Die LEGO-Zahlen sind nicht cool, denn «The LEGO Movie 2» ist nicht allein. Die LEGO-Zahlen sind echt nicht super, verflixt, das kann doch nicht wahr sein …
Die große Schlacht der Animationsfilme hat am Kino-Wochenende ihr Opfer gefunden: Zwischen dem Neustart «Drachenzähmen leicht gemacht 3» und dem weiterhin erfolgreich laufenden «Chaos im Netz» bekam «The LEGO Movie 2» zu wenig Luft zum Atmen. Die Fortsetzung des mit hervorragenden Kritiken überschütteten Überraschungserfolgs aus dem Jahr 2014 startet klar unter dem Niveau des Erstlings und muss sich hinter den zu neuen Höhen fliegenden DreamWorks-Drachen sowie dem turbulenten Internet-Chaos aus dem Hause Disney einordnen. Aber wir müssen alle einsehen: Das ernüchternde Startwochenende von «The LEGO Movie 2» liegt nicht allein an der bestehenden Animationsfilmkonkurrenz in den hiesigen Kinos.
Denn auch in den USA lief es für «The LEGO Movie 2» eher ernüchternd. Ja, dort eröffnete das Sequel, anders als in Deutschland, auf dem ersten Rang der Charts. Doch mit einem Startwochenende im Wert von 34,4 Millionen Dollar nahm «The LEGO Movie 2» weniger als die Hälfte dessen ein, was der Originalfilm 2014 am Startwochenende einholte – und auch hinter «The LEGO Batman Movie» landete man, der brachte es 2017 nämlich noch auf 53 Millionen Dollar. Und das, obwohl in den USA die Drachen noch gar nicht losgeflogen sind und der letzte größere Animationsfilmstart bereits einige Zeit zurückliegt.
Auch in weiteren Ländern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: «The LEGO Movie 2» kommt nur holpernd und stolpernd aus dem Startblock. Bei einem Budget von 99 Millionen Dollar stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich «The LEGO Movie 2» irgendwie noch in die schwarzen Zahlen arbeitet, trotzdem wird er an den Kinokassen einen blassen Schatten des Erstlings darstellen, sofern nun nicht noch ein Kinowunder geschieht. Und das Problem ist wohl leider hausgemacht. Denn die Warner Animation Group hat in kurzer Zeit für eine Marktsättigung gesorgt.
Nach dem Original aus dem Jahr 2014 folgten 2017 sogleich der gut aufgenommene «The LEGO Batman Movie» sowie «The LEGO Ninjago Movie». Nicht nur, dass also innerhalb von rund drei Jahren drei Filme mit demselben visuellen Stil und einem sehr ähnlichen Humor angelaufen sind: Mit «The LEGO Ninjago Movie» hat man die Marke qualitativ verwässert. Der Film fiel aufgrund seiner klischeehaften Story und eines Übermaßes an moralinsauren Dialogfragmenten bei vielen Kritikern durch – und auch das zahlende Publikum hatte keine Lust darauf.
Weltweit generierte «The LEGO Ninjago Movie», der neben den selbstironischeren und subversiveren Vorgängern schon eher wie ein großer Werbespot für neue LEGO-Sets dastand, alles in allem bloß 123 Millionen Dollar – und die Mutmaßung liegt nahe, dass der Film das Pfefferminzblättchen war, das ein gesättigtes Publikum zum Platzen gebracht hat. Zu viel, zu ähnlich, zu schnell nacheinander. «The LEGO Movie 2» muss das jetzt ausbaden. Und das völlig ungerechtfertigt. Denn «The LEGO Movie 2» ist ein sehr guter Animationsfilm und eine ideenreiche Fortführung dessen, was «The LEGO Movie» angefangen hat.
Mit einer gegenüber dem Erstling gedrosselten Gagrate konzentriert sich «The LEGO Movie 2» stärker darauf, eine wuchtige Trefferquote abzuliefern, während das Original wüst Gags, Referenzen, Parodien, Selbstironie und Klischees um sich gehauen hat, frei nach dem Denken: "Irgendwas trifft schon." Die Ironie ist nun auch nuancierter, statt des sehr griffigen, aber auch sehr aggressiven "Everything Is Awesome" treten in «The LEGO Movie 2» nicht ganz so eingänige Songs, die allerdings galanter zwischen Groove, Storytelling und Sticheleien tänzeln. Das steht stellvertretend für den gesamten Film, der zwar nicht so rasant und überraschend ist wie «The LEGO Movie», aber fokussierter und in seinen Gags zielstrebiger.
Es ist also ungerecht, dass diese formidable Ergänzung, dieses stimmig auf das Original passende weitere Bauteil, so untergeht. Bleibt zu hoffen, dass Mundpropaganda den Film noch viele, viele Fans einbringt.