In den sozialen Netzwerken wurde bemängelt, dass die «Tagesschau» zwar vergleichsweise zügig online berichtete, ihre Berichte jedoch lange Zeit spärlich ausfielen. Was schwer daran ausfiel: Im Fernsehen dauerte es sehr lange, bis Das Erste und ZDF vom Programmablauf abwichen, während neben französischen Medien auch CNN und die BBC eilig auf die Tragödie reagierten. Auch aus den früheren eigenen Reihen hagelte es Kritik. So twitterte der jetzige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet: "Rechte Hetzer verbreiten erste Verschwörungstheorien und der öffentlich-rechtlich Rundfunk schläft" und Ulrich Deppendorf, der frühere Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, äußerte auf Twitter, dass es für ihn "schwer nachzuvollziehen" sei, dass Das Erste zu den Ereignissen in Paris keinen «Brennpunkt» gebracht hat. Auch die ehemalige WDR-Chefredakteurin Sonia Seymour Mikich fragte, wieso sie CNN und BBC einschalten müsse.
Dass aber großes Interesse daran bestand, die Ereignisse im deutschen Fernsehen zu verfolgen, belegen unter anderem die Quoten der 20-Uhr-«Tagesschau»: 5,15 Millionen Menschen schalteten die ARD-Hauptnachrichten ein, das resultierte in 18,6 Prozent Marktanteil. Sieben Tage zuvor holte die 20-Uhr-«Tagesschau» dagegen noch 4,74 Millionen Interessenten und 16,6 Prozent Marktanteil. Ab 22.15 Uhr erreichten diesen Montag die regulären «Tagesthemen», eingekesselt von einer wenig gefragten «Hart aber fair»-Ausgabe und einer ebenfalls mäßig erfolgreichen «Deniz Yücel»-Doku, 2,89 Millionen Wissbegierige. Das glich guten 12,3 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden sogar sehr tolle 9,9 Prozent Marktanteil eingefahren. Ein «Tagesthemen Extra» kam ab 23.35 Uhr wiederum nur noch auf 7,4 respektive 6,3 Prozent Marktanteil.
Auch im ZDF wurde nur wenig über Notre Dame berichtet, das «heute-journal» überzeugte ab 21.45 Uhr dennoch 5,64 Millionen Interessenten, darunter 0,83 Millionen Jüngere. Mit 19,7 und 9,2 Prozent Marktanteil waren sehr tolle Zahlen drin. RTL derweil meldete sich ab 22.50 Uhr mit einem «RTL Nachtjournal Spezial» zum Thema, als das Feuer bereits endlich unter Kontrolle gebracht wurde. 1,61 Millionen Fernsehende, darunter 0,67 Millionen Umworbene, sorgten für passable 8,2 beziehungsweise 10,8 Prozent Marktanteil.
Es gibt 20 Kommentare zum Artikel
16.04.2019 09:45 Uhr 1
Das freut mich umsomehr, dass man dafür auch belohnt wird.
Bei Welt lief gefühlt jede 30 Minuten, genau 10 Minuten Werbung.
16.04.2019 10:03 Uhr 2
16.04.2019 10:03 Uhr 3
16.04.2019 10:14 Uhr 4
16.04.2019 13:02 Uhr 5
16.04.2019 13:25 Uhr 6
16.04.2019 13:26 Uhr 7
Zumindest ich finde, dass Das Erste, als Sender, der vor wenigen Monaten noch mehrere "Brennpunkte" gezeigt hat, weil es im Winter geschneit hat, sich auch zu einer prominent platzierten Sondersendung bequemen dürfte, wenn mehrere Jahrhunderte europäischer Architektur, Kunst und Historie in Flammen stehen.
16.04.2019 14:28 Uhr 8
Vielleicht sollte man auf den ein oder anderen Wetter-Brennpunkt verzichten.
Der Info-Gehalt tendierte gegen Null und niemand hat sich auf so etwas vorbereiten können, so dass erst jetzt für die Magazine Experte gefunden werden, die das alles einordnen können. Wer live dabei sein wollte, hat ja auf n-tv die Möglichkeit gehabt, live dabei zu sein.
Von ARD + ZDF erwarte ich Hintergrundberichterstattung wie der Deniz-Yücel-Film gestern abend in der ARD oder den Film über die Gefahr der Künstlichen Intelligenz.
16.04.2019 16:27 Uhr 9
Das hab ich gestern auch tausendfach geschrieben, weil auf Twitter alle auf ard und zdf eingeschlagen haben. Einer ging sogar so weit und faselte irgendwas von wegen man müsse das für ein vereintes Europa zeigen, jeder der es nicht zeigt sei gegen Europa und lauter so komisches Zeug.
Andere verglichen es mit christchurch in seiner Wichtigkeit. Naja.
Am besten war Armin Laschet (Ministerpräsident NRW). Der hat auch mal direkt gegen die Öffentlich-rechtlichen gepöbelt und dass man die öffentlich-rechtlichen ja nicht bräuchte, weil NTV mache das doch auch gut.
Billiger Populismus aber klar, die CDU ist wohl eher für freie Marktwirtschaft in dem Bereich.
Ich empfand es ähnlich. Hab zum Start Welt dran gehabt zum schauen (leider ist die RTL Streaming App kostenpflichtig, daher blieb nur pro7) aber wirklich Informationen gabs nicht.
Nüchtern betrachtet brannte ein Gebäude in einem anderen Land, ohne dass Menschen in Gefahr waren oder ernsthaft von einem Anschlag ausgegangen werden konnte.
Außer die AfD Solingen natürlich.
Und für ein brennendes Gebäude, dass für die meisten deutschen kaum eine Bedeutung hat (die meisten kennen es wohl durch Disney) muss man nicht stundenlang die Kamera draufhalten und nur blöd rumfaseln. Wirklich was rausgekommen ist bei Welt zum Beispiel auch nicht. Man hat was über Brandschutz gelernt, aber nach 20 Minuten wiederholte sich das einfach immer wieder. Und was will man über ein brennendes Gebäude schon groß berichten?
Ich fand das ZDF hat’s gut gemacht. Die haben zum Heute Journal um 21:45 Uhr einen Bericht erstellt, in 5 Minuten wirklich alles (selbst zum Brandschutz) erzählt was es zu wissen gibt, alles interessante erwähnt und dann noch einen Beitrag über die Bedeutung der Notre Dame zusammengeschustert und haben, dadurch dass das ZDF erst vor Tagen über die Bauarbeiten an der Notre Dame berichtet hat, auch mehr zeigen können als NTV. Mir reicht da wirklich, wenn man da alle 2 Stunden mal sagt wie es aussieht, wen es mehr interessiert kann ja auch was lesen. Aber großartig was zu zeigen, was kein sensations-Journalismus wäre, ist bei sowas doch gar nicht nötig.
Von daher: Es wurde seitens des ZDF eine gute Qualität abgeliefert und es wurde nicht auf quotenjagd gegangen. Es kann sich doch jeder Privatsender freuen, sonst hätte jeder ard oder zdf dran gehabt.
16.04.2019 16:50 Uhr 10