Ganz konkret urteilt er: "In WM-Jahren stellen sich Betreiber wie Filmverleiher schon darauf ein, dass das 'eigentliche' Kinojahr erst nach der WM losgeht." Im Jahr 2018 bedeutet das seiner Aussage nach: "Insgesamt rechnen wir in diesem Jahr noch mit bis zu 20 Filmstarts, denen wir ein Besucherpotenzial von mehr als 800.000 Besuchern zutrauen."
Wie realistisch ist diese Prognose?
Filme, die 2018 bereits die 800.000er-Hürde genommen haben
- «Avengers | Infinity War»
- «Fifty Shades of Grey – Befreite Lust»
- «Deadpool»
- «Black Panther»
- «Jurassic World – Das gefallene Königreich»
- «Jim Knopf & Lukas, der Lokomotivführer»
- «Die kleine Hexe»
- «Peter Hase»
- «Solo: A Star Wars Story»
- «Wunder»
- «Die Verlegerin»
- «Red Sparrow»
- «Hilfe, ich hab' meine Eltern geschrumpft»
Stand: 9. Juli 2018
2017 nahmen 41 Filme die 800.000-Ticket-Hürde, im EM-Jahr 2016 waren es ebenfalls 41. Obwohl 2015 trotz solcher Megaerfolge wie «Star Wars – Das Erwachen der Macht», «Fack Ju Göhte 2» und «SPECTRE» insgesamt mehr Menschen in die Kinos gingen als 2016 und 2017, zählte das Jahr indes bloß 36 Filme oberhalb der 800.000-Eintrittskarten-Marke. Dafür kamen 2014, das wie dieses Jahr ein WM-Jahr war, sogar 49 Produktionen auf mindestens 800.000 Kinobesucherinnen und Kinobesucher.
Um ein Jahr zu finden, in dem maximal 33 Filme auf mindestens 800.000 Ticketverkäufe kamen, muss man bis ins Jahr 1990 zurückgehen. Damals durchbrachen nur 29 Kinos diese Hürde, alles in allem wurden gerade einmal 102,5 Millionen Eintrittskarten verkauft, ein Tief, das es seither nicht mehr zu vermelden gab. Was ganz nebenher aber auch aufzeigt: Selbst, wenn 2018 unterm Strich noch schlechter ausfallen sollte als 1990, so besteht die Hoffnung, dass sich das Kino erneut aus solch einer Krise zu retten weiß. Wenn 1990 noch nicht das Ende war, wieso sollte es 2018 auf einmal so weit kommen?
Welche 20 Filme könnten die 800.000er-Marke nehmen?
Allein schon 14 dieser Slots lassen sich mit sehr großer Sicherheit vergeben, da hier entweder erfolgreiche Reihen fortgeführt werden oder auf anderer Weise zugkräftige Marken ihr Gewicht in die Waagschale werfen. So startet bereits unmittelbar nach der Fußball-Weltmeisterschaft «Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster-Urlaub». Nachdem Teil eins rund 1,17 Millionen Menschen ins Kino zog und Teil zwei sogar 1,64 Millionen, ist hier eine weitere Steigerung denkbar. Kurz danach, schon am 19. Juli, steht «Mamma Mia! Here We Go Again» an, und selbst wenn die Trailerreaktionen keinen weiteren Hit in der Größenordnung des Originals von 2008 erwarten lassen, müsste das Sequel enorm abstürzen, um die 800.000er-Marke zu versäumen: Der Erstling kam auf 4,35 Millionen verkaufte Tickets – der zweite Teil dürfte also nur rund ein Fünftel des Vorgängers erreichen, sollte er die erhoffte Hürde verfehlen.
Spannender wird das Rennen schon bei «Ant-Man and the Wasp»: «Ant-Man» verkaufte 2015 nur 547.133 Kinotickets in der Bundesrepublik. Bislang steigerten sich in der Bundesrepublik allerdings sämtliche Fortsetzungen gegenüber ihrem Vorläufer. So sprang die «Captain America»-Reihe zwischen Teil eins und Teil zwei von 339.797 gen 823.228 Kinobesucherinnen und Kinobesucher. So etwas sollte dem komödiantischen Marvel-Minifranchise ab dem 26. Juli doch auch gelingen ...
Am 2. August läuft wiederum «Mission: Impossible – Fallout» an, der mittlerweile sechste Teil der beliebten Stunt-Saga rund um den todesmutigen Tom Cruise, der in diesen Filmen auf den Namen Ethan Hunt hört. Die fünf Vorläufer holten zwischen 4,45 Millionen und 1,25 Millionen Menschen in die deutschen Kinos – da sollte das Überbieten der 800.000er-Marke ein Klacks für Teil sechs sein. Am 27. September geht dagegen Pixars Superheldenstory «Die Unglaublichen» endlich auch in Deutschland in die zweite Runde. In den USA räumt Brad Birds Regiearbeit bereits ordentlich ab, und mit der Bestätigung, dass Markus Maria Profitlich wieder die Hauptrolle übernimmt, stehen auch die deutschen Erfolgschancen bestens – Teil eins kam 2004 noch auf 3,5 Millionen Filmfans.
Eine weitere Fortsetzung mit besten Hitchancen steht am 15. November an, wenn das «Harry Potter»-Prequel «Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen» anläuft. 2016 brachte es der erste «Phantastische Tierwesen»-Teil noch auf zirka 3,48 Millionen Besucherinnen und Besucher. Sehr spannend wird es, zu sehen, wie es ab dem 20. Dezember «Mary Poppins' Rückkehr» ergehen wird. Der Vorläufer zu diesem fantasiereichen Familienmusical stammt aus dem Jahr 1964, und somit aus einer Zeit, als die hiesigen Publikumszahlen noch nicht verlässlich notiert wurden – jedoch werden ihm mehrere Millionen Besucherinnen und Besucher angerechnet. Da sollten mehr als 800.000 Tickets für Part zwei ja wohl ein Klacks sein …
Drei weitere recht sichere Hits stammen in den kommenden Filmmonaten von großen deutschen Namen: Til Schweigers jüngste Regiearbeit, «Honig im Kopf», kam 2014 auf rund 7,3 Millionen Filminteressenten. Ab dem 20. September schickt sich die Road-Trip-Dramödie «Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken» an, ebenfalls die Kassen klingeln zu lassen. Mit Schweiger selbst, Samuel Finzi und Milan Peschel in den Hauptrollen hat das Ensemble Potential, der Trailer schlägt in die gewohnte Schweiger-Kerbe. Neuland betritt derweil Michael 'Bully' Herbig, der mit «Ballon» seine erste dramatische Regiearbeit abliefert. Die wahre Geschichte einer DDR-Flucht via Heißluftballon wird ab dem 27. September versuchen, den beliebten Comedian auch als dramatischen Filmemacher zu etablieren. Und kurz vor Jahresende, am 27. Dezember, startet letztlich die Hape-Kerkeling-Biografie «Der Junge muss an die frische Luft».
Bis dahin stehen zudem vier reizvolle Adaptionen an, die großes Hitpotential auf dem deutschen Markt haben. Am 1. November läuft etwa «Bohemian Rhapsody» an, die Verfilmung des Werdegangs der Band Queen im Allgemeinen und ihres Frontsängers Freddy Mercury im Besonderen. Der Trailer kommt in den Kinos stark an, die Marke Queen rockt in Deutschland weiterhin, dies könnte ein großer Erfolg werden. Parallel dazu wird es mit der E.T.A.-Hoffmann-Verfilmung «Der Nussknacker und die vier Reiche» winterlich-märchenhaft – und mit Keira Knightley, Helen Mirren sowie Mackenzie Foy («Interstellar») ist der Cast sehr fähig; die ersten Bilder versprechen eine ebenso verträumte wie aufregende Geschichte.
Am 29. November schickt Hitlieferant Illumination Entertainment («Pets», «Sing», «Minions») wiederum seinen Weihnachts-Animationsfilm «Der Grinch» ins Rennen, während die erfolgreiche «Transformers»-Reihe am 20. Dezember mit «Bumblebee» einen verspielten Ableger erhält. Der bislang erfolgloseste «Transformers»-Teil war in Deutschland der fünfte Part der Reihe – und selbst der kam auf rund 1,19 Millionen verkaufte Tickets. 800.000 Ticketverkäufe sind da für den familienfreundlicheren Ableger eine sehr realistische Hürde …
Das waren aber noch keine 20 Filme ...
Korrekt. Aber das bedeutet nicht, dass es unwahrscheinlich ist, dass im Laufe des restlichen Kinojahres 2018 noch 20 Filme anlaufen, die die Grenze von 800.000 Besucherinnen und Besuchern überschreiten. Bloß ist es von den obigen 14 Kandidaten abgesehen nicht so einfach, schon jetzt zu erahnen, welche Stoffe das hiesige Publikum stark genug in ihren Bann ziehen. «Das Leben der Anderen»-Macher Florian Henckel von Donnersmarck könnte mit «Werk ohne Autor» wieder Deutschland um seinen Finger wickeln – der Trailer ist schonmal deutlich packender als «The Tourist». Kinostart ist am 3. Oktober …
Innerhalb der Kinobranche setzen viele Experten indes große Hoffnungen auf «Das schönste Mädchen der Welt», eine sehr moderne Variante der Geschichte von Cyrano de Bergerac mit Rap, «Fack Ju Göhte»-Attitüde und «10 Dinge, die ich an dir hasse»-Cleverness. Kinobesitzer zeigen sich darüber hinaus sehr erfolgsbewusst bei der Warner-Trickkomödie «Smallfoot» über einen Yeti, der der Spur eines Menschen nachgeht und von dessen Welt völlig fasziniert ist. Die Trailer laufen in Kinder- und Familienvorstellungen mit großer Resonanz – ob dies für 800.000 Ticketverkäufe genügt, zeigt sich ab dem 11. Oktober. Mit geballter Starpower geht unterdessen «Der Vorname» ins Rennen. Die Streitkomödie über ein Paar, das sein Kind Adolf nennen möchte, läuft am 18. Oktober an und zählt unter anderem Caroline Peters, Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz und Iris Berben zum Ensemble, ebenso wie Janina Uhse und Justus von Dohnányi.
Ein weiterer deutscher Hoffnungsträger ist «100 Dinge» von Florian David Fitz, mit ihm selbst und Matthias Schweighöfer in den Hauptrollen. Die Komödie über zwei Freunde, die einen Wettstreit starten, wer länger (nahezu) ohne Hab und Gut aushält, läuft am 6. Dezember an und hat gute Chancen, bei gelungener Promoarbeit mindestens an Fitz' und Schweighöfers «Der geilste Tag» (1,7 Mio.) heranzukommen. Schon am 11. Oktober läuft der Thriller «Abgeschnitten» mit Moritz Bleibtreu und Jasna Fritzi Bauer an. Vielleicht hat «Tschiller: Off Duty»-Regisseur Christian Alvart mit dieser Fitzek-Verfilmung wieder mehr Glück an den Kinokassen …
Im Actionkino haben zudem das Dwayne-Johnson-Vehikel «Skyscraper» (12. Juli), das Denzel-Washington-Vehikel «The Equalizer 2» und die Comicadaption «Venom» mit Tom Hardy (3. Oktober) sowie das von Peter Jackson produzierte, postapokalyptische «Mortal Engines - Krieg der Städte» (13. Dezember) Potential, die 800.000er-Hürde zu nehmen. Fans des gepflegten Unsinns setzen auch auf den Riesenhai-Film «The Meg» (9. August) Hoffnungen.
Darüber hinaus wären 800.000 verkaufte Tickets bei Disneys «Christopher Robin» (16. August), Damien Chazelles Neil-Armstrong-Biografie «Aufbruch zum Mond» mit Ryan Gosling in der Hauptrolle (11. Oktober), dem Horror-Reboot «Halloween» (25. Oktober) und «Spider-Man – A New Universe» (13. Dezember) keine riesige Überraschung. Hitpotential ist also genug vorhanden – nun müssen Marketing und Publikumslust nur daraus schöpfen ...
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