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Umstrukturierung im vollen Gange: ProSiebenSat.1 agiert im Commerce-Bereich als NUCOM Group

von   |  2 Kommentare

Die letzte große Entscheidung Ebelings: Eine neue Konzernstruktur mit drei Hauptbereichen soll ProSiebenSat.1 zukunftsfähig machen. Besonderes Augenmerk wird auf den boomenden Commerce-Sektor gelegt.

Wir sind eines der profitabelsten Medienunternehmen in Europa und mit über 1 Mrd. Euro Umsatz in den digitalen Geschäftsfeldern zugleich zu einer relevanten Größe in diesem Bereich aufgestiegen. Das alles war nur möglich, weil wir die Transformation und Diversifizierung des Konzerns seit 2009 systematisch vorantreiben. Mit der Drei-Säulen-Strategie stellen wir ProSiebenSat.1 auch für die Zukunft wettbewerbsfähig auf, stärken die Gruppe für weiteres Wachstum und schaffen zusätzlichen Wert für Mitarbeiter und Aktionäre.
Thomas Ebeling, Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media SE
Im Rahmen des Capital Markets Day des Multimediakonzerns ProSiebenSat.1 kündigte Konzernchef Thomas Ebeling den in den vergangenen Wochen bereits kolportieren Umbruch im Multimediaunternehmen an: Wie bereits zuvor in diversen Branchenberichten angedeutet, setzt Ebeling darauf, die in den vergangenen Jahren verfolgte Diversifizierungsstrategie des Konzerns fortzuführen und mit einem Umbau von ProSiebenSat.1 in drei Hauptbereiche sogar zu intensivieren.

Zu diesem Zwecke wird man den Bereich Digital Entertainment mit dem TV-Geschäft verschmelzen und ihn als Entertainment-Unit des Konzerns brandmarken. Konkret: Teil der Entertainment-Unit werden die Bereiche TV-Broadcasting, Distribution, Advertising Platform Solutions (AdTech), SevenVentures und Digital Platforms (z.B. maxdome und 7TV App sein. Durch die Zusammenlegung erhofft man sich bessere crossmediale Werbe- und Vertriebsmöglichkeiten.

Die Neuaufstellung des Konzerns soll der Geschäftsführung auch erlauben, an einigen Ecken und Kanten zu sparen, um an das mittelfristige Ziel zu gelangen: ProSiebenSat.1 spricht von einem Einsparpotenzial von über 50 Millionen Euro netto bis 2019/2020 durch die Zusammenlegung des linearen TV-Geschäfts mit der Digital-Entertainment-Sparte.

Das boomende Commerce-Geschäft von ProSiebenSat.1 soll künftig den zweiten Hauptbereich darstellen. Ebeling fährt in dem Sektor schon länger eine aggressive Expansionsstrategie und verleibte dem Konzern unter anderem zwei Singlebörsen ein. Zu dieser Sparte von ProSiebenSat.1 gehören außerdem unter anderem das Vergleichsportal Verivox, die wetter.com AG, das Lifestyle-Portal Gymondo sowie die 12AutoGroup. Für diesen Sektor sucht ProSiebenSat.1 neue Investoren, um ihn möglicherweise als semi-seperate Operation auf den Börsenmarkt zu schicken.

Der dritte Konzernbereich wird sich aus Content Production & Global Sales zusammensetzen. Sowohl für diesen Bereich als auch für den Sektor Commerce werden Co-Investoren gesucht. Bei ProSiebenSat.1 zeigt man sich auf dem Capital Markets Day sehr erfolgsbewusst: Man spricht von einem Umsatzwachstum von mehr als 1 Milliarde Euro bis zum Jahr 2022 als mittelfristigem Finanzziel und davon, die Jahresprognose 2017 zu bestätigen.

Gesteigertes Interesse an den Tätigkeiten abseits der früheren Kernkompetenz


Ein sehr wichtiger Schritt, den ProSiebenSat.1 im Fahrwasser seiner Umstrukturierung auf ein Drei-Sektoren-Modell umsetzen wird: ProSiebenSat.1 wird im Commerce-Bereich fortan unter dem Namen NUCOM Group tätig sein und sucht in diesem Bereich mit besonderem Nachdruck nach Investoren für Minderheitenbeteiligungen. Erklärtes Ziel dieses Schritts ist der Portfolioausbau und die weitere Beschleunigung des Wachstums im Commerce-Bereich. Ein Abschluss der Verhandlungen über mögliche Partnerschaften ist voraussichtlich im Laufe des zweiten Quartals 2018 zu erwarten.

Überraschend kommt dies nicht, selbst wenn es manche Branchenbeobachter erstaunen wird, wie konsequent und zügig diesen Wandel durchführt. Schon Ende August kündigten sich diese Umstrukturierungen bei ProSiebenSat.1 an. Der Vorstandsvorsitzende Thomas Ebeling erklärte im "Manager Magazin", dass es quasi zu einer Abspaltung des florierenden Digitalgeschäfts von ProSiebenSat.1 kommen könnte, so dass die Bahn frei für dessen potentiellen, alleinigen Börsengang ist.

Damals zitierte ihn die Wirtschaftspublikation im Bezug auf Geschäftssektoren, die sich abspalten könnten: "Der Teil-IPO eines Bereichs wie unseres Commerce-Geschäfts kann eine Option sein." Weiter hieß es im Bericht des "Manager Magazin", dass Ebeling andeutete, dass diese Pläne noch innerhalb der Laufzeit seines im Frühjahr 2019 auslaufenden Vertrags über die Bühne gehen könnten.
Wir werden auch in Zukunft weiter erfolgreich vor allem in Commerce-Unternehmen investieren und ihnen über unsere crossmedialen Verbreitungsmöglichkeiten neue Kundengruppen erschließen. Auf diese Art beweisen wir seit Jahren, wie man neben dem klassischen Mediengeschäft erfolgreich zusätzlichen Wert für die Gruppe schaffen kann.
Dr. Jan Kemper, Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE

Diese Äußerungen wurden getroffen, ehe feststand, dass Ebelings Vertrag mit ProSiebenSat.1 nicht verlängert wird. In den rund zehn Jahren unter Ebeling schielte der Konzern mit zunehmender Eifrigkeit über den medialen Tellerrang hinaus. So steht schon länger fest, dass Ebeling eine ganze Reihe an eigenen Gesundheitsprodukten des Konzerns etablieren möchte, die sich auf den ProSiebenSat.1-Kanälen günstig bewerben ließen. Bereits seit April 2015 ist die ProSiebenSat.1-Gruppe im Gesundheitsbereich tätig – über ihre Tochter 7NXT Health GmbH, die unter anderem die Abnehmportale der bei «The Biggest Loser» eingespannten Fitnesstrainerin Sophia Thiel sowie des ProSieben-Moderators Daniel Aminati betreut. Der Schritt zum Anbieten von Abnehmpillen wäre da nur konsequent und würde gigantisches Synergiepotential bedeuten.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Vittel
06.12.2017 12:24 Uhr 1
Spannend aus strategischer und wirtschaftlicher Sicht. Ich denke, dass Pro7Sat1 die Zeichen der Zeit erkannt haben und die Konzerntransformation die einzige Möglichkeit für den weiteren Fortbestand und Wachstum ist



Aus Sicht des Zuschauer mit Interesse an spannenden Shows, Filmen und Serien scheint sich das nicht so wahnsinnig gut zu entwickeln.
Kingsdale
06.12.2017 13:42 Uhr 2
Nee, für Zuschauer sind Pro 7 und Sat.1 nur noch die reinste Quälerei. Alle 15 Minuten Werbung, das macht noch nicht mal RTL!

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