![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/rtlnitro/angermanagement/angermanagement_01_01__W200xh0.jpg)
Ein wahrer Hype hatte damals um Sheen eingesetzt, um den Schauspieler, über den 2011 nicht nur ganz Hollywood sprach: Eskapaden im Privaten, Drogen, Probleme am Set von «Two and a Half Men», Streit mit dessen Erfinder Chuck Lorre, ein vorläufiger Drehstopp der achten Staffel, schließlich der Rauswurf Sheens aus der ganzen Serie, und der Tod seiner legendären Serienfigur Charlie Harper. Sein völlig ramponiertes Image wusste Sheen danach positiv zu nutzen: Er dokumentierte seinen ausschweifenden Lebensstil selbstbewusst im Fernsehen und in Interviews, verteilte auf YouTube Hass gegen seine früheren Arbeitgeber und ging auf One-Man-Show-Tournee. Er ließ sich bei Comedy Central „roasten“, die Sendung erreichte über sechs Millionen Menschen und wurde zur meistgesehenen der «Roast»-Reihe. Kurz: Charlie (Harper-)Sheen vermarktete sich perfekt als Bad Boy Hollywoods. „Winning“, um es mit seinen eigenen Worten zu sagen.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/rtlnitro/angermanagement/angermanagement_01_02__W200xh0.jpg)
Diese Scharade liest sich spannender, als sie letztlich ist: «Anger Management» kommt daher als eine sehr traditionelle Sitcom mit familiären Elementen (Ex-Frau, Tochter) sowie beruflichen (Therapiesitzungen). Sheen spielt hier nicht den sexbesessenen Junggesellen wie in «Two and a Half Men», sondern den Familienvater mit privaten Problemen. Der größte Unterschied: In «Half Men» zelebriert Charlie Harper seinen zweifelhaften Lebensstil mit größter Hingabe (und dies machte einen großen Reiz an der Serie aus), in «Anger Management» jedoch werden seine Verhaltensstörungen als Problem begriffen, das es zu lösen gilt.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/rtlnitro/angermanagement/angermanagement_01_03__W200xh0.jpg)
Die durchwachsene Qualität, die auch mit den hohen Erwartungen an Sheen zusammenhängt, schlug sich schnell in den US-Einschaltquoten nieder: Ordentlich lief es bis zur zehnten Folge, als noch rund zwei Millionen einschalteten. Anschließend folgte eine mehrmonatige Sendepause, die «Anger Management» Probleme bereitete: Als die Serie im Januar 2013 zurückkehrte, fielen die Zahlen massiv; nach fünf Wochen unterschritt man bereits die Marke von einer Million Zuschauern. Mitte 2013 – die Werte schwankten stark zwischen 0,6 und 1,2 Millionen – zeigte man einige Folgen beim Muttersender FOX, um die Serie zu pushen. Ohne Erfolg. Mittlerweile ist man bei 0,5 bis 0,7 Millionen Zuschauern angelangt und hat einen kleinen, überschaubaren Fankreis. Für FX hat sich der Deal dennoch gelohnt: Die Kosten sind mit 600.000 Dollar pro Episode vergleichsweise gering; und die Rechteverkäufe sind lukrativ, vor allem im Ausland.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/rtlnitro/angermanagement/angermanagement_01_04__W200xh0.jpg)
Doch zu diesem Zeitpunkt wusste auch wohl VOX schon: Der Sheen-Zug ist abgefahren. Ein Hype um seine Person war verflacht, «Two and a Half Men» verlor viele Gelegenheitszuschauer, die Quoten in den USA gesunken und die deutsche Vorfreude auf «Anger Management» geschwunden. Auch weil der Videodienst Watchever die Serie in sein Portfolio aufnahm. Warum es letztlich nicht bei VOX klappte, bleibt zu spekulieren. Ein passender Sendeplatz sei lange nicht gefunden worden, außerdem habe eine zweite Serie gefehlt, die mit «Anger Management» ausgestrahlt werden könnte. Dabei gibt es in den USA viele Sitcoms, die gepasst hätten: das politisch unkorrekte «Sullivan & Son», das ebenfalls von FX kommende «Legit», das hochgelobte «Men of a Certain Age» mit Ray Romano oder das männliche «Men at Work».
Es ist ein wenig bezeichnend für den Status Quo der deutschen Senderlandschaft, dieses Beispiel «Anger Management»: In Zeiten, wo hektische Programmänderungen sonst an der Tagesordnung sind, wartet man ab, bis der Hype um die Serie verflacht ist – und verpasst damit die Chance, zumindest ähnlich starke Startquoten zu generieren wie in den USA.
„
Charlie Sheen ist die Comedy-Ikone Nummer Eins – auch durch «Two and a Half Men». «Anger Management» ist die Serie, die danach kommt. Von daher gibt es bei den Fans eine große Aufmerksamkeit. Davon wollen wir profitieren.
”
RTL-Nitro-Chef Oliver Schablitzki
RTL Nitro zeigt «Anger Management» ab Donnerstag, 04. September, um 22.05 Uhr in Doppelfolgen.