Cast & Crew «Euphoria»
- Idee: Sam Levinson
- Darsteller: Zendaya, Maude Apatow, Angus Cloud, Eric Dane, Alexa Demie, Barbie Ferreira u.a.
- Regie (Pilot): Augustine Frizzell
- Drehbuch: Sam Levinson
- Ausf. Produzenten: Sam Levinson, Drake, Future the Prince, Ron Leshem u.a.
- Produktion: A24 Television u.a. für HBO
- Folgen: 8 in S1 (je ca. 55 Min.)
«Euphoria» ist ein Ensemble-Stück, das die Geschichten mehrerer Teens erzählt, am Anfang hauptsächlich von der 17-jährigen Rue. Diagnosen: Zwangsstörung, Angststörung, bipolar. Rue gerät in eine Abwärtsspirale aus Drogen und Sex, nachdem ihr Vater an Krebs gestorben ist; heute ist sie drogenabhängig. Ihre Freunde sind kaum besser dran. Football-Spieler Nate ist klassisch misogyn, sieht Frauen als Lustobjekte und ist pornosüchtig. Kat sucht Bestätigung, indem sie mit möglichst vielen Klassenkameraden ins Bett geht, die schließlich Videos ihrer Bettgeschichten veröffentlichen. Und Jules hat schnellen Sex mit dem Vater eines Klassenkameraden, den sie auf einer Dating-App gefunden hat.
Allein in den ersten Episoden des HBO-Dramas sind mehr Geschlechtsteile zu sehen, als man zählen kann. Provokant ist es in jedem Fall, in den USA sind zumindest einige Schlagzeilen über «Euphoria» erschienen. Inwiefern die Serie die Lebensrealität von US-Teens widerspiegelt, ist fraglich. Mancher amerikanische Kritiker merkt an, dass die aktuelle Generation Z (also die ab Ende der 1990er Jahre Geborenen) statistisch gesehen weniger harte Drogen konsumiert, weniger Sex hat und weniger Alkohol trinkt als frühere Generationen. Natürlich aber zeigt «Euphoria» Phänomene des Lebensalltags digitaler Teens auf, die nicht erfunden sind: Psycho-Probleme, Porno-Allgegenwärtigkeit, Online-Mobbing, unsichere Männlichkeit.
«Euphoria»: Nur an der Oberfläche
Die eigentliche Frage ist: Warum sollte man sich das alles anschauen? Es ist keine besondere High-Concent-Story dahinter, die die Serie oder die Charaktere antreibt. Vielmehr wird der Lebensalltag dieser Teens porträtiert, ähnlich wie es Serien wie «Girls» getan haben. Die größte Stärke von «Euphoria» ist ihr großartiger cinematischer Neon-Style, der perfekt ins Instagram-Zeitalter passt. Die Szenen schwirren am Zuschauer vorbei, schnelle Schnitte, schon kommt die nächste Story. Die Serie verharmlost außerdem nicht, sie zeigt die Abgründe des Drogenkonsums und die Probleme, die die jungen Frauen und Männer mit der Welt und vor allem mit sich selbst haben. Sie ist quasi das Gegenteil ebenfalls stylischer, aber letztlich realitätsfremder Highschool-Formate wie «Riverdale».
Das Problem von «Euphoria» ist ein anderes: Obwohl es die Abgründe der Figuren schonungslos zeigt, kratzt es trotzdem nur an der Oberfläche der Charaktere. Das mag auch am größeren Ensemble liegen. Aber man hat nicht das Gefühl, als würde die Serie wirklich vordringen zu den charakterlichen Tiefen und damit den tatsächlichen Gründen ihres Handelns. Dies führt dazu, dass man die Figuren und ihre Identitäten tatsächlich so abstempelt wie in dieser Kritik beschrieben: als Drogenopfer, als Pornosüchtiger, als Schlampe. Der Schock-Effekt der ersten Episoden wird sich außerdem schnell abnutzen. Davon abgesehen ist das Format vorbildlich von Jung-Schauspielern gespielt, die die Diversität junger Generationen wunderbar auf dem Bildschirm porträtieren. Star der Serie ist Zendaya, die die Hauptrolle von Rue verkörpert. Dass die Schauspielerin als Disney-Star bekannt geworden ist, passt zu dem, was «Euphoria» am besten kann: provozieren.
In Deutschland ist «Euphoria» bei Sky Atlantic zu sehen.
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