Filmfacts «The Revenant - Der Rückkehrer»
- Kinostart: 6. Januar 2016
- Genre: Western/Drama
- FSK: 16
- Laufzeit: 156 Min.
- Regie: Alejandro G. Iñárritu
- Drehbuch: Mark L. Smith, Alejandro G. Iñárritu
- Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleeson, Will Poulter, Forrest Goodluck
- OT: The Revenant (USA 2015)
Während wir uns auf Tarantinos achten Film hierzulande noch bis zum 28. Januar 2016 gedulden müssen, weht der kalte Wind von «The Revenant» nun bereits ab dieser Woche durch die deutschen Lichtspielhäuser. Mit seiner neuesten Arbeit Ist dem Mexikaner Iñárritu nur ein Jahr nach seinem völlig zu Recht gepriesenen Pseudo-One-Take-Ausnahmewerk «Birdman» bereits direkt der nächste große Wurf gelungen, auch wenn sein Westernprojekt längst nicht so revolutionär wie sein vierfacher Oscarabräumer daherkommt.
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Auf der Suche nach Nahrung wird er von einer Bärin angegriffen und schlimm zugerichtet. Während er sich noch gerade so an sein Leben klammert, diskutieren seine Kumpanen darüber, ob sie ihn von seinem Leid erlösen sollen, auch da er in seinem Zustand den gefährlichen Weg durch die schneebedeckte Landschaft nur noch zusätzlich erschweren würde. Da Captain Henry dies jedoch nicht fertigbringt, lässt er den mürrischen John Fitzgerald (Tom Hardy) und den jungen Jim Bridger (Will Poulter) mit dem Versprechen auf eine Belohnung und der Aufgabe zurück, auf Glass Acht zu geben, bis er selbst mit Hilfe wiederkehren kann. Doch Fitzgerald ergreift die erstbeste Möglichkeit, um Glass im Stich und dem Tod zu überlassen. Als der sich wider Erwarten aber doch sehr langsam erholt, hat er nur noch eins im Sinn: Gnadenlose Rache an Fitzgerald zu nehmen.
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Was vielen Rachestorys wohl das Genick brechen würde – ist doch gerade auch das emotionale Nachvollziehen der Motivation des Protagonisten essentiell für das Funktionieren einer solchen – kann Iñárritu in «The Revenant» einfach dadurch überspielen, dass die Handlung ihre Sogkraft über einen zweiten Weg wesentlich eindrucksvoller bezieht. So ist es am Ende gar nicht so sehr das erwähnte emotionale, sondern vielmehr das ausgiebige körperliche Leid, dem der aufrechte Glass unentwegt ausgesetzt ist, das fast schon unausweichlich zum Mitfiebern anregt.
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Generell lädt Iñárritus Inszenierung auch im Fall von «The Revenant» wieder zum Staunen ein. Was der mexikanische Filmemacher erneut für eine audiovisuelle Wucht erzeugt, ist schlichtweg atemberaubend. Das raue Setting weiß er schon von Anfang an, unsagbar atmosphärisch einzufangen. Zu Beginn gleitet die Kamera von Oscarpreisträger Emmanuel Lubezki («Gravity», «Birdman») regelrecht mit einem kleinen gemächlich fließenden Bach mit, bevor sie schließlich den Blick auf die friedliche Natur offenbart. Doch es dauert nicht lang, bis das Ganze in einen unerwarteten Indianer-Angriff und den damit plötzlich einhergehenden, schockierenden Gewaltausbruch mündet, der unglaublich virtuos bebildert ist. In ausschweifenden Einstellungen ohne Schnitt ist der Bildausschnitt lange Zeit auf die ahnungslosen, überrannten Charaktere gerichtet. Die Angreifer bleiben derweil weitestgehend unsichtbar, ihre Pfeile, die mit unbarmherziger Präzision immer mehr Ziele finden, scheinen aus dem Nichts zu kommen. Iñárritu und Lubezki versetzen ihr Publikum damit geradezu in die völlig überforderten Pelzjäger hinein, deren aussichtslose Lage sie auch ohne künstlichen 3D-Effekt höchst plastisch und hautnah vermitteln können.
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Fazit: Alejandro G. Iñárritu beweist mit dem blutigen «The Revenant» einmal mehr sein schier herausragendes Regietalent. Mit seinem Händchen für außergewöhnliche Bildsprache, mit der er ein überaus intensives Mittendrin-Gefühl heraufbeschwört, bereitet er seine im Kern sehr klassische, emotional leider nicht durchweg überzeugende Rachegeschichte als ungemein fesselndes Survivaldrama auf, das seine Zuschauer auch nicht zuletzt dank seines gut zwei Stunden oscarreif leidenden Hauptdarstellers Leonardo DiCaprio völlig in den Bann zieht.
«The Revenant - Der Rückkehrer» ist seit dem 6. Januar in den deutschen Kinos zu sehen.