Vor Ort

Das neue «Popstars»: 'Die Geschichten drumherum interessieren uns nicht'

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Quotenmeter.de war vor Ort in der «Popstars»-Akademie und hat mit den Verantwortlichen gesprochen: In welche Richtung wird die neue Staffel des Casting-Formats schlagen?

Unser gewählter Weg, unsere Vision, ist es, ein ehrliches Format zu machen, dessen Wert in den Punkten Musik und Qualität liegt. Wir stellen eine Akademie auf, wo wir eine gute Band erziehen wollen, die auch lange nach dem Casting weiterlebt. Gerade Brainpool hat tolle Erfahrung darin gemacht, Menschen zu finden, die langfristigen Erfolg haben. Ob nun Max Mutzke, Stefanie Heinzmann oder Lena.
Andreas Bartl erläutert, weshalb erstmals Brainpool mit der «Popstars»-Produktion beauftragt wurde
In einem der hinteren Winkel von Hürth bei Köln haben Musiker und Fernsehmacher eine kleine Enklave gebildet. Umgeben von Chemiefabriken präsentiert sich ganz stolz die «Popstars»-Akademie. Sie befindet sich in einem Gebäude, das ein klein wenig aussieht wie die Oper von Sydney. Normalerweise kann es für Tagungen oder sonstige Veranstaltungen gebucht werden. Doch für die nächsten Monate haben sich RTL II und Brainpool hier breit gemacht, um von hier aus die erste Staffel des Casting-Urformats nach einer dreijährigen Pause auf die Beine zu stellen.

Wieso gerade hier? Laut Jörg Grabosch, Geschäftsführer von Brainpool, hat die Produktionsfirma in Hamburg, München und Berlin nach dem geeigneten Schauplatz für die «Popstars»-Neuauflage gesucht. Als man nicht fündig wurde und langsam panisch wurde, kam aus den Reihen der TV-Schmiede die rettende Idee: In Katzensprungweite vor der eigenen Haustür, da wurde doch mal in einem schönen Haus mit 50er-Jahre-Retroarchitektur ein Raab-Trailer gedreht … Und tatsächlich hätte es die «Popstars»-Kandidatinnen (zum Staffelauftakt 27 an der Zahl) deutlich, deutlich schlechter treffen können: Das vorläufig als «Popstars»-Akademie dienende Haus ist geräumig genug, um zwei Coachingzimmer, einen Spiegelsaal für Tanztraining, ein Juryzimmer und einen Showsaal zu beheimaten. Gleichwohl ist die «Popstars»-Akademie beschaulich, heimelig, intim – und fügt sich so sehr gut in die ebenso schöne wie ruhige Stadt Hürth. Und dient einem weiteren Zwecke: Übertriebene Höhenflüge werden durch den Standort und die Gestaltung dieser Gesangs- und Tanzschule nicht gefördert. Genau das ist die Absicht, die RTL II und Brainpool eigenen Aussagen nach verfolgen.

Tom Zwiessler, Programm-Bereichsleiter bei RTL II, erklärt, dass der Fokus der neuen «Popstars»-Staffel auf den „starken Stimmen“ sowie den „einzigartigen Persönlichkeiten“ der Teilnehmerinnen und auch der Jury läge. Es gelte weniger, ein Produkt abzuliefern, sondern mehr, den „spannenden Weg unserer jungen Talente ins Rampenlicht“ abzubilden. Überhaupt sprechen die Anwesenden gegenüber Quotenmeter.de auf einem Presseevent in der «Popstars»-Akademie gehäuft von Musik, Nachhaltigkeit und Authentizität. Das Wort „Entertainment“ fällt zu keinem Zeitpunkt – nicht, dass keiner der Showmacher glaubt, «Popstars» wäre in seiner neuen Form langweilig. Aber man will sich ganz klar von der Form Castingshow distanzieren, deren Paradebeispiel beim großen Bruder RTL läuft.

Das Vorführen von Hobbysängern (oder eher Hobbysängerinnen, schließlich sucht «Popstars» dieses Jahr eine reine Girlband) wie bei «Deutschland sucht den Superstar» sei tabu. Fernsehverantwortliche versprechen zwar viel, wenn der Tag lang ist, aber es fällt schwer, hinter dieser Behauptung eine PR-Flunkerei zu vermuten. Denn das Startniveau in der elften «Popstars»-Runde ist höher angesetzt als bei «DSDS» und seinen Trittbrettfahrern. Daher wurde auch auf ein offenes Casting verzichtet. Stattdessen ging die Redaktion gezielt auf die Suche nach vielversprechenden Talenten. Rund 40 Wege sei sie zu diesem Zweck gegangen. Gesangsschulen, Pop-Akademien, YouTube … Es wurde gesucht und gesucht, und dies ohne gestrenge Vorgaben. Die Mädchen und Frauen, die letztlich gewählt wurden, erstrecken sich vom Pubertätsalter bis in ihre frühen 30er und decken diverse musikalische Bereiche ab.

„Diese Staffel wird ganz anders als die erste «Popstars»-Staffel“, so Zwiessler. „Sie ist zeitgemäßer. In den vergangenen 14 Jahren hat sich musikalisch und in der Jugendkultur viel verändert - und dem tragen wir Rechnung. Es spiegelt sich auch in den Kandidatinnen wieder: Wir haben einige Teilnehmerinnen, die in den Singer/Songwriter-Bereich fallen, überhaupt können viele ein Instrument spielen oder gar mehrere.“ Das Motto sei letztlich: „Weniger Plastik, mehr zum Anfassen.“

Man könnte aber auch sagen: „Weniger Show, mehr Ausbildung.“ Denn «Popstars» versteht sich nicht zwingend als Castingshow, sondern als musikzentrische Dokusoap. In Hürth bekommen die Teilnehmerinnen, die während des Drehs WG-mäßig in einem Bandhaus zusammenleben, nämlich eine ausführliche Schulung, um in allen Bereichen des Popstarseins dazuzulernen. Klar, dazu zählt Vocal Coaching (Jurymitglied Stefanie Heinzmann hat extra ihren eigenen Coach mitgeschleppt, um ihn den Mädels zur Verfügung zu stellen), und ohne Tanz- und Performance-Training wäre es auch nicht vollständig. Zusätzlich dazu und zu den selbstständigen Probesessions, zu denen die Kandidatinnen angehalten werden, gibt es aber auch Kraft- und Ausdauertraining. Dies überwacht die in der Jury sitzende Profi-Tänzerin Bella Garcia. Sie warnt die Kandidatinnen: „Muskelkater ist vorprogrammiert!“

Ich hoffe darauf, in der Popstars-Akademie Mädchen und Frauen zu finden, die Musik wirklich lieben und nicht zuerst auf den Erfolg aus sind. Für die Band wünsche ich mir vor allem authentische Menschen, die neugierig und offen sind und sich nicht davor scheuen, hart an sich zu arbeiten.
Stefanie Heinzmann
Jedoch sieht Garcia ihre Aufgabe nicht darin, die Popstar-Anwärterinnen zu schinden. „Ich gehe auf jede einzelne Kandidatin ein und biete jederzeit individuelles Training an, um Schwächen zu vertreiben und Stärken auszubauen.“ Die Dritte im Jury-Bunde, Miss Platnum, stimmt dieser Herangehensweise zu. „Wir sind streng, werden aber auch den Kandidatinnen helfen, an ihren Schwächen zu arbeiten.“ Darüber hinaus schlägt sie weiter die Trommel, dass Echtheit gefragt sei. Denn ihrer Ansicht nach ist die Originalität und Unterschiedlichkeit der Teilnehmerinnen der Ursprung für das große Potenzial der Staffel: „Die «Popstars»-Kandidatinnen sollen mir zeigen, wer sie sein wollen - nicht, wen sie nachahmen wollen. Ich möchte, dass sie ihre eigene Stimme finden, denn das Publikum merkt sofort, was auf der Bühne echt ist und was nicht“, urteilt die Musikerin.

Andreas Bartl, Geschäftsführer von RTL II, fasst das Ziel, dass er sich mit der «Popstars»-Neuauflage gesetzt hat, wie folgt zusammen: „Wir möchten sehr auf die Musik eingehen, das ist unsere Kernkompetenz. Die Geschichten drumherum reizen uns nicht. Wir interessieren uns nur für Geschichten, die mit Musik zu tun haben.“ Dies dürfte vor allem in den ersten drei Ausgaben der Staffel von Geltung sein – die sollen nämlich im reinen Dokustil daherkommen. Ab Episode vier gibt es auch längere Strecken, die sich vor Publikum abspielen. Dies sorgt für den Showfaktor und gewöhnt die Kandidatinnen daran, vor Zuschauern aufzutreten – eine interaktive Sendung wird «Popstars» allerdings nicht. Jedenfalls nicht im strengen Sinne: Die Jury legt die Band autark fest. Für den „Eine Sendung zum Anfassen“-Aspekt, und natürlich auch für die Promo, sorgt die intensive Social-Media-Einbindung der Brainpool-Produktion. Man wolle auf der gesamten Social-Media-Klaviatur spielen, heißt es auf dem Presseevent. Neben Facebook und Twitter bedeutet dies vor allem massenhaft YouTube-Content: Die Video-Starlets Bibi von BibisBeautyPalace und Mary M. sind während der «Popstars»-Produktion nämlich Dauergäste in Hürth und begleiten das Geschehen in der Akademie auf ihre eigene Weise – auch, um Geschichten zu erzählen, für die im Fernsehen kein Platz ist.

Ob die YouTuberinnen dadurch den eigentlichen Sinn der neuen «Popstars»-Staffel ad absurdum führen und sich eben doch auf Klatsch und Tratsch stürzen werden, muss sich noch zeigen. Vielleicht aber ist ihre Einbindung gemäßigter und reiht sich tonal in die intensive Marketingkampagne, die RTL II rund um das Format startet. Der Privatsender schaltete eine seiner größten Print- und Out-of-Home-Kampagnen, um auf die Sendung aufmerksam zu machen. Über 4000 City-Light-Poster und rund 800-City-Light-Boards, spezielle Trailer auf rund 300 digitalen Infoscreens und eine umfangreiche Radiokampagne möchte RTL II zwei Dinge vermitteln. Erstens: «Popstars» ist zurück. Und zweitens, dass die Staffel ein klares Ziel hat. Carlos Zamorano, Direktor Marketing & Kommunikation bei RTL II: „Mit unsere Kampagne stimmen wir unsere Zuschauer auf unser neues Format ein. Dabei spiegelt der Claim das Sendungskonzept wider – mit einer hochkrediblen Jury suchen wir eine neue Girlband, die mit ihren außergewöhnlichen Talenten überzeugt – eben ‚Ganz neue Töne‘.“ Wie neu und authentisch die Töne der «Popstars» sind, zeigt sich ab dem 17. August immer montags ab 20.15 Uhr bei RTL II.

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