„
Wenn du einwilligst, meine Sklavin zu sein, dann bin ich dir treu ergeben.
”
Einer der qualitativ "gelungeneren" Sätze in «Fifty Shades of Grey»
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Seinen Anfang nimmt das Debakel, als die 21-jährige Literaturstudentin Anastasia Steele (Dakota Johnson) für ihre Mitbewohnerin (die unfähigste Journalistin der jüngeren Kinovergangenheit: Eloise Mumford) einspringen muss und ohne jegliche Vorbereitung den millionenschweren Unternehmer Christian Grey (Jamie Dornan) interviewen soll. Ana stolpert ihm zur Begrüßung wortwörtlich vor die Füße, doch keine Sorge: Obwohl sie von der Situation völlig überfordert ist, verlieben sie sich auf Anhieb ineinander. Sie mag mit jeder Faser ihres Daseins ausstrahlen, das grauste Mäuschen der Evolutionsgeschichte zu sein, und er kündigt zwar bereits nach wenigen Sekundenbruchteilen mit der Subtilität eines Schlaghammers an, sich nach gänzlich anderen animalischen Formen zu sehnen, aber wen kümmert das? Wenn zwischen den Schauspieler eine knisternde Anziehungskraft besteht, kann man das noch immer abkaufen!
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Anas Worte markieren sie allerdings als sexuell unerfahrenes Mauerblümchen, das sich nach einem verständnisvollen Mann sehnt, der mit ihr das Beziehungspendant zu Vanilleeis führt. Essen gehen, Kinobesuche, über die eigene Biografie reden. Der Standardkram halt. Manche widert es an, andere können nicht ohne. Christians Worte stellen ihn unmissverständlich als Person dar, die dem ersten Schlag angehört. Mehr noch: Er verfolgt seine Mitmenschen, kontrolliert sie unentwegt, befehligt sie, lässt es niemals ungestraft, wenn sich ein noch so kleines Detail seinem Sagen entzieht. Er hat so präsente soziopathische Untertöne, hätte Komponist Danny Elfman nicht einen undefinierten, lustlosen Score hingeschludert, sondern eben diese Untertöne klanglich realisiert, es würde selbst die beste Kino-Soundanlage zerreißen.
Gegensätze mögen sich anziehen, nur sind Ana und Christian keine oppositionellen Persönlichkeiten, sondern irgendwo in zwei weit voneinander entfernten charakterlichen Spektren angesiedelt, zwischen denen sich keinerlei Verbindung aufbauen lässt. Aber, hey! Sie ist wie geschaffen dafür, völlig erniedrigt zu werden, und er zehrt all seine Energie daraus, jemanden seinem Willen zu unterwerfen. Und dies ist eine SM-Kitschromanze, das geht doch auf ..! Abgesehen davon, dass dem eben nicht so ist. Nicht umsonst liefen diverse BDSM-Vereinigungen Sturm gegen das Geschreibsel der Buchautorin E. L. James, deren Recherche zu dieser Thematik noch oberflächlicher gewesen sein muss, als Anas im Laufe des Films angerissene Informationssuche.
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Dass der Film Christians ununterbrochenes Gängeln Anas, sie solle sich schneller und offener „seiner“ Welt hingeben, trotzdem derart besingt, als hätte das noch junge Paar bloß eines der üblichen Romantic-Comedy-Missverständnisse, ist Schuld der Buchautorin und des Filmverleihs. Als Universal die Adaptionsrechte erwarb, räumte das Studio der durch den schwindelerregenden Erfolg ihrer Bücher einen Höhenflug erleidenden Autorin ein Mitspracherecht ein, dessen Umfang in Hollywood sonst unerhört ist. So kam es zu zahllosen, hitzigen Debatten zwischen Taylor-Johnson und James, die laut diversen Berichten nahezu durchweg damit endeten, dass James ihren Willen durchprügelte. Deswegen bleibt die im Buch innewohnende Diskrepanz zwischen intendierter Wirkung und tatsächlicher Figurenzeichnung auch auf der Leinwand erhalten: Purer Romantikkitsch inklusive als pikant verkauftem Einsteiger-BDSM kollidiert hier mit einer Figurenkonstellation, die sich eher für eine komplexe Charakterstudie anbietet.
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- © Universal Pictures
Christian Greys Wohnung – etwas stimmigeres und faszinierenderes gibt es in «Fifty Shades of Grey» nicht zu sehen.
Nur gelegentlich schlägt «Fifty Shades of Grey» nicht ins Leere. Dann und wann gleitet Taylor-Johnsons Inszenierung nämlich ins Selbstparodistische ab. So tut sich unter anderem nach dem ach-so-heißen Kennenlernen der Hauptfiguren ein orgasmischer Regenschauer auf. Leider sind diese vitalisierenden Oasen des unfreiwilligen Humors, die auch teils wegen all zu monotoner Dialogpassagen oder auffällig-keuchen Schnittfolgen entstehen, äußerst rar gesät. Und so empfiehlt sich «Fifty Shades of Grey» nicht einmal als Trashperle der Marke «Showgirls». Selbst wenn das an Arbeitsverweigerung und künstlerischer Verzweiflung grenzende Ende durchaus Etwas ist, das man am eigenen Leibe erlebt haben muss.
Fazit: So prickelnd und authentisch wie der Geschmack eines aromatisierten Billigkondoms: «Fifty Shades of Grey» ist weder romantisch, noch provokant, noch sinnlich oder lustig. Dieser Film ist einfach nur „50 Facetten von abgefucked“. Und leider selbst das nicht im fesselnden Sinne.
Es gibt 6 Kommentare zum Artikel
13.02.2015 10:46 Uhr 1
Auch deinen Hinweis, dass Christian ein sehr tiefgründiger Charakter sein könnte, las ich gern.
Kritik: leider tust du dem Buch bzw Christian trotzdem Unrecht. Diese Kontrolle, die du so negativ darstellst, die macht er ja nicht aus Boshaftigkeit, sondern die gehört zu seinem zerstörten Charakter.
Auch schade, dass du die Kritik der BDSM-Szene übernimmst, obwohl du dich mit dem Buch beschäftigt zu haben scheinst und du daher sehen müsstest, dass es Christian weniger um BDSM als um Macht, Kontrolle und seinen Abwehrmechanismus vor Nähe und Emotionen geht.
Dennoch: eine sehr treffende Filmkritik!
13.02.2015 17:34 Uhr 2
sind wir alle doof
brauchen wir sex aufklärung wie in der 9 klasse.
und da noch gez gebühren bezahlen schande sowas
13.02.2015 18:08 Uhr 3
"den Sexappeal einer ausgeblichenen Baumarkt-Quittung"
"undefinierten, lustlosen Score hingeschludert"
Na ja, auch wenn der Film nichts ist, so ist die Kritik doch unterhaltsam zu lesen. Ich glaube fast, der Film und das Buch "funktionieren" dann, wenn eigene Wünsche und Sehnsüchte hinein projiziert werden können. Ich meine, Mann mit Status trifft unbedarftes Mädchen... ach ja, ja. Und dann ist da noch der Sex, sogar BDSM...
13.02.2015 18:29 Uhr 4
Sehr witzig!
Ich wusste gar nicht, das wir fürs Kino jetzt auch schon Rundfunkgebühren bezahlen müssen ... :?
13.02.2015 21:40 Uhr 5
Da braucht wohl eher jemand Nachhilfe in Sachen Lesen (Textverständnis!) und Schreiben (Rechtschreibung! Interpunktion!) ...
16.02.2015 02:48 Uhr 6
Aber die Kritik ist genau das gleiche was ich auch gedacht habe. Grottenschlecht und langweilig, kein Feeling, kein gar nix.
Dieses alberne "Tun" von Radiomoderatorinnen während man an die Arbeit fährt oder mancher weiblicher Bekannter während der Film nur erwähnt wird.*urgh*
Vollkommen egal was wie wo wann Sinn Handlung etc bei dem Film ist/war.. es is ein Tante die sich fesseln lässt von nem dominanten Typen HIHI GRINS LACH.. wenn ICH da mal kurz oberflächlich bleibe und nachdenke... : was für (zwar nur wenige aber) traurige Gestalten ich kenne,das erinnert mich eher an das 7 Schuljahr :lol: :lol: