Die Kino-Kritiker

Der kleine Familienabenteuerkinosnack für Zwischendurch: «Jumanji: Willkommen im Dschungel»

von

Dwayne Johnson, Karen Gillan, Jack Black und Kevin Hart scherzen sich durch einen familiengerechten Abenteuerdschungel.

Filmfacts: «Jumanji: Willkommen im Dschungel»

  • Regie: Jake Kasdan
  • Produktion: Matt Tolmach, William Teitler
  • Drehbuch: Jake Kasdan, Chris McKenna, Erik Sommers, Scott Rosenberg, Jeff Pinkner
  • Story: Chris McKenna; basierend auf «Jumanji» von Chris Van Allsburg
  • Darsteller: Dwayne Johnson, Jack Black, Kevin Hart, Karen Gillan, Nick Jonas, Bobby Cannavale
  • Musik: Henry Jackman
  • Kamera: Gyula Pados
  • Schnitt: Mark Helfrich, Steve Edwards
  • Laufzeit: 119 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren
Der 90er-Jahre-Kassenschlager «Jumanji» meldet sich zurück: Sony Pictures führt den Film so fort, dass er quasi auf eigenen Beinen steht und so Novizen sowie «Jumanji»-Erfahrene gleichermaßen ansprechen kann. Eine tiefschürfende «Jumanji»-Mythologie gab es sowieso nicht, daher ist es auch leicht zu schlucken, dass aus dem Brett- nun ein Videospiel wird. Und auch der Film an sich ist leicht verdaulich: «Jumanji: Willkommen im Dschungel» ist seichte Unterhaltung ohne Ecken und Kanten, mit wenig Tief-, aber auch nicht sonderlich vielen Höhepunkten. Ein Film aus der Sparte: "Wer Lust drauf hat, wird schon Spaß haben." Und anders als bei zahlreichen Video- und Brettspielen dieser Qualitätskategorie investiert man für eine «Jumanji: Willkommen im Dschungel»-Eintrittskarte auch noch eine überschaubare Summe. Ein Teenager-Taschengeld, vielleicht. Wie passend …

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen vier High-School-Schüler. Der Nerd Spencer (Alex Wolff) hofft verzweifelt, die Bindung zu seinem einst engen Freund Fridge (Ser'Darius Blain) wiederherzustellen, indem er die Hausaufgaben für den Sportler macht. Doch die Beiden werden erwischt und zum Nachsitzen verdonnert, zusammen mit der eitlen Bethany (Madison Iseman), die Facetime wichtiger findet als das Stillschweigen während einer Klausur, sowie der zurückhaltenden Leseratte Martha (Morgan Turner), die sich dem Sportunterricht verweigert hat. Beim Nachsitzen entdecken die Vier ein altes Videospiel namens Jumanji. Als sie es antesten, werden sie in seine Welt gesogen – und in die Körper von Videospielavataren transportiert, die ihrem wahren Ich überhaupt nicht entsprechen. So wird aus Spencer der Draufgänger (Dwayne Johnson), aus Fridge der belesene Lakai (Kevin Hart), aus Martha eine männerfressende Raufboldin (Karen Gillan) und aus Bethany ein smarter, doch unförmiger Kartograf (Jack Black) …

Der größte Pluspunkt von «Jumanji: Willkommen im Dschungel» ist die Komponente, an der das Marketing weitestgehend aufgezogen wird: Die vier Stars, die den jungen Protagonisten als Avatare in ihrem Videospieltrubel dienen. Das Quartett aus Johnson, Gillan, Hart und Black trägt weite Strecken des Films allein auf seinen Schultern und zeigt nicht nur jeweils für sich betrachtet große Spielfreude auf, sondern insbesondere im Zusammenspiel.

Black schafft es, den "Eitle Teenagerin in übergewichtigem Männerkörper mittleren Alters"-Gag frisch zu halten und nie zur Farce verkommen zu lassen. Das gelingt nicht zuletzt, da Black sich bemüht, seine Figur trotz einer ichbezogenen Ader sympathisch zu formen, statt sie als arrogante Natter anzulegen. Gillan schafft den Spagat zwischen "Schüchterne, ängstliche Spielerin, aber aggressive, selbstsichere Videospielfigur" mühelos und ist als legendär-schlechte Flirterin für die besten Slapstickmomente des Films zuständig. Und Hart sowie Johnson ziehen ihr bewährtes «Central Intelligence»-Ding ganz einfach erneut durch.

Im Gegensatz zum «Jumanji»-Film mit Robin Williams ist dieser Hybrid aus Neuauflage und Fortsetzung keine Abenteuerkomödie mit gruseliger Beinote. Obwohl die Besetzung auf Teenager-Appeal ausgerichtet ist, richtet sich «Jumanji: Willkommen im Dschungel» an ein Familienpublikum mit jüngeren Kindern als der Vorläufer. In gewisser Weise ist die 90-Millionen-Dollar-Produktion ein guter Kandidat, um für junge Kinogehende als erste "große" Abenteuerkomödie zu dienen. Die Thrills sind kurz, klein und werden zügig in einen humorigen Kontext versetzt, und das Dialogbuch ist voll mit wertvollen Lektionen für jene, die kurz davor stehen, in die Frühpubertät zu kommen. Sei dir selbst treu, setze dir aber keine engen Grenzen, nur weil du dich in eine dich definierende Ecke hast drängen lassen. Koste dein Leben aus, trau dich was. Die Angst vorm Scheitern ist schlimmer als ein etwaiger Rückschlag!

Dass Regisseur Jake Kasdan (Sohn des «Star Wars: Das Imperium schlägt zurück»-Autoren Lawrence Kasdan) und seine zahlreichen Ko-Autoren «Jumanji: Willkommen im Dschungel» in hoher Frequenz Lebenslektionen erteilen, lässt sich inhaltlich durchaus rechtfertigen: Die vier Protagonisten befinden sich an einem kleinen Scheideweg in ihrer Teenager-Biografie, wurden mit einem moralinsauren Monolog zum Nachsitzen verdonnert und dann vom titelgebenden Nicht-mehr-Brettspiel in ein kurioses Abenteuer gesogen, damit sie endlich ihre Lektion lernen. Vor diesem Hintergrund kommt die Parade an großen Erkenntnissen wenigstens nicht aus dem Nichts. Und auch wenn es das Autorenteam hie und da bei den Verbalisierungen des Gelernten arg unsubtil anging, sorgt das Hauptdarsteller-Quartett durchaus dafür, dass man es diesen staunenden Kindern-in-Erwachsenenkörpern abkauft, wenn sie offen darüber reden, welcher Groschen bei ihnen so eben gefallen ist.

Trotzdem ist dieser didaktische Zwischenklang Gift für den Film, will er Vollpubertierenden oder gar erwachsenen Zynikern gefallen – es sind eben doch eher auf Kinder und frühe Teenager geeichte Dialogpassagen, die hier die Figurenentwicklung vorantreiben. Als "mein erster härterer Abenteuerfilm" bietet «Jumanji: Willkommen im Dschungel» dem jungen Publikum zusätzlich zur Vielzahl an kleinen, wenigstens auch stimmigen, Botschaften eine schmissige Mischung aus exotischem Abenteuer, ironischer Brechung und flotter, aber unbedrohlicher Action. Kasdan spielt genügend mit kleinen Dschungel-Ekelfaktoren wie Schlangen und Krabbeltieren, um bei den jüngeren Zuschauern einen dezenten Nervenkitzel zu erzeugen, gleichwohl kehrt der Fokus schnell genug zur amüsanten Heldenbande zurück, um ja nie sein Publikum zu überfordern.

Immerhin: Nur weil Kasdan sein Kernpublikum jung einschätzt, speist er es nicht sogleich lieblos ab: Die in Hawaii entdeckten Schauplätze und die solide ausgearbeiteten Sets, durch die der US-Staat zum wilden, fernen Dschungel wird, werden gut in Szene gesetzt und Gyula Pados' Kameraarbeit macht aus dem eigentlich überschaubaren Abenteuer eine leinwandfüllende Heldenreise, zu der auch die satte Soundabmischung ihren Teil beiträgt. Darüber hinaus sind die Digitaltricks zwar niemals preisverdächtig, allerdings halten sie ein konstant vorzeigbares Niveau – da haben sich Megablockbuster wie «Wonder Woman», «Thor – Tag der Entscheidung» und «Kong: Skull Island» in ihrer Effektschlacht zwischendurch wesentlich schmerzvollere Patzer geleistet.

Dennoch: Wo viel Vorsicht ist, kann nie eine große Überraschung folgen – und so ist «Jumanji: Willkommen im Dschungel» als Film, der sich wenig traut, wahrlich keine Abenteuerkomödie, die lange im Gedächtnis haften bleibt. Aber für einen temporeichen Familiennachmittag im Kino, an dem sich Lacher und Action abwechseln, die Jüngsten etwas lernen und die Älteren über die Selbstironie schmunzeln, reicht es allemal. Ein "In Ordnung" ist zwar alles andere als eine glühende Empfehlung, doch es gibt verdammte, pixelige Videospiele, die für solch eine Bewertung töten würden. Insofern: Passt schon.

«Jumanji: Willkommen im Dschungel» ist ab dem 21. Dezember 2018 in vielen deutschen Kinos zu sehen.

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