Filmfacts «Ice Age – Kollision voraus!»
- Regie: Mike Thurmeier, Galen T. Chu
- Produktion: Lori Forte
- Drehbuch: Michael J. Wilson, Yoni Brenner
- Story: Michael Berg, Aubrey Solomon
- Deutsche Sprecher: Otto Waalkes, Thomas Nero Wolff, Thomas Fritsch, Ranja Bonalana, Michael Iwannek, Ann-Kathrin Brömmel, Magdalena Turba und viele mehr
- Musik: John Debney
- Kamera: Renato Falcão
- Schnitt: James Palumbo
- Laufzeit: 94 Minuten
- FSK: ab 6 Jahren
Selbstredend gibt es kein Filmgesetz, das besagt, wie groß ein Figurenensemble zu sein hat. Nicht einmal ein ungeschriebenes. Schließlich zeigten allein in jüngerer Vergangenheit unter anderem das Superheldenspektakel «The First Avenger – Civil War» und die durchgeknallte Satire «Heil», dass eine Heerschar an Sprechrollen einem Film keineswegs schaden muss. In diesen Fällen ist die Größe des Figurenensembles aber zweckmäßig: Während das Marvel-Epos ganz klar einen Protagonisten kürt, und die weiteren Figuren dazu dienen, seinen zentralen Konflikt zu intensivieren, erhält Dietrich Brüggemanns derber Spaß gegen Rechts erst durch die Fülle an Figuren seinen markant-fiebrigen Irrsinn. «Ice Age – Kollision voraus!» hingegen gewinnt nichts dadurch, dass mittlerweile mehr Pelzträger über ihre Pfoten stolpern, als ein Riesenfaultier zählen kann. Zumal nach besagter Szene eine ganze Enklave an weiteren, neuen Figuren eingeführt wird.
- © 20th Century Fox
Schwer zu animieren: Das Shangri-Lama ist eine flexible, neue Figur im «Ice Age»-Universum.
Die zynische Erklärung dafür, dass die Eiszeitfamilie Wollny, äh, Manni wächst und wächst und wächst, führt natürlich ins Spielzeugregal. Wieso nur Sid-Plüschtiere verkaufen, wenn sogleich vier verschiedene Faultiere durch den Film spazieren und so Kaufimpulse auslösen können? Die weniger zynische Erklärung: Innerhalb der Blue-Sky-Studios mangelt es an Mut, Figuren aus früheren «Ice Age»-Teilen wieder auszusortieren und so ihre Fans zu enttäuschen, so dass immer mehr und mehr Ballast mitgeschleppt wird. Ganz gleich, welche der beiden Erklärungen zutrifft, oder ob vielleicht beide zu einem gewissen Grad zutreffen: Der nunmehr fünfte Part der computeranimierten Saga bekommt die Folgen der «Ice Age»-Überbevölkerung noch stärker zu spüren, als der bereits arg vollgestopfte und orientierungslose vierte Teil.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/fox/features/iceage5/iceage5_05__W200xh0.jpg)
Die Herde macht sich in «Armageddon»-Manier für ihre Mission bereit? Amüsant. Es wird gestolpert und gedrängelt? Auch noch amüsant. Dann aber kommentieren Crash und Eddie das Ganze und Sids Oma bekommt ebenfalls Gelegenheit, das Publikum daran zu erinnern, dass sie alt und frech ist. Bis dahin ist der «Armageddon»-Persiflage längst die Luft ausgegangen und selbst eine gelungene Pointe würde nur lästig wirken. Das tatsächlich abgelieferte Gezeter raubt dem Film dagegen die Chance, so charmant zu sein wie die ersten «Ice Age»-Teile. Solche Abläufe wiederholen sich in den anstrengenden ca. 95 Filmminuten mehrfach, weshalb es den gemeineren Teilen des Publikums nicht zu verdenken wäre, den Meteor anzufeuern, statt die zugegebenermaßen sehr flauschige Patchwork-Familie und deren Freunde. Erstaunliche Fellanimationen sind eben nicht alles, was eine anderweitig auf gehobenem Technik-Mittelmaß liegende Digitaltrickkomödie ausmacht.
Fazit: Der fünfte «Ice Age»-Film sieht besser aus als seine Vorgänger, doch Herz und Charme sind verloren gegangen: Scrat macht weiter sein entfesseltes Slapstick-Ding, während Sid, Diego und Manni durch einen hibbeligen Alibi-Plot stapfen, der sich durch zahllose, anstrengende Nebenfiguren zur Geduldsprobe wandelt.
«Ice Age – Kollision voraus!» ist ab dem 30. Juni 2016 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 2D und 3D.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
28.06.2016 17:41 Uhr 1