Zur Person: Lisa Wagner
Wagner studierte von 1999 bis 2003 an der Bayerischen Theaterakademie August Everding, 2006 drehte sie erste Filme (u.a. «Li»). Für ihr Spiel in einer Münchner-«Tatort»-Folge wurde sie unter anderem mit dem Grimme Preis, dem Bayreischen Fernsehpreis und auf dem Deutschen Fernsehkrimifestival im Jahr 2011 ausgezeichnet. Als Winnie Heller ist sie seit 2014 im ZDF zu sehen.Aber genau mit ihrer Art bietet sie eben schon sehr viel Fläche. Ich kann sagen, dass die Arbeit mit dieser Figur sehr viel Spaß macht. Sind wir mal ehrlich: Viele von uns wären ganz gerne so wie Winnie. Aber keiner kann sich so verhalten, denn sonst würde man ja nur noch anecken. Genau das tut Winnie.
Haben Sie mit der Figur Gemeinsamkeiten?
Natürlich. Als Schauspieler verleiht man der Figur immer auch einen Teil von sich. Ich denke einer der wesentlichen Unterschiede ist, dass ich mit Impulsen anders umgehe als es Winnie tut. Ich bin in meinen Gedanken und meinem Erleben auch nicht so düster wie sie. Andererseits passiert mir auch nicht so viel Scheiß wie ihr. Das ist bei Winnie natürlich auch bedingt durch ihren Beruf.
In der nächsten Folge kommenden Samstag sehen wir eine neue «Kommissarin Heller». Ihre Figur war quasi in Therapie und will fortan – man könnte sagen – menschliche Kommunikation betreiben…
Ja, das stimmt. Ich möchte da gar nicht so viel verraten. Sagen wir es so: Im vergangenen Teil ging es Winnie wirklich nicht gut. Jetzt erzählen wir eine Figur, der es wieder etwas besser geht.
Sie soll sogar ihre Kollegen grüßen – und sich teils sogar Vornamen merken…
Auch das stimmt. Wir sehen also wirklich eine Figur mit neuen Zügen. Mir persönlich hat es viel Spaß gemacht, diese Facetten an ihr zu entdecken und – um ehrlich zu sein – sie dabei manchmal auch scheitern zu sehen.
„
Ich denke, dass wir als Reihe auch immer mit der Erwartungshaltung der Zuschauer spielen müssen.
”
Lisa Wagner
Ich denke, dass wir als Reihe auch immer mit der Erwartungshaltung der Zuschauer spielen müssen. Wahrscheinlich würden die Zuschauer erwarten, dass jetzt jemand Neues kommt, der der alten Figur sehr ähnlich ist. Ich fände das nicht gut. Wir überlegen gerade, ob die neue Figur dick, dünn, männlich, weiblich, groß, klein oder was auch immer ist. Und wir sind mit diesen Überlegungen auch noch nicht durch. Genau dieser Prozess macht die Arbeit an der Reihe auch so interessant.
Winnie bekommt zumindest im kommenden Fall auch eine neue Kollegin, die ihr wirklich sympathisch ist…
Auch da spielen wir mit den Erwartungen. Wenn man den Anfang der Beziehung der beiden sieht, dann geht man als Zuschauer davon aus, dass das niemals gut gehen kann. Und dann passiert Überraschendes… Für mich sind genau das die Spannungsmomente, die die Reihe auch ausmachen.
„
Wir können uns tatsächlich immer weiter entwickeln.
”
Lisa Wagner
Für unsere Reihe ist das elementar. Wir hatten eine Folge, die wurde zum Beispiel von Andreas Senn inszeniert. Das hat auch großen Spaß gemacht, er hatte einen guten Blick und tolle Ideen. Aber es ist nicht einfach und wäre vielleicht sogar unmöglich, die «Kommissarin Heller» immer von wechselnden Regisseuren inszenieren zu lassen. Es gilt, dieses Format zu wahren und dennoch immer wieder eigene Impulse zu setzen. Das ist nicht einfach und das kann nicht jeder. Ich bin sehr glücklich, mit Christiane Balthasar so gut arbeiten zu können. Das ZDF lässt uns, da bin ich auch sehr dankbar, großen Freiraum. Nur so kann die Reihe so sein, wie sie ist. Wir können uns tatsächlich immer weiter entwickeln.
Es gibt nicht ganz so viele Episoden pro Jahr – meist nur eine. Hängt das damit zusammen, dass diese feste Crew Ihre Termine zusammenwerfen muss?
Nein, das hat damit nichts zu tun. Wir sind der Meinung, dass wir es nicht schaffen würden, drei oder vier Filme pro Jahr in dieser Qualität herzustellen. Wenn wir vier statt einen machen würden, dann würden automatisch die Bücher schlechter werden. Außerdem könnte man das Format dann nicht so lange aufrechterhalten.
Das heißt auch, dass Sie das sehr deutlich als endliche Reihe sehen und nicht in 15 Jahren noch als Winnie Heller auf dem Bildschirm auftauchen?
Es ist enorm wichtig, dass wir diese Figur irgendwann loslassen. Irgendwann hat Winnie einfach alles erlebt. Wir würden uns nur wiederholen. Mal geht es ihr besser, dann wieder schlechter. Wir würden der tollen Figur nicht gerecht werden, wenn wir ewig weitermachen. Man muss loslassen können - «Breaking Bad» oder «Dr. House» sind da gute Beispiele.
Sie selbst haben 2019 ein spannendes Projekt vor sich: Unter anderem mit Ulrich Tukur drehen Sie für die UFA die Miniserie «Zeller Reeperbahn».
Das ist ein absolut spannendes Projekt, allerdings war mein letzter Kenntnisstand, dass die Finanzierung noch nicht ganz steht. Das wäre eine sehr schöne Figur, mich würde das sehr freuen.
Wie sehen Ihre Pläne jetzt im Jahr 2019 aus? Viel drehen, wenig drehen?
Ich würde gerne viele schöne Sachen drehen. Ohne Frage. Aber es kommt auf die Bücher an. Es ist ja kein Geheimnis in der Branche, dass es die wirklich tollen Bücher nicht wie Sand am Meer gibt. Und dann muss man für die richtig guten Stoffe ja auch noch besetzt werden…
Danke für das Gespräch!
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
13.02.2019 11:05 Uhr 1