Sonntagsfragen

‚Ich wusste, dass möglicherweise kein Hahn mehr nach mir kräht‘

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Zurück an den Anfang? Nach TV-Hauptrollen entschied sich Schauspielerin Janin Reinhardt für ein Volontariat beim NDR – und hat die Zeit dort sehr genossen. Mit «Bilder von dir» kommt nun ein neues, mit von ihr erdachtes Konzept.

Zur Person: Janin Reinhardt

Ihre TV-Karriere begann 2000, als sie als Co-Moderatorin für die VIVA-Show «Interaktiv» ausgewählt wurde. Im Musikbereich moderierte sie bei VIVA etliche Sendungen, trat später auch bei «Top of the Tops» oder «Star Search» vor's Mikro. Als Schauspielerin wirkte sie in der Sitcom «Was nicht passt, wird passend gemacht» mit und produzierte sie 130 Folgen des ProSieben-Telenovela-Flops «Lotta in Love» (sie spielte die Hauptrolle), stand zudem für die «ProSieben Märchenstunde» vor der Kamera und hatte Rollen in verschiedenen TV-Serien und Filmen. 2013 entschied sie sich für ein Volontariat beim NDR.
Frau Reinhardt, Sie haben eineinhalb Jahre Volontariat beim NDR hinter sich. Sie waren da vielleicht der prominenteste Volo in Deutschland?
Wer weiß, vielleicht gibt es da ja eine Dunkelziffer (lacht).

Dass Sie vom Serien- und TV-Star nun diese journalistische Ausbildung machen, hat ja einige verwundert. Waren Sie hingegen von der Welle überrascht, die diese Entscheidung ausgelöst hat?
Ein bisschen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass das so ein Thema sein wird. Viele haben mich gefragt, warum ich jetzt noch mal ganz von vorne anfange und einige haben mich für diese Entscheidung belächelt. Mein engster Kreis wusste allerdings, warum ich das mache und hat mich in der Zeit sehr unterstützt.

Ein bisschen komisch ist das ja schon. Da machen Sie dann Volo-Ausflüge mit anderen Jungs und Mädels, die vielleicht noch vor drei Jahren gerne ein Autogramm von Ihnen gehabt hätten.
Ach, ich weiß nicht, ob die früher ein Autogramm gewollt hätten. Wir waren 18 Leute in unserem Jahrgang und hatten eine sehr intensive Zeit zusammen. Mir hat das gut getan, weil ich mich mal komplett aus allem rausziehen und etwas für mich und meinen Kopf machen konnte. Ich durfte Fehler machen ohne digitales Gewitter. Vor allem aber habe ich das Handwerk gelernt. Und ja, ich habe ganz von vorne angefangen und wusste, dass nach eineinhalb Jahren Ausbildung möglicherweise kein Hahn mehr nach mir kräht, aber davor hatte ich nie Angst. Ganz im Gegenteil, ich hab die Zeit sehr genossen.

Sie schwärmen ja regelrecht von dieser Ausbildung…
Während des Volontariats gab es zum ersten Mal in meinem Leben über so eine lange Strecke einen geregelten Tagesablauf. Es war schon fast erschreckende wie pünktlich dieser Wecker jeden morgen zur exakt gleichen Zeit geklingelt hat
Janin Reinhardt
Stimmt, obwohl es nicht ganz unanstrengend war. Es gab auch mal eine Phase, in der ich die Zähne zusammengebissen habe und ich musste mich auch erst mal an den neuen Alltag gewöhnen. Normalerweise arbeite ich projektbezogen, bin für ein paar Wochen in einer anderen Stadt, oder fliege morgens zum Job und abends mit dem letzten Flieger wieder zurück. Während des Volontariats gab es zum ersten Mal in meinem Leben über so eine lange Strecke einen geregelten Tagesablauf. Es war schon fast erschreckende wie pünktlich dieser Wecker jeden morgen zur exakt gleichen Zeit geklingelt hat (lacht).

NDR-Volo, Telenovela-Star, VJ bei VIVA – das ist eine ziemlich verrückte Karriere. War wirklich jede Station für etwas gut?
Alles war zu der Zeit genau richtig. VIVA war für mich ein großer Spaß. Ich war gerade mal 18 und durfte die Welt bereisen, spannende Menschen interviewen und mit staunenden Augen durchs Leben stolpern. Bei «Lotta» gab es dann zum ersten Mal Gegenwind und Kritik, mit der ich lernen musste umzugehen. Ich bin sensibel und an mir perlt sowas nicht einfach cool ab. Dort habe ich gelernt, Kritik anzunehmen, die für meine Arbeit relevant ist. Das Volontariat beim NDR war definitiv eine der besten beruflichen Entscheidungen.

Jetzt folgt im NDR Fernsehen «Bilder von dir» (kleines Bild) - und damit ein Format, an dem Ihr ganzes Herz hängt, weil es selbst von Ihnen kommt.
Ein NDR-Kollege und ich haben die Idee zu «Bilder von dir» zusammen entwickelt und gemeinsam mit unserer Kreativzelle, der „Box“, umgesetzt. Plötzlich stehen da 16 Leute am Set, die alle dafür brennen, das hat mich sehr glücklich gemacht. Das ist das erste Mal, dass ich ein Projekt von der Idee zum Pitch und bis zum Feinschnitt begleitet habe.

Saßen Ihnen dort beim Pitch nicht Leute entgegen, die Sie immer noch als Ex-Telenovela-Heldin oder Ex-VJane gesehen haben?
Beim NDR arbeiten sehr gestandene Journalisten, die natürlich ein kritisches Auge haben. Ich habe von daher Kritik nie als eine Form von Ablehnung empfunden, sondern als Bestätigung, dass ich mich auf einem guten Weg befinde.

Sehen Sie sich in Zukunft eher weiter hinter der Kamera oder auch wieder in Serienrollen?
Das kommt natürlich auf das jeweilige Projekt an. Da ist noch die ein oder andere Idee in meinem Kopf und mir macht es großen Spaß, Dinge umzusetzen. Ich freue mich, wenn die Zusammenarbeit mit dem NDR weiterhin so gut klappt und ich dort als Journalistin vor und hinter der Kamera arbeite.

Vielen Dank für das Gespräch!

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