Man mag es nicht glauben. Aber es ist wahr: Otto Waalkes ist bereits 70 Jahre alt – und das ZDF feiert diesen runden Geburtstag mit einer ganz besonderen Sendung. In «Geheimakte Otto Waalkes – Harry Hirsch auf Spurensuche» nimmt sich der Mainzer Sender vor, zu enthüllen, wo der seit Generationen beliebte Blödelbarde, Musiker, Komiker, Schauspieler und Entertainer herkommt. Und, noch wichtiger: Der öffentlich-rechtliche Kanal will der Welt offenbaren, was Ottos Erfolgsgeheimnis ist.
Zu diesem Zwecke schickt das ZDF in dieser von Geschichtsexperte Guido Knopp moderierten Sondersendung den legendären Enthüllungsjournalisten Harry Hirsch über den Deich, damit er sich an Orten, die Otto Waalkes beeinflusst haben, auf Spurensuche begeben kann. Darüber hinaus führt er exklusive, brisante Interviews mit früheren Otto-Weggefährten wie Kleindarsteller Speedy oder Faultier Sid sowie mit ernstzunehmenden Experten wie Kriminalistin Kommissarin Lucas. Dies soll Harry Hirsch verhelfen, zu enthüllen, wo Otto Waalkes seine Witze her hat und wie er auf die Ideen für solche Kunstfiguren wie den ostfriesischen Pfarrer und Frau Suhrbier gekommen ist.
Nun gut, beenden wir unsere kleine Schmierenkomödie. Denn Otto-Fans werden es eh schon erkannt haben: Die vermeintliche Dokumentation «Geheimakte Otto Waalkes – Harry Hirsch auf Spurensuche» ist natürlich eine Mockumentary, also ein komödiantischer Fake. Das fängt schon beim Enthüllungsjournalisten Harry Hirsch an, der immerhin eine von Waalkes' berühmtesten Kunstfiguren ist. Und selbst, wer das weder weiß noch erkennt, wird wenige Augenblicke nach Beginn von «Geheimakte Otto Waalkes – Harry Hirsch auf Spurensuche» bemerken, dass es dieses Special mit Faktentreue nicht so hat.
Wie es sich für Geburtstagsspecials zu Ehren berühmter Medientalente so gehört, ist auch «Geheimakte Otto Waalkes – Harry Hirsch auf Spurensuche» zu weiten Teilen eine Ansammlung von beliebten Karriereausschnitten. Statt diese wahllos aneinanderzureihen oder chronologisch von Karrierebeginn zu jüngeren Erfolgen, bringt diese 'Enthüllungsdokumentation' sie in die Ordnung einer vermeintlichen Biografie. Soll heißen: Die durchaus beachtliche Ansammlung an sich widersprechenden Film- und Sketchshowausschnitten, die zeigen, wie Otto oder eine seiner Rollen geboren wurde, macht den Beginn von «Geheimakte Otto Waalkes – Harry Hirsch auf Spurensuche» aus und wird als Dramatisierung verschiedener Theorien über seine Geburt dargestellt.
So setzt es sich fort: Themen wie Ottos Karriereanfänge und Liebesgeschichten werden in scherzhaften, neuen Interviews sowie in alten Clips abgehakt. Das neue Material bleibt dabei durchweg dem altbekannten Otto-Humor treu: Familienfreundlich-albern und unsinnig, mit vereinzelten gewagteren Scherzlein, die am jüngeren Publikum wohl vorbeidüsen sollten. Da folgt kurz nach einem Interview mit zwei Sockenpuppen etwa ein fiktiver «Leute heute»-Ausschnitt, in dem über Moderatorin Karen Webb gesagt wird, dass sie sich ja "im Intimbereich der Prominenz bestens auskennt".
Es ist ein Ansatz, den das ZDF sehr gerne wiederholt verfolgen darf. Schon 2014 feierte der Mainzer Sender Hape Kerkelings Geburtstag mit einem von Kerkelings Kunstfiguren bestückten Mockumentary-Blick hinter die Kulissen einer Geburtstagsgala, an der Kerkeling gar nicht teilnehmen will. An den Ideenreichtum dieses Specials reicht «Geheimakte Otto Waalkes» nicht heran, doch als einstündige Feier von Ottos Karrierehöhepunkten in origineller Verpackung hat dieses Special was und darf gern ähnlich geartete Nachfolger inspirieren. Ist allemal vergnüglicher als eine ausgedehnte, lahme Showgala.
«Geheimakte Otto Waalkes» ist in der ZDF-Mediathek abrufbar.
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