Die Kritiker

«Dr. Molly und Karl»

von
Story:
Dr. Susanne Molberg, aufgrund ihrer Leibesfülle "Dr. Molly" genannt, ist Neurologin und Neurochirurgin. Ihr genialer Ruf als Medizinerin ist allerdings ebenso berüchtigt wie ihr forsches Mundwerk und ihre gnadenlose Direktheit. Eines Tages stellt ihr der Klinikchef Verstärkung in Gestalt der attraktiven klinischen Psychologin Dr. Carlotta Edelhardt zur Seite. "Karl" soll der rationalen "Molly" mit psychologischem Fingerspitzengefühl und Herz auf den Pelz rücken.

Nach einem Kopfball wird der zehnjährige Benny mit ungewöhnlichen Symptomen in die Klinik eingewiesen. Noch während der Junge näher untersucht wird, gerät Molly mit der neuen Psychologin Dr. Carlotta Edelhardt aneinander - denn Molly ist alles andere als einverstanden damit, dass ihr ein "Aufpasser" an die Seite gestellt werden soll, weshalb sie "die Neue" auch von Beginn an provokativ "Karl" nennt.

Bei der Injektion eines Kontrastmittels zeigt Benny eine allergische Reaktion. Die Untersuchung ergibt, dass er an einem seltenen Hirntumor - einem Astrozytom - leidet.

Darsteller:
Sabine Orléans ist Dr. Susanna Molberg
Susanna Simon («Die Hitzewelle») ist Dr. Carlotta Edelhardt
Michael Rotschopf («KDD») ist Dr. Frank Jansen
Daniel Krauss ist («Der letzte Zeuge») Tobias Wienandt
Roman Knizka ist Jack Gildenstein
Collien Fernandez ist Sonnenschein
Paula Birnbaum («18 - Allein unter Mädchen») ist Melonenmädchen.

Kritik:
Die Sat.1-Verantwortlichen und die Serienschöpfer des Formats «Dr. Molly und Karl» wurden in den vergangenen Tagen und Wochen nicht müde, zu betonen, dass die neue Medical-Serie keine Kopie von «Dr. House» ist. An dieser Stelle muss aber eindeutig gesagt werden: Doch, sie ist es. Dieser Eindruck brennt sich dem Zuschauer vor allem in den ersten beiden Folgen ins Gehirn, später könnte die Erkenntnis bei gutem Willen leicht verblassen. Auch wenn der Einstieg in die erste Folge einigermaßen rasant ist, nach spätestens zehn Minuten sehnt man sich nach dem US-Original. Nach 15 Minuten der ersten Folge hätte der Kritiker – wäre es nicht sein Job durchzuhalten – die Festplatte angeworfen und «Dr. House» gewählt.

«Dr, Molly und Karl» betritt nun mal ein Terrain, das von den Amerikanern sehr gut bedient wird. Mit keiner US-Serie, deren Elemente man sich bedient, kann man mithalten. Das Set erinnert ungemein an die Deko von «R.I.S.», teilweise sind die Farben identisch, an sämtlichen Fenstern hängen optisch wenig schöne Jalousien. Immerhin: Das Studio von Molly ist nicht klein – und so entsteht in der Tat der Eindruck, dass man sich in einem größeren Krankenhaus befindet.

Sowohl die Fälle als auch das Hin- und Herwerfen von medizinischen Fachgegriffen, die den Laien zum Staunen verleiten, ist bestens aus «Dr. House» bekannt – ebenso das anfängliche Danebenliegen von Chefärztin Molly. Diese wird verkörpert von Sabine Orléans, die aus diversen Episodenrollen und von zahlreichen Theaterbühnen bekannt ist. Orléans macht ihre Sache allerdings nicht wirklich gut. Sie soll eine bissige, ironische und unerschrockene Chefärztin sein – ähnlich böse wie «Dr. House» und mindestens genauso genial.

Doch beides nimmt man ihr nicht ab. Sie schmunzelt, wenn sie böse ist – sie verzieht keine Miene, wenn sie plötzlich mal den minimalen Anfall von Nettigkeit hat. Auch Susanna Simon wirkt in der Produktion etwas farblos, hatte wohl zu Beginn einige Probleme sich auf die charaktermäßig noch nicht so klar definierte Rolle der Carlotta einzulassen. Völlig unklar bleibt nach den ersten drei Episoden, welche Rolle der Wust an Krankenschwestern und weiteren Ärzten spielen soll.

Einer will Mollys Chefposten – das könnte später noch für Spannung sorgen – die jungen Mädels (auch Collien Fernandez ist dabei), sind allerdings so unscheinbar, dass man sie eigentlich getrost hätte weglassen können. Wie wenig sie ins Geschehen eingreifen, zeigt im Übrigen auch die Tatsache, dass die Guten nicht einmal einen Namen haben. Mehr als „Sonnenschein“ oder „Melonenmädchen“ bleibt für sie nicht übrig. Folge eins kann man – auch wenn das Ende wieder einigermaßen gut gelungen ist – getrost verpassen. In der zweiten Episode ist schließlich eine Steigerung zu erkennen – der Fall hat einen deutlichen USP, etwas noch nicht Dagewesenes.

Auch wenn natürlich die genannten Schwächen immer noch vorhanden sind, machte es immerhin ein wenig Spaß, die Serie zu verfolgen. Dennoch entäuscht «Dr. Molly und Karl», eben weil zwischen den Vorbildern und der deutschen Produktion Welten liegen. In den USA floppte im Übrigen das Format «3 Lbs», das sich ebenfalls hauptsächlich mit Krankheiten im Gehirn beschäftigte. Ein schlechtes Vorzeichen für «Molly»?

Sat.1 zeigt die erste Staffel von «Dr. Molly und Karl» ab Donnerstag, 23. Oktober 2008, um 21.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/30516
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