sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 'zutiefst beunruhigt'“, heißt es in einer Stellungnahme.

Erst vor zwei Wochen musste der Sender mitteilen, dass in der Sparte Sport das Ergebnis im Periodenvergleich um 1,4 Millionen auf 1,8 Millionen Euro verbessert werden konnte – aber nur, weil kräftig eingespart wurde. Beobachter deuteten dies als Hinweis darauf, dass somit eventuell ein Verkauf des Senders vorbereitet werden könnte. In Ismaning wird man hingegen nicht müde zu betonen, dass ein Verkauf überhaupt nicht zur Debatte steht. Allenfalls sei eine Beteiligung am Sportsegment denkbar, wenn damit weiteres Wachstum verbunden wäre.
Vom „Kontakter“ jedenfalls sieht sich Sport1 nicht ordentlich behandelt. Die Pressestelle ist der Meinung, das Magazin zeichne ein einseitiges und somit unzutreffendes Bild. Mit Nachdruck möchte man zurückweisen, der Sender befinde sich in „schweren Turbulenzen.“ Festzuhalten ist: Es ist in der Tat nicht richtig, dass die Beunruhigung bei Redakteuren und Freien des Senders durch die Bank „groß“ ist, wie Quotenmeter.de am Montag feststellte. Zumindest nicht größer als seit einigen Monaten, seitdem feststeht, dass die Sportsparte Constantin ab Sommer keine Bundesliga mehr für die Telekom machen kann. Es ist aber durchaus so, dass einige Kürzungen im direkten Sport1-Programm und das festehende Aus von Liga total! zu Hektik geführt haben.
In wie weit die angekündigten neuen Konzepte und Sofort-Maßnahmen gegen einen weiteren Zuschauerschwund gereift sind und ob sie nun unter dem neuen Programmchef Olaf Schröder auch fix umgesetzt werden können, wird die kommende Zeit zeigen. Wie unruhig das Fahrwasser derzeit auch immer sein mag, ruhig ist es sicherlich nicht.