Filmfacts: «Deadpool 2»
- Regie: David Leitch
- Produktion: Simon Kinberg, Ryan Reynolds, Lauren Shuler Donner
- Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick, Ryan Reynolds
- Darsteller: Ryan Reynolds, Josh Brolin, Morena Baccarin, Julian Dennison, Zazie Beetz, T.J. Miller, Brianna Hildebrand, Jack Kesy
- Musik: Tyler Bates
- Kamera: Jonathan Sela
- Schnitt: Dirk Westervelt, Craig Alpert, Elísabet Ronaldsdóttir
- Laufzeit: 119 Minuten
- FSK: ab 16 Jahren
Neuer Regisseur, dezent veränderter Look: Stellte «Deadpool» noch das Regiedebüt des Effektkünstlers Tim Miller dar, wurde das Sequel von David Leitch gefilmt. Leitch drehte zuvor bereits «Atomic Blonde», und selbst wenn das Charlize-Theron-Actionvehikel dramaturgische Probleme hat, ist es immerhin ansehnlich inszeniert. «Deadpool 2» profitiert von Leitchs Erfahrung: Anders als der zwischendurch eher starr in Szene gesetzte Vorläufer, steckt der deutlich höher budgetierten Fortsetzung wesentlich mehr Leben in den Knochen.
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Oh, ich glaube, ich habe eine Möglichkeit zu einer superdupermegahammeraffengeilen Überleitung gefunden. Schnallt eure Hintern fest, hier kommt sie: Der Mittelpunkt der (in Theorie) spektakulärsten «Deadpool 2»-Actionszene ist kurioserweise nicht der Titel-Antiheld. Und ärgerlicherweise leidet diese Szene am meisten unter unfertigen Computeranimationen, die noch ein paar Tage Rendering, Shading und Compositing benötigt hätten. Schade, sehr schade – ändert trotzdem nichts daran, dass besagte Sequenz dazu beiträgt, dass die dort abliefernde Figur den wandelnden Höhepunkt des Films darstellt. Die Rede ist von Domino.
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- © FOX
Na?! Ihr denkt nun bestimmt: 'Ja, fantastisch. Alles tutti, alles frutti, bei «Deadpool 2» duftet es fit im Schritt!' Tut mich aber voll sorry und so, wenn ich auf die Enthusiasmusbremse hauen muss. Wollt ihr reinen Lobgesang auf das heiß erwartete Rüpelsuperheldenactionparodiesequel mit euren Äuglein vernaschen, sag ich euch: Vielleeeeeicht jetzt schnell wegklicken. Lasst aber dennoch 'nen 'Like' da, weil ich euch so lieb gewarnt habe. Coolio?! Coolio. Weiter im Text, zuerst mit sanftem Mecker-Lob-Mischmasch! Und dann arbeiten wir uns ins Leid vor.
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Ihr hört es schon raus: «Deadpool 2» benötigt auch dringend seine hohe Witzfrequenz, um seine diversen Rohrkrepierer vergessen zu machen. Wenigstens geht der Plan der Filmemacher auf: Ich habe vielleicht nur bei jedem 15. Witz gelacht, und hatte im Kino dennoch häufig Anlass, aufzulachen. Selbst wenn ich zwischendrin enttäuscht geschnauft habe, weil so viele Gags – für mich – so laut verpufft sind. Aber jeder Jeck hat anderen Humor, richtig, Leute?
Während «Deadpool 2» seine verpuffenden Gags durch Schnellfeuergescherze aufwiegen kann, gibt es etwas, das diese Superheldenrüpelkomödie sich auch durch größte Anstrengungen nicht erarbeiten kann: Ehrliche Emotionen. Der episodenhaft zusammengestellte Plot darüber, dass der von Ryan Reynolds gespielte Titelheld netter werden will und daher einen halbstarken Mutanten mit Wutproblemen («Wo die wilden Menschen jagen»-Darsteller Julian Dennison) vor dem zeitreisenden Killer Cable (Josh Brolin) retten möchte, ist gleichzeitig flach und überfrachtet.
Er ist insofern flach, als dass die Autoren verzweifelt mehrere Umwege gehen, um «Deadpool 2» auf zwei Stunden Laufzeit zu strecken. Überfrachtet ist er dahingehend, als dass «Deadpool 2» für einen Film, bei dem die Figurenzeichnung drittrangig ist, angestrengt aus jedem Moment, der weder Gag noch Action oder Plotexposition darstellt, einen Tränenzieher zu machen versucht. Das lässt die Handlung mehrmals zum vollständigen Stillstand kommen, ist unfassbar aufgesetzt und darüber hinaus tonal durch und durch unehrlich. Außerdem zeugt es dafür, dass sich die «Deadpool 2»-Macher bei allen selbstreferentiellen Anflügen eben doch nicht selber ganz durchschaut haben. Da hat der erste «Deadpool» seinen Mix aus Witz, Action und süffisanter, dennoch ehrlich gemeinter "Hoffentlich findet mich meine Freundin trotz entstelltem Äußeren noch immer rattenscharf!"-Dramatik besser im Griff.
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Fazit: «Deadpool 2» ist größer als sein Vorgänger aus dem Jahr 2016. Das kann, je nach Erwartungshaltung, schon genügen.
«Deadpool 2» ist ab dem 17. Mai 2018 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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