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Als sich Serienschöpfer Mitchell Hurwitz erneut die vierte Staffel seiner Comedy «Arrested Development» vorknöpfte, sah es so aus, als hätte er aus seinen Fehlern gelernt: Er nahm die Originalfassung einer einst so rasant-irrwitzigen Serie, die in Staffel vier Sand im Getriebe hatte – und rüttelte (fast) den ganzen Sand aus der Maschinerie. Aus Episoden mit mehr als 30 Minuten Laufzeit, denen wiederholt die Puste ausging, wurden im Remix wieder flotte Folgen mit rund 22 Minuten Laufzeit. Auch Hurwitz Brief an die «Arrested Development»-Fangemeinde klang so, als hätte er aus den Fanreaktionen eine Lektion gelernt.
Um es in Ron Howards Stimme zu sagen: Hat er nicht. Als hätte Hurwitz einen Rückfall erlitten, stopft er die erste Hälfte der fünften «Arrested Development»-Staffel mit mehreren der Patzern voll, die die ursprüngliche Version der vierten Staffel ausmachten. Mehrere der Episoden in Staffel fünf haben 'Überlänge', und sie führen nur wieder vor: Es klappt einfach nicht. Hurwitz und sein Autorenteam verstehen es nicht, die Geschwindigkeit und Spritzigkeit, die «Arrested Development» in den ersten drei Staffeln prägte, auf 30 oder gar noch mehr Minuten pro Folge zu übertragen. Die narrativen Räder qualmen, das Getriebe jault und die fein austarierte Gagmaschine «Arrested Development» gerät außer Takt.
Und es ist auch nicht so, als würde die fünfte «Arrested Development» dieses Problem kompensieren, etwa durch eine komplexere Figurenzeichnung oder überraschende Storylines. Denn Hurwitz verschwendet in den ersten acht Folgen der neusten Runde seines Kultformats mehrmals Zeit und Energie für ellenlange Wiederholungen und Zusammenfassungen. Der Start in die neue Staffel ist der absolute Tiefpunkt, aber auch danach lässt Hurwitz mehrmals Erzähler Ron Howard minutenlang das Geschehen früherer Folgen zusammenfassen. Rückblicke und Zusammenfassungen sind seit jeher Teil der «Arrested Development»-Maschine. Die ersten drei, noch im linearen Fernsehen gezeigten Staffeln nutzten aber nur spärlich sehr kurze Zusammenfassungen, die oft neue Gags beinhalteten oder vorbereiteten. Dass im Zeitalter des mühelosen "Ich gucke mir besser noch einmal Folge XY an" nun ellenlange Nacherzählungen in eine halbstündige Comedyserie gepresst werden, ist der reinste Unfug.
Es drängt sich die Befürchtung auf, dass Hurwitz vielleicht gar keine Muse mehr für «Arrested Development» hat. Die teils absurd schlechte Nachvertonung einiger Sätze, vereinzelte, halbherzige Chromakey-Aufnahmen, das Weglassen eines beliebten, bis dahin kontinuierlich genutzten Running Gags bei einer Episode der fünften Staffel und die nicht etwa pointiert-lustige, sondern nachlässige Art, mit der Figuren in die Handlung rein und wieder aus ihr rausgeschrieben werden, sind jedenfalls brennende Indizien. Ganz davon zu schweigen, dass in Staffel fünf markante «Arrested Development»-Songs teils nicht bei den ihnen zugehörigen Running Gags laufen – und der Gag ausbleibt, wie verquer nun alles ist. Aber Maeybe als Rentnerin ist saukomisch (Bild rechts). Das muss man den neuen Folgen lassen.
Die ersten acht Episoden der fünften «Arrested Development»-Staffel sind bei Netflix abrufbar. Die zweite Hälfte der Staffel soll später dieses Jahr folgen.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
16.06.2018 01:12 Uhr 1
Die Geschichte um Maeybe ist allerdings tatsächlich großartig (gespielt) und erinnert stärker an den Witz der ersten Staffeln.
Allgemein meiner Meinung nach jedoch um längen besser als beide Versionen der vierten Staffel.
Wirklich grauenerregend ist nur die deutsche Synchronisation der neuen Staffel.
18.06.2018 08:21 Uhr 2