Zack. Bumm! Wow!!
Filmfacts: «Greatest Showman»
- Regie: Michael Gracey
- Produktion: Laurence Mark, Peter Chernin, Jenno Topping
- Drehbuch: Jenny Bicks, Bill Condon
- Darsteller: Hugh Jackman, Zac Efron, Michelle Williams, Rebecca Ferguson, Zendaya
- Musik: John Debney, John Trapanese
- Kamera: Seamus McGarvey
- Schnitt: Tom Cross, Robert Duffy, Joe Hutshing, Michael McCusker, Jon Poll, Spencer Susser
- Laufzeit: 105 Minuten
- FSK: ab 6 Jahren
Die Moderne und die Filmhistorie knallen gewaltvoll aufeinander und ergeben einen berauschenden, faszinierend orchestrierten Tumult. Mit leichten Schönheitsfehlern. Wäre der Übergang zwischen altem und neuem Fox-Logo durch einen härter gesetzten Schnitt oder einen inszenierten Filmriss doch noch aufreibender, ein noch lauteres, zirkushafteres Statement. Aber selbst wenn Regieanfänger Gracey noch weiter die Ellenbogen ausfahren, noch barscher und zielstrebiger auftreten könnte, mildert dies nicht, dass er sich bereits weit herauswagt; genau weiß, was er will, und nicht den leisesten Zweifel an seinen Intentionen streut. Und selten waren die ersten Augenblicke eines Films so bezeichnend für die restlichen Kinominuten wie bei diesem intensiv fiktionalisierten, peppigen Zirkuserfinder-Biopic-Popmusical. Denn selbst, wenn Variationen folgen werden – unterm Strich gilt: So, wie Gracey seinen Zirkuswirbel beginnt, so führt er ihn fort.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/fox/features/greatestshowman/greatestshowman_02__W200xh0.jpg)
Ein weiterer Aspekt, wo der von einer schaumännisch-großspurigen Ankündigung begleitete, mit vollem Anlauf erfolgende Clash aus Modern und Altmodisch, Knallig und Stilvoll zwar beeindruckt und weitestgehend konsequent ist, im Detail aber noch effektvoller und origineller hätte erfolgen können: Das Produktionsdesign. «Greatest Showman» ist eine 84-Millionen-Dollar-Produktion mit einigen hübschen, konventionellen Setbauten – und ein paar sehr hemdsärmeligen Computeranimationen, wenn Zirkustiere aus Einsen und Nullen gezeigt werden oder das New Yorker Stadtbild zur Mitte des 19. Jahrhunderts dann und wann rein digital erstrahlt.
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Obgleich «Greatest Showman» ein noch forscheres, noch stärker bis ins Detail durchdachtes Ästhetikempfinden gut zu Gesicht gestanden hätte, bleiben die Schönheitsmakel gering – zumal im für ein Musical wichtigsten Aspekt der Drahtseilakt brillant gelingt: Die im Alltag spielenden Lieder, in denen die Wünsche und Befindlichkeiten von Zirkuserfinder P. T. Barnum (magnetische Ausstrahlung: Jackman) und seiner Gattin (liebenswert: Michelle Williams) stark zugespitzt erklärt und vorangetrieben werden, sind archetypische Musicalkompositionen, schlicht mit einem etwas modernerem, synthetischerem Arrangement. Der Song, der den allmählichen Aufbau von Barnums anfänglich noch als Museum gekennzeichneter Kuriositätenschau markiert, wandelt sich schrittweise von schwungvoller Musicalnummer zu fetziger, radiotauglicher R&B-Partynummer. Und die "echten" Zirkussongs sind allesamt im Stil heutiger Chartstürmer geschrieben. Vom Pop-Liebeslied hin zur "Ich bin wundervoll, egal, was ihr sagt!"-Powerballade.
Ein wuseliger, doch kontrollierter, Farb- und Klangrausch also, der auf intensiv beschönigte Weise die Anfangszeit der Zirkusunterhaltung nacherzählt, mit Hugh Jackman als sich hocharbeitenden, mittellosen Schneiderssohn, der doch nur eins will: Seinen Traum erfüllen, anerkannt zu werden, seiner Traumfrau ein Traumleben zu ermöglichen und die Welt bestens zu unterhalten, indem er das Talent bislang Ausgestoßener ins Rampenlicht bringt. Historisch absolut inakkurat, und dass dies hier reinster Wohlfühleskapismus ist, statt etwa eine Dokumentation oder ein knallhartes Drama, wird ja sofort klar gemacht. Snobs und Menschen mit peinlicher Faktenfixierung in ihrer Unterhaltung trollen sich bitte abseits dieses Zirkus herum. Hier gilt "All Style. No Substance." Schluss, Aus, Ende ..?
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