Die Kritiker

RTL zieht die Daumenschraube an: Eine Knastserie, die zum Wehtun fesselt

von   |  1 Kommentar

Der Start von «Block B» steht an. Gelungen ist den Soap-Spezialisten von UFA Serial Drama ein Format, das polarisiert. Entweder man guckt weg, weil man es nicht erträgt, oder man schaut hin.

Cast & Crew

  • Darsteller: Als Insassinnen zu sehen: Rita Plattner, gespielt von. Katrin Sass/ Gabi Reimers, gespielt von Nina Hoger/ Janina Romano, gespielt von Ulrike Röseberg/ Bea Kröger, gespielt von Gisa Zach/ Chris Wuttke, gespielt von Claudia Gaebel/ Mel Kaiser, gespielt von Marie Schöneburg/ Steffi Hesse, gespielt von Caroline Scholze. Als JVA-Personal zu sehen: Ariane Dellbrück, gespielt von Patricia Aulitzky/ Vera Böhme, gespielt von Winnie Böwe/ Jan Höffner, gespielt von Marc Ben Puch/ Alex Weissner, gespielt von Krunoslav Šebrek.
  • Buch: Inka Thelen, Andreas Fuhrmann, Julia Meimberg, Frank Speelmans
  • Regie: Kai Meyer-Ricks, Tina Kriwitz, Jörg Mielich
  • Kamera: Tobias Schmidt, Daniel Bussmann, Michael Clayton
  • Produzenten: Guido Reinhardt, Nina Viktoria Philipp
  • Produktion: UFA Serial Drama
RTL macht ernst. Daran lässt im Vorfeld der ersten Ausstrahlung der neuen Knastserie «Block B» niemand einen Zweifel. Wer seine Meinung zur Sendung sagt, der soll entweder schimpfen oder einen Lobgesang abgeben. So etwas wie „Kann man gucken, muss man nicht“, wollen die Produzenten in diesen Tagen nicht hören. Entsprechend werden die Szenen und Geschichten im inoffiziellen «Hinter Gittern»-Nachfolger auf die Spitze getrieben. Vor zwei oder drei Jahren wäre es wohl noch undenkbar gewesen, dass es in den ersten zwei Minuten der Serie gleich Oralsex für eine Stange Kippen und eine Fixierung einer eingelieferten Insassin zu sehen gibt. Die ersten Szenen von «Block B» mögen abschrecken. Sollen sie vielleicht auch. Wem das nicht gefällt, der wird an der neuen Knastsaga ohnehin keinen Spaß haben.

Im Mittelpunkt der ersten Episode steht Bea Kröger, eine Mutter mitten aus der Gesellschaft. Was so jemand im Frauengefängnis zu suchen hat, bleibt erst einmal offen. Sie wird von den anderen Frauen herzlich begrüßt, doch schon bald merkt sie, dass hinter Gittern eigene Gesetze gelten. Um mit ihrer Tochter im Teenager-Alter telefonieren zu können, soll sie beim Drogenschmuggel helfen. Das aber fliegt auf und Bea muss sich entscheiden, ob sie die Auftraggeberin verpfeift oder dicht hält. Sie sagt nichts, was ihr aber prompt die nächsten Probleme einbringt. Die Produktion hat ganz bewusst die Figur Bea in der Premiere in den Fokus gerückt. „Sie ist Ehefrau und Mutter. Eine Frau, mit der wir uns leicht identifizieren können.“ Vor ihrer Zeit im Knast war sie der Gewalt ihres Ehemanns ausgeliefert, musste sich vergewaltigen lassen. In einer Art Kurzschlussreaktion hat sie ihn dann gefesselt und wollte ihn im Familienauto mit Abgasen vergiften.

Bea ist eine Figur, wie man sie in einer RTL-Serie niemals erwartet hätte. Vielschichtig, natürlich auch mutig. Aber eben nicht nur die klassische Gute: „Als schließlich ihre Tochter bedroht wird, entwickelt sie ungeahnte Kräfte und ist zu einer Art von Grausamkeit bereit, die man von ihr nie erwartet hätte,“ weiß Produzentin Nina Philipp. «Block B» wandelt bei Allem, was es tut, an der Grenze. Manchmal ist man sicher drüber. Als Zuschauer mag man hoffen, dass es in keinem Frauenknast der Welt so zu geht. Praktisch überall sind Konflikte. Die Geschichten der einzelnen Frauen, die Folge für Folge in Rückblenden erzählt werden, sind mitunter grausam und verstörend.

An dieser Stelle aber hätte man sich etwas mehr Konsequenz gewünscht. Die wirklich durchgängig Böse gibt es in «Block B» kaum. Den Produzenten sie es wichtig gewesen, sagen sie, dass der Zuschauer jede Insassin auch von ihrer positiven Seite kennenlernt. Das soll es erschweren, die moralische Frage nach der Schuld zu beantworten. Das klappt so ganz gut. Die Frage aber ist: Was wäre, wenn eben nicht jede Frau auch ihre guten und netten Seiten haben müsste. Wenn manche einfach von vorn bis hinten verkorkst wären – und es eben keine direkte Hoffnung auf Besserung gibt? Dann wäre «Block B» noch düsterer und noch zermürbender. Und vielleicht wirklich zu viel des Krassen für einen Privatsender wie RTL, der zwangsweise auch etwas den Mainstream im Blick haben muss.

«Block B – Unter Arrest» ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich: schonungslos, radikal, ohne Kompromisse. Wenn es wehtut, drehen wir die Schraube noch eine Umdrehung weiter. RTL ist hier einen komplett neuen Weg gegangen und hat das Setting Frauenknast mit großer Emotionalität und Dramatik ganz neu bearbeitet. Der tolle Cast und die oft überraschend harten Geschichten machen «Block B» zu einer ganz besonderen Serie."
Philipp Steffens, Bereichsleitung Fiction, RTL
Durchschnaufen darf der Zuschauer kam – und sich zwei Folgen am Stück anzuschauen, so wie es RTL durch seine Programmierung in den ersten beiden Wochen vorgibt, ist ein anstrengendes Unterfangen. Aufatmen, mal abschweifen oder gar lachen kann man nämlich nicht. Stück für Stück werden Rivalitäten und Machtverhältnisse erklärt. Da wäre Rita, die in die JVA zurückkehrt und ihren Platz als Rudelführerin beansprucht. Das passt Chris nicht, die zuletzt unter den Mädels das Sagen hatte. Natürlich wird der Konflikt sofort offen und alles andere als gewaltlos ausgetragen. Wenn es wehtut, dann wird die Schraube noch eine Umdrehung weitergedreht, sagt etwa RTL-Fiction-Chef Philipp Steffens über die neue Serie. Das ist der Reiz von «Block B». Es ist das Aufeinanderprallen von einem extrem Plot auf den nächsten. Selbst in der JVA-Leitung gehören Intrigen zur Tagesordnung. Dass dort Liebeleien auch vorkommen, sieht zunächst wie ein typisches Klischee aus. Im weiteren Verlauf der Serie wird aber genau das den Autoren nützlich sein, um der Story noch einmal eine Wendung der Extra-Klasse zu bescheren.

Zart besaitet darf man wahrlich nicht sein, vor allem dann nicht, wenn am Ende der ersten Folge ein Aufstand unter den Gefangenen ausbricht und Bea plötzlich größere Probleme hat, als sie es sich jemals erträumt hätte. Einigen wird «Block B» zu radikal sein. Manchem wird die mitunter überbordende Dramatik sauer aufstoßen. Unter dem Strich aber ist UFA Serial Drama eine Serie gelungen, die ein Schritt in die absolut richtige Richtung ist. RTL wird das Format eine ganz neue Farbe bescheren – weg von locker, flockigen Familienstoffen wie «Schmidt – Chaos auf Rezept» oder «Männer» und hin zu einer seriellen Vielfalt, die dem Image der Kölner als Fiction-Kanal nur gut tun kann.

Das Gefängnis ist dabei mehr als nur eine Folie, mehr als nur der Ort, an dem Menschen aufeinandertreffen. Und somit ist «Block B» auch mehr als einst «Hinter Gittern». Damals war man bei RTL bedacht, eine für die Zeit durchaus harte Weekly-Soap zu erzählen. Der neue Frauenknast aber ist ein Serial, wie es im Buche steht. Und davon hat Deutschland ohnehin viel zu wenige.

RTL startet «Block B» am Donnerstag, 12. März 2015, um 21.15 Uhr mit einer Doppelfolge.

Kurz-URL: qmde.de/76777
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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
09.03.2015 13:28 Uhr 1
Geilomat!!! Ich stehe auf Spannung, auch im Knast.... 8) :mrgreen:
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