Filmfacts «Girls' Night Out»
- Regie: Lucia Aniello
- Produktion: Matthew Tolmach, Lucia Aniello, Paul W. Downs, Dave Becky
- Drehbuch: Lucia Aniello, Paul W. Downs
- Darsteller: Scarlett Johansson, Kate McKinnon, Jillian Bell, Ilana Glazer, Zoë Kravitz, Paul W. Downs
- Musik: Dominic Lewis
- Kamera: Sean Porter
- Schnitt: Craig Alpert
- Laufzeit: 101 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Dass neben dem Superheldinnenabenteuer nicht ausreichend Luft war, um eine von einer Regisseurin gedrehte, weiblich besetzte Partykomödie zu würdigen, ist schon in der Theorie unfair. Noch bedauerlicher an dieser ungleichen Verteilung des Publikums- und Kritikerinteresses ist aber, dass «Girls' Night Out» obendrein ein richtig launiger Filmspaß geworden ist, der das Genre lauter Rüpelkomödien mit spielerischer Grundhaltung und sehr liebenswerten Hauptfiguren bereichert.
Ein paar Freundinnen sehen sich endlich wieder, zack, schon muss ein Mann dran glauben
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Dauerrebellin Frankie (Ilana Glazer) und die von einem Sorgerechtsstreit ausgelaugte Blair (Zoë Kravitz) ergreifen ohne Widerrede diese Chance auf einen ausgelassenen Abend – und Jess' aus Australien angereiste Freundin Pippa (Kate McKinnon) schaut sich das uramerikanische Schauspiel ebenfalls liebend gern an. Der unbesorgte, zügellose Spaß nimmt für die bunt gemischte Clique allerdings ein jähes Ende, als Jess' Freundinnen einen Stripper ordern und dieser nur wenige Minuten später das Zeitliche segnet …
Das Komödiensubgenre der entgleisenden Partyabende um einen weiblichen Blickwinkel zu erweitern, ist keine vollkommen neue Idee. Neben der zwar von Paul Feig inszenierten, aber vornehmlich weiblich besetzten Dramödie «Brautalarm» steht noch «Die Hochzeit unserer dicksten Freundin» von Regisseurin Leslye Headland im Raum. Dieser 2012 veröffentlichte Filmspaß fällt aber weniger in den Brachialkomödiensektor und ist als pointiert-unverblümt-feister Blick in menschliche Seelenabgründe enger mit Streitfilmen wie «Der Gott des Gemetzels» verwandt. «Girls' Night Out» hingegen ist endlich Mal ein in Partymädel-Aufmachung servierter Cocktail aus «Hangover», «Very Bad Things» und dem zeitgenössischen Schwung an Sony-Komödien.
- © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH
Shots im Club - Prost! V.l.n.r.: Blair (Zoë Kravitz), Alice (Jillian Bell), Jess (Scarlett Johansson), Frankie (Ilana Glazer) und Pippa (Kate McKinnon)
Wie schon das "Wolfsrudel" aus «Hangover» stellt die «Girls' Night Out»-Clique nicht gerade einen vorbildlichen Freundeskreis dar, was aber seinem Entertainmentgrad keinesfalls im Weg steht. Die Ladys sind zwar etwas stärker am Reißbrett zusammengestellt als die eklektischen «Hangover»-Jungs, dafür punkten sie ihren karikierten Persönlichkeiten zum Trotz mit einer glaubhafteren Freundschaftsdynamik. Muss das «Hangover»-Publikum halt einfach hinnehmen, dass Doug, Alan, Stu und Phil miteinander Spaß haben können, zerrt das Autoren-Duo Lucia Aniello & Paul W. Downs das Zusammenspiel dieser Truppe aus dem wahren Leben – und somit reale Freundschaftsproblemchen durch den Kakao:
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Die Gesamtgruppendynamik verleiht dem Geschehen dank einiger Allgemeinplätze genügend Identifikationspotential, damit auch im späteren Totalchaos das Handeln der Figuren plausibel erscheint und zum Mitfiebern einlädt. Die spezifischen Macken, Angewohnheiten und Streitpunkte der Figuren sind derweil kreativ-schräg und geben dem Quintett somit seine großen Entertainerqualitäten: Selbst wenn Jess und Co. wegen des toten Strippers Panik schieben, sind sie noch immer so spaßig-grelle Persönlichkeiten, dass es einer Mordsparty gleichkommt, ihnen beim Kopfzerbrechen über ihr weiteres Vorgehen zuzusehen.
Ein fruchtig-süßer, dezent bitterer Filmcocktail in knalligem Leuchtglas
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Das verdankt Aniello zu nicht geringem Maße auch ihrem talentierten Cast: Scarlett Johansson agiert fast durchweg mit einer ansteckenden Spielfreude, als stünde ihr ins Gesicht geschrieben, nicht fassen zu können, endlich mal einen derben Partyfilm machen zu dürfen. «Saturday Night Live»- und «Ghostbusters»-Star Kate McKinnon beweist indes erneut ihr begnadetes Talent dafür, völligen Irrsinn wie geerdete Nebensächlichkeiten aussehen zu lassen und im Gegenzug nebensächlichen, dezent gewitzten Randbemerkungen ein Maximum an Skurrilität einzuverleiben.
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«Girls' Night Out» hat gleich mehrere kurze Strecken, in denen der schnell-wilde Humor zurücksteckt, um mit emotional authentischen Gefühlsausbrüchen die Charakterzeichnung der Partymädels auszubauen. Diese leiseren Zwischeneinschübe sind durchaus gerechtfertigt, da sie sich organisch aus dem irren Geschehen generieren, noch immer Pointen beinhalten und der Cast die Übergänge zwischen Grell und Besonnen mit Leichtigkeit durchführt. Gelegentlich sind diese Stellen dennoch überdehnt und hämmern eine Erkenntnis ein, zwei Schläge zu lang ein – genauso, wie nicht jeder sketchartige Einschub in dieser Chaosnacht einen Abschluss findet, so lange der immer weiter eskalierende Ursprungsjoke frisch ist.
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Fazit
Ein guter Cocktail muss nicht mit völlig neuen Zutaten glänzen – eine originelle Zusammenstellung bekannter Inhalte kann ebenfalls für Spaß auf der Zunge sorgen. Der Partyfilmcocktail «Girls' Night Out» verfolgt diese Devise und versteht sich als zügig-schrille Abwandlung eines derben Komödiensubgenres – und hat obendrein einen launigen Powerfrauen-Cast zu bieten!
«Girls' Night Out» ist ab sofort in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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