Filmfacts: «Fack ju Göhte 3»
- Kinostart: 26. Oktober 2017
- Genre: Komödie
- FSK: 12
- Laufzeit: 119 Min.
- Kamera: Markus Nestroy
- Musik: Konstantin Djorkaeff Scherer, Vincent Stein
- Buch und Regie: Bora Dagtekin
- Darsteller: Elyas M'Barek, Gizem Emre, Jella Haase, Katja Riemann, Max von der Groeben, Sandra Hüller, Lea van Acken, Julia Dietze, Michael Maertens
- OT: Fack ju Göhte 3 (DE 2017)
Mit «Fack ju Göhte 3» soll die Trilogie aber wirklich ihren Abschluss finden, was immer wieder gebetsmühlenartig von den Macher wiederholt wird. Das glauben wir zwar erst, wenn wir es sehen, denn schon die Vorverkaufszahlen deuten darauf hin, dass «Fack ju Göhte 3» mit den Ergebnissen der ersten beiden Teile locker mithalten dürfte. Aber zumindest thematisch setzt Bora Dagtekin einen Schlussstrich, indem er seine Problemklasse durchs Abitur schickt. Eine in jeder Hinsicht gute Idee, denn die Schule als Kulisse ist dann doch wieder weitaus spannender, als irgendein x-beliebiges Urlaubsparadies.
Abitur für die 11b?
Homo Faber, Kurvendiskussion, Asbest in den Toiletten. An der Goethe-Gesamtschule herrscht Stress: Zeki Müller (Elyas M’Barek) will Chantal (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben), Zeynep (Gizem Emre) und die anderen Schüler zum Abitur peitschen, doch die Chaosklasse ist wenig kooperativ. Denn die nette Dame vom Berufsinformationszentrum (BiZ) hat ihnen die Zukunftsaussichten ordentlich vermiest. Nun erreicht das Frustrationslevel ganz neue Höhen, was sich in maximaler Leistungsverweigerung und Schülereskalation äußert. Kann Herr Müller auch Motivation? Direktorin Gudrun Gerster (Katja Riemann) jedenfalls ist keine große Hilfe, seit sie mit dem Bildungsministerium im Clinch liegt und als letzte Gesamtschule des Bundeslandes mit Imageproblemen zu kämpfen hat, an denen die Problemschüler nicht ganz unschuldig sind. Wenigstens bekommt Zeki Müller Unterstützung von Neuzugang Biggi Enzberger (Sandra Hüller), die ihm bei einem Anti-Mobbing-Seminar aushilft.
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Zuvor waren bereits einige Details an die Öffentlichkeit gelangt. Etwa, dass die in «Fack ju Göhte 1 und 2» eine der wichtigsten Nebenrollen innehabende Karoline Herfurth nicht mehr mit von der Partie sein würde. Ansonsten ist alles beim Alten geblieben: Neben M’Barek vor sowie Autor und Regisseur Bora Dagtekin hinter der Kamera, gibt es ein Wiedersehen mit sämtlichen Problemschülern der mittlerweile elften Klasse der Goethe-Gesamtschule sowie einigen Neueinsteigern. Dazu gehört in erster Linie «Toni Erdmann»-Star Sandra Hüller, die wie in den ersten beiden Teilen noch Herfurth, hier als eine Art Zekis gutes Gewissen fungiert – nur vielleicht nicht ganz so spießig.
Mangelnde Konsequenz bei den Rückkehrern?
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Leider beißt sich dieses per se lobenswerte Vorhaben, all den Schülern eine möglichst ereignisreiche Lektion zu erteilen, mit der Form ebenjener "Lektion" – Bora Dagtekin setzt in «Fack ju Göhte 3» nämlich auf altbekannte Muster und zieht den schnellen Hau-Drauf-Gag, der gern auch mal weit unter die Gürtellinie zielen darf, der klug beobachteten Pointe vor; da war vor allem der erste Teil noch weitaus subversiver aufgestellt. Im Abschlussfilm erhält man nun das Gefühl, die Ideen für einen weiteren bissigen Kommentar auf das deutsche Schulwesen gingen den Machern langsam aus. Mit Ausnahme eines überraschend rührigen, stark geschriebenen und sich dadurch authentisch anfühlenden Subplots rund um das Thema Mobbing reiht sich auf dem Weg von der Etablierung des "Konflikts Schulschließung" hin zum erwartbaren Abitur-Happy-End einmal mehr eine kurze Gag-Episode aneinander, die sich erneut daran ergötzt, dass die Schüler besonders doof und die Methoden von Zeki Müller unkonventionell sind. Das hat in den ersten beiden Teilen auch deshalb noch funktioniert, weil die Performances der (Jung-)Darsteller in ihrer gelebten Idiotie und Prollerei noch subtil waren. In «Fack ju Göhte 3» chargieren sich Jella Haase, Max von der Groeben und Co. nun bis an die Grenzen des hysterischen Overactings und weit darüber hinaus.
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Langsam wird's ermüdend...
Die Trefferquote der Gags liegt anders als noch bei den ersten beiden Filmen nur noch im Mittelfeld. Zu oft verlässt sich Dagtekin darauf, dass eine möglichst absurde Grammatik und ein merkwürdiges Verständnis für Verhaltensweisen der Schüler alleine ausreicht. Wenn seine Pointen treffen, dann jedoch richtig – und wieder einmal sind dafür vornehmlich die Erwachsenen verantwortlich. Star von «Fack ju Göhte 3» ist vor allem Katja Riemann («High Society») als mehr denn je vom Erfolg ihrer Schule besessene Direktorin Gudrun, während sich Uschi Glas («Zur Sache, Schätzchen») im Detail kleine Kommentare und Blicke erlaubt, die weitaus besser zünden, als manch brachiale Humorkeule. Bei den kräftemessenden Scharmützel zwischen Gudrun Gerster und dem Schulprüfer (und ihrem Ex-Freund), gespielt von einem herrlich trocken-frivolen Michael Maertens («Bibi & Tina – Tohuwabohu total») bleibt kein Auge trocken. Genauso wie «Fack ju Göhte 3» auch abseits davon einige Sprüche zu bieten hat, die gewiss das Zeug dazu haben, einen ähnlichen Kultstatus zu erlangen wie noch im ersten Teil das vielzitierte "Heul leise!". Zu den Highlights des Films zählt etwa ein aus dem Ruder laufender Besuch beim Berufsinformationszentrum (wenngleich die hier kurz erklärten Berufe allesamt in einem erschreckend abwertenden Licht präsentiert werden), ein ironischer Blick auf die Welt der Kunsthochschulen («Fack ju Göhte 3» ist quasi die Mainstream-Version von «The Square») sowie Chantals Versuche, als Journalistin Karriere zu machen.
Einer erkennbaren Dramaturgie unterliegt das alles nicht. Stattdessen schustert Dagtekin seinen Schützlingen allesamt ihr ganz persönliches Happy End zu und bleibt hier immerhin so weit bei der Realität, dass er Niemandem aus der 11b einen Abitur-Durchschnitt zugesteht, den er so niemals erreichen könnte. Trotzdem ließe sich aus den vielen Einzelszenen mit Leichtigkeit ein wesentlich runderes Endergebnis machen, wenn sich nicht für jede gute Idee lediglich eine Szene Zeit genommen hätte.
Symptomatisch dafür ist der eigentlich äußerst tragische Handlungsstrang rund um Chantals Herkunft. Als Zeki seine Schülerin eines Tages mit Crack erwischt (natürlich lässt Dagtekin diesen hochdramatischen Moment nicht ungenutzt, um daraus direkt einen der unnötigsten Fäkal-Sketche des Films zu machen), genügt ein klärendes Gespräch zwischen seiner Kollegin Biggi und Chantals Mutter, um das Problem des seit Jahren verschüchterten Mädchens aus dem Weg zu schaffen.
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Fazit
«Fack ju Göhte 3» funktioniert einmal mehr über die lauten, derben Gags, verliert sich allerdings erstmals im Verlauf der Reihe in bemerkbarer Redundanz und nimmt sich nicht die Zeit, die er bräuchte, um Interesse am Verbleib der Figuren zu wecken. Einiges funktioniert, einiges nicht. Doch während das Feuilleton verzweifelt, werden die Zuschauer frohlocken. Es sei ihnen gegönnt – es ist immerhin der Final Fack!
«Fack ju Göhte 3» ist ab dem 26. Oktober bundesweit in den Kinos zu sehen.
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