Filmfacts «Pokémon Meisterdetektiv Pikachu»
- Regie: Rob Letterman
- Produktion: Mary Parent, Cale Boyter,Hidenaga Katakami, Don McGowan, Greg Baxter, Cliff Lanning, Ali Mendes
- Drehbuch: Dan Hernandez, Benji Samit, Rob Letterman, Derek Connolly
- Story: Dan Hernandez, Benji Samit, Nicole Perlman
- Darsteller: Justice Smith, Kathryn Newton, Suki Waterhouse, Omar Chaparro, Chris Geere, Ken Watanabe, Bill Nighy
- Musik: Henry Jackman
- Kamera: John Mathieson
- Schnitt: Mark Sanger, James Thomas
- FSK: ab 6 Jahren
- Laufzeit: 104 Minuten
Nun also feiern die Taschenmonster ihr Debüt im Realfilmkino – und das auf Basis eines vergleichsweise unbekannten Spin-off-Videospiels, welches das übliche Pokémonsammeln gegen ein rätselbespicktes Abenteuer mit einem sprechenden Pikachu eintauscht. Klingt absurd, verwandelt sich nicht zuletzt durch die Beteiligung von «Deadpool»-Hauptdarsteller Ryan Reynolds als Originalsprecher (und Motion-Capture-Vorlage) des pelzigen Titelhelden allerdings in einen potentiellen Kassenschlager.
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- © Warner Bros.
Das Positive zuerst: Unter der Regie Rob Lettermans erschafft «Pokémon Meisterdetektiv Pikachu» eine glaubwürdige Welt, in der nicht nur Pokémon existieren, sondern obendrein in der Stadt Ryme City auf enge, treue Weise mit Menschen koexistieren. Manche Kamerafahrten erinnern vage an Disneys Animationsblockbuster «Zoomania», nur dass hier nicht Scharen an Säugetieren durcheinander wuseln, sondern sich in Menschenmassen auch zahlreiche Pokémon tummeln. Neben dem Design von Ryme City (eine dezent-futuristische Großstadt, die nachts von «Blade Runner 2049»-esken Neonlichtern angeschimmert wird) und der Beiläufigkeit, mit der Letterman das Zusammenleben zwischen Mensch und Taschenmonster einfängt, ist es die Arbeit John Mathiesons, die «Pokémon Meisterdetektiv Pikachu» so stimmig erscheinen lässt: Der «Codename U.N.C.L.E.»-Kameramann filmt das Geschehen auf 35mm und gibt Ryme City so ein feinkörniges Rauschen, wodurch diese schräge Welt an Haptik gewinnt – im Zusammenspiel mit der schattig-atmosphärischen Beleuchtung ist dies fast schon die halbe Miete.
Den Rest leisten die Effektkünstler: «Pokémon Meisterdetektiv Pikachu» übersetzt die knuddeligen Pokémon-Designs behände in einen quasi-fotorealistischen Look, behält aber ihre cartoonige Mimik bei. Und so blinzeln uns Bisasams mit riesigen Augen und breitem Lächeln an, während sich Enton urkomisch durch die Gegend schielt – diese Pokémon bleiben ihrem Cartoon- und Gameursprung treu, gleichzeitig aber haben sie eine realistische Oberflächenstruktur. Man will einfach durch Pikachus kurzes, dichtes Fell wuscheln und erkennt jede einzelne Schuppe des drachenartigen Glurak. Darüber hinaus fügen sich die Pokémon mit einer an «Paddington» und «Christopher Robin» erinnernden Compositing- und Shadingleistung praktisch nahtlos in das Filmmaterial.
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Darüber hinaus scheitern die Drehbuchautoren Dan Hernandez, Benji Samit, Rob Letterman und Derek Connolly daran, einen mitreißenden Kriminalfall zu konstruieren: Tim und Pikachu drehen sich über weite Teile des Films im Kreis, bekommen wiederholt Hinweise auf dem Silbertablett serviert und weder zieht der Film Komik aus diesem Umstand noch arbeitet er es thematisch aus. Im Zusammenhang mit der laschen menschlichen Hauptfigur führt dies dazu, dass es bei «Pokémon Meisterdetektiv Pikachu» schwer wird, mitzufiebern. Der Film wird somit vom Look, den Pokémon und einer Handvoll kurzweiliger Gageinlagen geschultert. Zweifler überzeugt das Franchise so eher nicht, überzeugte Fans können den Knuffigkeitsfaktor wertschätzen und alle dazwischen verbringen eine unterhaltsame, aber nicht sonderlich lang in Erinnerung haftende Zeit im Kino.
«Pokémon Meisterdetektiv Pikachu» ist ab dem 9. Mai 2019 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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