Filmfacts «Hellboy – Call of Darkness»
- Regie: Neil Marshall
- Produktion: Lawrence Gordon, Lloyd Levin, Mike Richardson, Philip Westgren, Carl Hampe, John Thompson, Matthew O'Toole, Les Weldon
- Drehbuch: Andrew Cosby, basierend auf den Comics von Mike Mignola
- Darsteller: David Harbour, Milla Jovovich, Ian McShane, Sasha Lane, Daniel Dae Kim, Thomas Haden Church
- Musik: Benjamin Wallfisch
- Kamera: Lorenzo Senatore
- Schnitt: Martin Bernfeld
- Laufzeit: 121 Minuten
- FSK: ab 16 Jahren
Mignola, der in der frühen Entwicklungsphase des Films noch stärker involviert werden sollte, letztlich aber doch bloß als Berater fungierte, wollte den Neustart der «Hellboy»-Filmreihe nutzen, um sie näher an das zu rücken, was die «Hellboy»-Comics über die Jahre geworden ist. Denn del Toros Filme zogen ihre Inspiration noch lose aus dem ersten «Hellboy»-Comic-Storyarc, von dessen Inhalt und Tonfall sich Mignola allerdings sukzessive entfernt hat. Leider beweist «Hellboy – Call of Darkness» aber, dass eine größere Nähe zur Vorlage keineswegs einen besseren Film garantiert: Neben den stylischen, atmosphärischen und markigen Filmen del Toros ist der vom zweifachen «Game of Thrones»-Regisseur Neil Marshall inszenierte Reboot eine sterbenslangweilige Schlappe von einer Comicadaption.
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Dieses Stop-and-Go-Erzählen beißt sich immens mit der bemüht rotzig-rockigen Attitüde, die Marshall mit «Hellboy – Call of Darkness» zu erwecken versucht, zumal diesem stacksenden Storytelling die ironische, Konventionen brechende Beinote fehlt, die etwa der erste «Deadpool»-Film mit seinem ebenfalls stottrigen Aufbau ausgespielt hat. Dass die meisten Figuren in diesem Film zwar in ihren Dialogen die Kadenz eines Witzes aufweisen, aber jeglichen komödiantischen Verve sowie punktgenaues Timing missen lassen, kommt noch erschwerend dazu.
Ian McShane kann aufgrund des dünnen Drehbuchs nur den müden Schatten seines kernigen Leinwandimages feilbieten und Daniel Dae Kim bleibt als vermeintlich taffer Ex-Soldat vollkommen blass, da er einfach gar kein Material bekommt, mit dem sich ein erinnerungswürdiges Profil erschaffen ließe. «American Honey»-Star Sasha Lane blamiert sich wiederum nicht derart, kann ihrem mit Hellboy befreundeten Medium jedoch auch keine Persönlichkeit aufdrücken.
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Am ehesten überzeugt «Resident Evil»-Franchisestar Milla Jovovich, die sich sichtbar in ihrer schurkischen Rolle genießt und Nimue mit süffisanter Übertreibung spielt, ohne sie als wandelnden Witz zu deuten. Jovovich legt eine überzeugte Zielstrebigkeit in ihren Blick und ihre Stimme, wenn sie als Nimue boshaft lamentiert – zwar bleibt ihre Rolle noch immer wenig denkwürdig, doch in diesem so profilarmen Film sticht sie klar hervor.
Und da die Profillosigkeit von «Hellboy – Call of Darkness» auch fürs Optische gilt, lässt sich der lahme Inhalt nicht mit einem "Na, wenigstens ist's geballte Unterhaltung, egal wie dumm es ist!" weglachen: Für jemanden, der mit «The Watchers on the Wall» (dt.: «Die Wächter auf der Mauer») eine der auch aufgrund ihrer Ästhetik meistgelobten «Game of Thrones»-Episoden gedreht hat, liefert Neil Marshall hier erschreckend langweilige, ausdruckslose Bilder ab. Die Lichtgebung ist flach und akzentlos wie in einem Krimi-Procedural aus der zweiten Reihe, die Actionszenen lassen im Schnitt jegliche Dynamik missen (ganz gleich, wie viele kultige Rocknummern Marshall unter sie legt) und das Setdesign ist völlig banal.
Daher wirken die diversen Gewaltspitzen in «Hellboy – Call of Darkness» fast schon verzweifelt, statt wahlweise zu schocken oder mit rauer, ungezügelter Derbheit zu unterhalten: Wenn die lasch choreografierten, fade inszenierten Actionpassagen immer wieder Mal kurz eskalieren, indem Berge roter Pixel über die Leinwand schießen, macht das «Hellboy – Call of Darkness» nicht mitreißender, spannender oder sonstwie besser.
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Fazit: Egal, wie viel computeranimiertes Blut spritzt, «Hellboy – Call of Darkness» bleibt im übertragenen Sinne blutleer: Ohne erzählerisches Ziel, ohne sitzenden Humor und ohne denkwürdige Ästhetik ist dieser Comicfilm-Neustart ein totaler Fehlschlag.
«Hellboy – Call of Darkness» ist ab sofort in vielen deutschen Kinos zu sehen.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
11.04.2019 13:27 Uhr 1
Aber wenn der Film floppt, vielleicht reaktivieren sie dann ja doch noch mal del Toro und Perlman (auch wenn der dann eigentlich wirklich zu alt für die Rolle wäre ...)?
Ja, ich weiß. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen ...
11.04.2019 16:30 Uhr 2
11.04.2019 17:15 Uhr 3
Die Kritik habe ich verfasst. Ja, es ist meine Meinung. Und weißt du, was ganz toll ist? Egal wie schwach ich den Film besprochen habe, du und andere Comicfans dürft dennoch rein. Niemand hindert euch! Irre, oder?