Filmfacts «StreetDance: New York»
- Regie: Michael Damian
- Drehbuch: Janeen Damian, Michael Damian
- Produktion: Janeen Damian, Michael Damian
- Darsteller: Keenan Kampa, Nicholas Galitzine, Jane Seymour, Paul Freeman, Maia Morgenstern, Marcus Mitchell
- Kamera: Viorel Sergovici
- Schnitt: Michael Damian, Janeen Damian, Peter CabadaHagan, Byron Speight
- Musik: Nathan Lanier
- Laufzeit: 97 Minuten
- FSK: ab 0 Jahren
Im Mittelpunkt steht die klassische Balletttänzerin Ruby (Keenan Kampa), die aus ihrer Leidenschaft ihre berufliche Zukunft machen will und sich daher an der renommiertesten Musikschule New Yorks zum Studium einschreibt. Dort muss sie sich aber auch in ihrer bisherigen Schwachstelle behaupten: Dem kontemporären Tanz. Als Ruby zufällig den britischen Violinisten Johnnie (Nicholas Galitzine) kennenlernt, der sich als Straßenmusiker sein Kleingeld verdient, öffnet sich für sie aber Tür und Tor zum modernen Tanz. Denn der zurückgezogene, aber ehrgeizige und dickköpfige Johnnie lässt in seine klassische Musik zeitgenössische Einflüsse einfließen. Gemeinsam mit Johnnies Nachbarn, einer Gang von StreetDancern, arbeiten sie an einer Performance, die Rubys schnöseligen Studienkollegen zeigt, was in ihr und dem Außenseiter aus dem Vereinigten Königreich steckt. Doch das Schicksal stellt Ruby und Konsorten Steine in den Weg …
- © SquareOne/Universum
Eines lässt sich leider nicht vertuschen: Das von Janeen & Michael Damian verfasste Dialogbuch tut dann und wann weh! Die Figuren unterhalten sich in großen, pappsüßen Plattitüden, und wenn Ballettlehrer Kramrovsky (Paul Freeman) aus heiterem Himmel eine tragische, die Story nicht weiterbringende KZ-Hintergrundgeschichte verpasst bekommt, dann heißt’s „Zähne zusammenbeißen!“ In der Synchronfassung werden zwar die ärgsten, hohlsten Tautologien weggebügelt, trotzdem sind die Dialogsequenzen die überdehnte Achillessehne dieses Films. Abseits der leeren, nichtssagenden Worthülsen bringt das magere Skript auch Plotfäden mit sich, die nirgends hinführen – wie etwa die frühen Andeutungen, Johnnie hätte ein dunkles, dunkles Familiengeheimnis.
Dadurch, dass die Dialoge nicht mehr sind als austauschbarer Fluff, fällt es schwer, ein Gefühl für die Protagonisten zu entwickeln und mit ihnen mitzufiebern. Genreklassiker wie «Flashdance» und «Dirty Dancing» tänzeln da auf einem wesentlich besseren Parkett. Allerdings befinden sich in diesem Berg verbaler Zuckerwatte letztlich sehr wohl genug Spurenelemente von Aromen, um die Strecken zwischen den Tanzpassagen trotzdem passabel zu gestalten. Etwa, wenn Ruby vor sich hinmurmelt, ob sie an einem Süßwarenautomaten nun etwas Kalorienarmes, etwas Zuckerfreies oder doch einen Erdnussbutter-Schokoriegel ziehen soll. Große Drehbuchkunst sieht anders aus, aber Spaß macht’s durchaus.
Wo «StreetDance: New York» durch die Bank weg punktet, sind derweil die Szenen, die auch das Grundgerüst eines solchen Films darstellen: Die Tanzeinlagen. Manche sind kurz, beschwingt und dank fähigem Schnitt trotz alltäglicher Choreografie schlicht hübsch anzusehen – wie etwa ein kleiner Ausflug in einen Irish Pub, wo (Überraschung!) eine Stepptanznummer vom Stapel gelassen wird. Die ausführlicheren Sequenzen sind derweil gewitzt und einfallsreich. Choreograf Dave Scott lässt ein Violinenduell in eine artistische Fechtsequenz ausarten und verschmilzt im Finale diverse Einflüsse zu einem bombastischen, neuen Ganzen. Verquickt mit der bemerkenswerten Kameraarbeit des bislang wenig beachteten Kameramanns Viorel Sergovici («Dracula - Prince of Darkness») machen diese Szenen «StreetDance: New York» zu einem kleinen Augenschmaus: Die prächtige Lichtsetzung und akzentuiert eingesetzte Kamerabewegungen verleihen diesem Film Glanz und eine dynamische Bildsprache, die ihn deutlich über viele Genrekollegen hinfort hebt.
Der gebotene, musikalische Facettenreichtum rundet diesen zwischendurch einen winzigen Takt zu schnell geschnittenen Leinwandspaß ab: «StreetDance: New York» ist des Öfteren unsinnig bis dämlich. Und vielen der Darstellern ist es anzumerken, dass sie eigentlich Tänzer, aber keineswegs Schauspieler sind. Trotzdem sind sie sichtbar engagiert bei der Sache. Hinzu kommt eine tonal ausgewogene Regieführung, und schon geschieht es: Mit Vorzeigelook, gutem Sound und augenzwinkernden Einfällen in den rundum spaßigen, passionierten Tanzsequenzen stellt Michael Damians New-York-Ausflug ein schwer widerstehliches Guilty Pleasure dar.
Fazit: Doof, aber munter: «StreetDance: New York» ist kompetent inszeniert, hat starke Tanzeinlagen zu bieten, sieht spitze aus und klingt gut. Da lacht man doch gern die dummen Dialoge und die flachen Figuren hinfort. Herrliches Gute-Laune-Kino ohne Sinn und Verstand!
«StreetDance: New York» ist ab dem 14. Juli 2016 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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