Abgekühlt
Man kann es drehen, wie man es will. Der deutsche Fernsehpreis hat einiges an Glamour eingebüßt. Diesen Fakt nun darf jeder für sich selbst bewerten. Klar mag es stimmen, dass es nicht unbedingt die große TV-Gala mit üppigem Drumherum sein muss. Dass - wegen mannigfaltiger interner Zankereien - die Preisträger nun quasi abseits des Fernsehens geehrt werden, ist dann doch des Bescheidenen ein bisschen zu viel. Immerhin - hallelujah - hat sich ja Einsfestival erbarmt, einige kurze Clips vom roten Teppich und der Gala zu zeigen. Natürlich erst 24 Stunden nach dem eigentlichen Event. 30 Minuten Platz hat der Sender dafür geschaffen. Das ist an sich ziemlich traurig, aber es passt ein bisschen ins Bild. Da stellt sich eine Branche in diesen Monaten unnötigerweise ziemlich unter den Scheffel. Denn letztlich sind die Neuerungen beim "neuen Deutschen Fernsehpreis" eher im Detail zu suchen. Der Branchentreff Fernsehpreis wird sich erst noch beweisen müssen - und er wird es schwer haben. Denn andere können durchaus Gala und Preisverleihung: Möglich, dass so Mira-Award und Blauer Panther aufgewertet werden.Kurz kommentiert von Manuel Weis
Koch nutzte die Möglichkeit, am Mittwoch in Düsseldorf vor "so vielen Promis" zu sprechen, um in aller Deutlichkeit zu sagen: "Ich mache das deutsche Fernsehen an und kriege das kalte Kotzen." Abseits dieser direkten Aussage blieben die ganz großen Highlights bei der nicht im TV übertragenden Gala aus; wenngleich die Laudatoren, darunter Tom Beck, Antoine Monot Jr., Matthias Opdenhövel oder Dunja Hayali stets charmant und mit dem ein oder anderen kecken Spruch auf den Lippen durch die über zweistündige Zeremonie führte.
Nicht mehr aus dem Feiern herauskommen dürfte Privatsender VOX, der in gleich drei der insgesamt 20 Kategorien Preise einheimste. So wurde der Überraschungs-Hit des Winters, das Drama «Club der roten Bänder», zur besten Serie gekürt, «Die Höhle der Löwen» ist das beste Factual-Format. Für «Asternweg», eine große Samstagabenddokumentation, erhielten die Kölner ihre dritte Auszeichnung. VOX ist somit der erfolgreichste Privatsender; liegt noch vor Sat.1, das zwei Mal für «Mordkommission Berlin 1» ausgezeichnet wurde. Ebenfalls zwei Preise erhielt RTL - unter anderem in der Personen-Kategorie Bester Schauspieler (für «Deutschland 83») und im Bereich der besten Moderation, wo Barbara Schöneberger geehrt wurde. Jubeln durften auch N24 und WELT für «An der Grenze - 24 Stunden an den Brennpunkten der Flüchtlingskrise».
Summa summarum erhielten öffentlich-rechtliche etwas mehr Preise als die Privaten: Hier endete das Duell 14 zu 9. Ebenfalls wichtig, um die Stimmung unter den Stiftern nicht zu gefährden: Kein großer Sender ging komplett leer aus, die beiden großen Privatsendergruppen RTL und Sat.1 holten zusammen acht Auszeichnungen. Zudem wurde ZDFneo und Sendergesicht Jan Böhmermann für sein «neo Magazin Royale» prämiert, der von UFA Fiction für die ARD umgesetzte Film «Unter Wölfen» ist nach Jury-Meinung die beste Fernsehverfilmung. Das ZDF räumte in der Kategoie Comedy ab, wo «Die Anstalt» mit einem Preis bedacht wurde. Joko und Klaas erwiesen sich als Art Ehrenrettung für ProSieben - sie bescherten dem Münchner Privatsender die einzige Auszeichnung. Mit insgesamt acht prämierten Programmen geht übrigens das ZDF vor der ARD (6 Stück) als Sieger aus dem Abend hervor.
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